2006


Freitag, 13. Januar

"Annette von Droste-Hülshoff am Bodensee"

Theaterabend mit Angelika Hermann und Andreas Jetter

Auf eine gut einstündige und mehr als hundertfünfzig Jahre zurückführende Zeitreise nahmen Angelika Hermann am vergangenen Freitagabend etwa fünfzig Personen im Teuringer "Kulturhaus Mühle" mit in das Leben der für damalige Verhältnisse überaus emanzipierten und freigeistigen Annette von Droste-Hülshoff. Zwar nicht ganz von Anfang an, aber kompromisslos bis zu ihrem behüteten, "schwindsüchtigen" Ende.

Den Einstieg in das Denken und Wirken dieser kreativen Persönlichkeit fanden die "Reisenden" über die Ankunft der Droste in der damals schon fast aufgegebenen Meersburg. Josef von Laßberg, der Annetttes ältere Schwester geheiratet hatte, erstand diese quasi als Schnäppchen. 1841 kommt Droste-Hülshoff das erste Mal an den Bodensee und fühlt sich hier gleich wohl und geborgen. Schwärmerisch beschreibt sie in Gedichten und Briefen die schöne Landschaft und die freundlichen Leute. Komplett gegen die herrschende Auffassung von Sitte und Moral, schreibt sie Gedichte, Opern, komponiert Lieder und ist eifrige Diskussionsteilnehmerin bei Themen, zu denen Frauen in der seinerzeitigen Gesellschaft ausgeschlossen waren. Nie verheiratet und kinderlos stimmt ihre eigene Kathegorisierung als "Alte Jungfer" wohl nur zum Teil, wenn die sehnsüchtigen Briefe recht gedeutet werden, welche sie ihrem Freund Lewin nachschrieb, nachdem dieser der Meersburg den Rücken gekehrt hatte. Nach einer letzten, beschwerlichen Reise kehrt sie erschöpft an den Bodensee zurück und wird ein Opfer der Tuberkulose. Sie hatte es nie darauf angelegt zu Lebzeiten berühmt zu werden – "Mir reicht es, wenn in hundert Jahren die Menschen meine Gedichte lesen", soll sie gesagt haben und könnte mit der Erfüllung ihres Wunsches hoch zufrieden sein.

Angelika Hermann gelang es mit einfühlsamer Rezitation "Die Droste" auferstehen zu lassen. Der szenische Aufbau (in dem auch das lebenslang begleitende Kinderstühlchen von Annette nicht fehlte) und die Hintergrund-beleuchtende Auswahl an Gedichten und Briefen, zogen die Mühlengäste in den Bann. Am Klavier wurde sie vom Salemer Münsterorganisten, Andreas Jetter, bei den Kompositionen der Annette von Droste-Hülshoff gefühlvoll unterstützt, dennoch war es für das durchwegs ältere Publikum oft und besonders in den hinteren Reihen nicht leicht, einzelne Passagen klar zu verstehen.

Für "Kultur in der Mühle" – Bruno Rauscher

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Freitag, 10. Februar

“Ladies in Jazz”

Songs & Stories von großen und kleinen Legenden

Das hätte es vor 70 Jahren noch nicht gegeben! - Musizierende Frauen, noch dazu Jazz-musizierende Frauen! Aber gut, dass das heutzutage geht und noch besser, wenn es dermaßen gut angeht, wie das die Formation um Sabine Essich mit ihrem brandneuen “Ladies in Jazz”-Programm jüngst im Teuringer Kulturhaus “Mühle” in Bestform zelebrierten.

Wie aus afrikanisch traditionellen Weisen die Urform des Jazz wurde, welche Schwierigkeiten die Frauen hatten in der Szene Fuß zu fassen, was die “Großen” unter ihnen leiden und leisten mussten und wie sich bei der “Wiedergeburt” des Jazz mit Beginn des neuen Jahrtausends auch in der deutschen Musikszene immer mehr Ladies behaupten und zu unverwechselbaren “Voices” wurden/werden, erzählte Jutta Klawuhn zwischen den vorgetragenen und beispielgebenden Titeln auf kurzweilige Weise. So war da von anfänglichen geheimen Absprachen der Sklaven die Rede, später das Mobbing “anständiger Kreise” gegenüber “den Verruchten, die sich in Kaschemmen und Bordells vor Mannsvolk produzieren und ihnen die Köpfe verdrehen”. Von Ausnahmemusikerinnen wie Bessie Smith, Aretha Franklin, Ella Fitzgerald und natürlich Billie Holliday erfuhr die Hundertschaft, die es dazu trotz widriger Straßenverhältnisse aus der ganzen Region nach Teuringen gezogen hatte. Doch damit noch längst nicht genug, denn als die “black-ladies” sich und ihre Art zu singen salonfähig gemacht hatten, war es an den “white-ladies”, sich dieses Vorrecht ebenfalls zu erobern. Und die hatten es fast noch schwerer. Erst mit der Swing-Ära gelang hier der Durchbruch und endlich wurde auch akzeptiert, dass es sehr wohl möglich ist “ein Horn mit Büstenhalter zu spielen”. Betty Gilbert machte es allen vor! Noch im hohem Alter! Frauen wie Peggy Lee, Janis Joplin führten fort und gaben die Idole ab für eine Lina Simon, Flora Purim, Karen Krog oder Nora Jones – um nur einige zu nennen.

Gut gewählte Zitate und Anektoten mit fein abgestimmter Zwischenmusik ließen die Zeit vergessen. Bis in die “Avantgarde” hinein spielten, sangen, gurrten, kreischten und stöhnten die “Sirenen” mit ihren Jazz-historischen Kostproben. Gerne hätte das Mühlenpublikum noch mehr, viel mehr von den “Ladies in Jazz” aufgesogen und forderte vehement Zugaben ein. Für das musikalische Quartett hieß es da in Beratung zu gehen. So steckten Heike Dillschneider (Percussion), Susi Möhrle-Wagner (Bass), Isolde Werner (Gitarre) und Sabine Essich ihre Köpfe zusammen und kamen letztendlich zu dem Schluss, den Kreis mit dem “Ajele binekulo papa ajele” vocal-pur wieder zu schließen.

Für "Kultur in der Mühle" – Bruno Rauscher

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Freitag, 10. März

”Ceramic, Stone & Wood”

erste gemeinsame Ausstellung von Thoma & Emmans

“So macht Vernissage richtig Spaß”, waren sich nicht nur die ausstellenden Künstler Steffi Thoma und Richard Emmans und die Mitglieder des betreuenden Arbeitskreises “Kultur in der Mühle”, sondern auch die untermalende Jazz-Formation “Jazz4You” und die die 100 weit überschreitenden Besucher am vergangenen Freitagabend in der “Mühle” sicher.

Viele davon erlebten zum ersten Mal die Kompatibilität der ehrwürdigen Mühlengemäuer mit zeitgenössischen Kunstobjekten. Die Spannungen welche sich daraus ergaben merkten als erste Thoma/Emmans beim Einrichten der Ausstellung. “Plötzlich war es klar: Das gehört genau da hin! Als wäre es schon immer da gewesen”, so der Stein- und Holzhauer des Duos, Richard. Die Raku-Keramikerin Steffi, kennt die Location schon aus einer früheren Ausstellungsbeteiligung. Dass diese Zwei sich nun – jetzt erst und endlich – zu einer gemeinsamen Präsentation ihrer Werke gefunden haben, wundert ihre Freunde, die Kenner und sie selbst nicht mehr. Denn warum soll sich, was sich auf persönlicher Ebene harmonisch ergänzt, nicht auch im künstlerischen Ausdruck wiederfinden? Wenn auch - und vielleicht gerade weil - Materialien und Arbeitsweisen unterschiedlicher kaum sein können. Richard steht mit dem Sprengmeisel vor dem Stein um ihn zu “zerhauen” – Steffi formt losen “Matsch” zu teils fragilen Formen. Sie lässt die Oberflächen zerspringen – er glättet. Während Richard die gegebenen Strukturen und Farbnuancen seiner “Werkstoffe” herausarbeitet – liegt es an Steffi selbst, diese Elemente an Ausdruck ihren Objekten zu verleihen.

Die gemeinsamen Verbindungen bezeichnete Laudatorin Rebecca Elbs als “das unerschöpfliche Talent Beider, die Intensität und Ausdauer mit der sie arbeiten, die Begeisterung für das Neue und Berührende, dem Erkunden von Wurzeln, das Ausprobieren von Unprobiertem, die spielerische Art mit Materialien umzugehen und die Freude, die Beide daran haben”. Der offene Ideen-Dialog mündet in gegenseitiger Inspiration, deren Ergebnis in ihren Objekten spürbar wird.

Beide haben in der Robbie Williams Stadt Stoke-on-Trent studiert und sich dort an einigen Projekten und Ausstellungen beteiligt. Im Süddeutschen hat sich Richard Emmans durch Projekte wie der “Kunst in der Stadt”, Markdorf (2002) oder “Einblicke-Ausblicke”, in Lindau (2004) einen Namen gemacht und die Art-Designerin Steffi Thoma – als “regionales Gewächs” – zieht es mit ihren Ausstellungen und Projekten immer wieder in die große weite Welt, wovon sie dann - nicht erst einmal - mit einem Preis zurück kommt.

Für "Kultur in der Mühle" – Bruno Rauscher

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Freitag, 24. März

Wenn die Nervensäge singt

“Fräulein Clara und Herr Anton”

Sex, Crime, Drugs – da fehlte nur der Rock ´n Roll – um alle gängigen Quotenversprecher zu erbringen. Letzterer fehlte jedoch am Freitagabend im Kulturhaus “Mühle” nicht wirklich. Das Fräulein Clara und der Herr Anton kamen ganz gut ohne solchen aus – sie entzückten lieber ihr Publikum mit Songs, Schlager und Couplets von 1913 bis 1970. Und das mit einer Dynamik und Präsenz, dass zwischen den einzelnen Titeln kaum Zeit zum Luft holen blieb.

Wahre Begeisterungsstürme kamen von den knapp 100 Besuchern, als “Donna Clara” beim gleichnamigen Tango ein inniges Tête-à-tête mit einem auf dem Rücken geschnallten Galan aufs Parkett tanzte. Nur, wo war “Fräulein Clara” geblieben? Denn die tanzende Signorita wies nur entfernte Züge mit der “Leibhaftigen” auf. Rätsellösung: Auch sie war angewiesen auf “Belebung” durch die gebückt agierende “echte Clara” alias Ruth Duffner. Diese, hierbei gezeigte Harmonie sollte allerdings auch die Ausnahme in der Beziehungskisten-Aufarbeitung bleiben. Ansonsten “gifteten” sich die Geschlechter ziemlich an! Mordvorstellungen kreisten, als Herr Anton alias Anton Sálat es “satt hatte”, als begleitender Pianist immer nur “die zweite Geige” zu spielen. Da wünschte er sich schon mal eine Fahrt mit der seiner “Clara in die Sahara” – zu den wilden Tieren und so .......... Doch was passiert dann? Er kommt zurück mit einer wüsten Sarah! Und die legt gleich einen verführerischen Bauchtanz auf dem Schimmel-Flügel hin. Die Fäden dazu zog meisterlich Ruth Duffner, die ihr Multitalent überdies als Spielzeugsaxofonspielerin, singende (“Nerven”-)Säge-Virtuosin sowie mit ihrer schauspielerischen Ausdruckskraft überzeugte. Mal ganz Vamp, mal ganz bieder, ließ sie zu versteckt frivolen Texten Erotik knistern. Da blitzten und blinzelten Augen und wenn nötig, leuchtete die pure Unschuld oder reinste Mordgier daraus. “Mein Mann ist verhindert, Liebste” – warum wohl – war das Ergebnis nachdem sie, wegen eines gewissem Egonegonegon und lauter Liebe zu ihm, dermaßen einen hinter die Binde gekippt hatte, dass nach der Pause die Weiterführung der Vorstellung fraglich wurde. Oder gibt es noch andere Wege aus der Partnerkrise? – Na sicher doch! Eine Frau braucht einen Hausfreund – so ihr Statement, wenngleich auch da manchmal gewisse Probleme auftreten. Für Herrn Anton gestaltet sich dies Problem schon schwieriger – er ist den Launen seiner Verehrten ausgeliefert und wenn’s beim “Abend zu Zweit” allzu öde zugeht, kann er sich im nächsten Moment durchaus von einer Pistole, einem Dolchstich oder Gift im Tee bedroht sehen.

Seit gut sechs Jahren arbeiten Ruth Duffner und Dr. Anton Sálat (der tatsächlich ein Mediziner ist) auf der Bühne zusammen. Die in der Teuringer "Mühle" gezeigte Vorstellung war teils ein Probelauf für ihr jüngstes “Mords”-Programm. Die Arrangements für ihre Versionen der partnerschaftlichen Konfliktbewältigung werden stets von ihnen aufs Neue überarbeitet, so dass eine optimale Einbettung in den Spannungsverlauf der Show erreicht wird. Überraschungen am laufenden Band sind so vorprogrammiert. (Künstlerinfo: www.donna-clara.de)

Mit dem ersten Auftritt der beiden Künstler aus dem Schwarzwald in Oberschwaben, erwies sich die Teuringer “Mühle” zum wiederholten Male als “Sprungbrett” in die/der Region, wie der veranstaltende AK “Kultur in der Mühle” nicht ohne Stolz feststellte.

Für "Kultur in der Mühle" – Bruno Rauscher

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Samstag, 01. April

Kammerkonzert mit “Aglaia-Trio”

Nicht jede Ankündigung für den Ersten April ist immer auch gleich ein Aprilscherz! Freude hatten auf jeden Fall alle Kammermusikfreunde an dem Abend mit dem “Aglaia Trio” aus Markdorf – Schaden (?) all jene, welche das Ganze für einen Gag hielten und deshalb fernblieben. Etwas mehr als Fünfzig fanden sich dennoch in der “Mühle” ein um dem Können der drei Musikerinnen zu lauschen. Klassisch-barock ging es ganz ohne Einleitung mit W.A. Mozart (KV 548 in C-Dur) los. Und da war schon zu spüren, wie sich die Drei (Anne Erdmann - Violine, Katharina Buschhaus – Violoncello und Andrea Ringendahl – Klavier) mit ihrer Darbietung identifizieren. Voll Innigkeit brachten sie ihr nuanciertes Spiel und ließen durch eindrucksvolle Klangfarbe aufhorchen. Bewegt und angerührt ließen sich die Zuhörer darauf in die Welt des L.v. Beethoven mit seinem Opus 1 Nr. 3 in c-Moll führen, bevor nach der Pause J. Brahms mit dem Opus 87 in C-Dur die Gehörgänge durchrieselte. Ein unbekannter Zugaben-Mozart rundete das Konzert Gedenkjahr-mäßig ab.

Das “Aglaia-Trio” wurde vor etwa zehn Jahren gegründet und fasziniert seitdem sein Publikum durch sein spannungsvolles und farbenreiches Spiel. Im süddeutschen Raum machte sich das Trio schnell einen guten Namen durch seine differenzierte Interpretationskraft und technischer Brillanz. Diese Lebendigkeit und Frische sowie der Charme und die Hingabe begeisterten ihre Fans in der “Mühle” ein weiteres Mal.

Für "Kultur in der Mühle" – Bruno Rauscher

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Freitag, 21. April

“SPRUNGBRETT – Mühle”

Teuringer-Talent-Präsentation I

“Schön, dass es so etwas bei uns gibt!” Darüber waren sich nicht nur die Akteure, sondern auch die über 100 Besucher jüngst im “Kulturhaus-Mühle” einig. Das erste “Sprungbrett” in der Teuringer Talent-Präsentations-Reihe endete für die aufstrebenden Talente genauso als Erfolg wie für den Arbeitskreis “Kultur in der Mühle” als Veranstalter.

“Dünn gesät” sind die Möglichkeiten auf einer Bühne zu stehen und anderen zu zeigen, wofür monate-/jahrelang geprobt wurde. Denjenigen, welche sich ein Herz fassen und sich dann “ihrem” Publikum stellen, gebühre Anerkennung und Respekt, stellte Stefan Mitrenga als brillanter Moderator des Abends einleitend fest. Der Beifall, den die sieben Personen und Gruppen bei ihrer Präsentation erhielten, kam jedoch keineswegs nur aus diesen Gründen, sondern weil die Leistung der Vortragenden einfach überzeugte. “Ehrliches Entertainment findet sich meist nur noch bei überzeugten Amateuren”, gab Alex Hog als Kenner des Metiers preis. Er sorgte mit seinem Equipment für den “Guten Ton”.

Ton angebend war bei dem Event allerdings die bunte Vielfalt an Beiträgen, die auf den ersten Blick nie zusammen in ein abendfüllendes Programm zu passen schienen. Doch geschickt zog Mitrenga einen “roten Faden” durch die Veranstaltung und nahm so auch einiges an Anspannung und Lampenfieber von den Bühnenhungrigen.

Schon die ersten beiden “Damen” – die zehnjährige Tabea Hold und die gleichaltrige Nathalie Schermann – boten mit ihren vorgetragenen Liedern auf ihren Querflöten eine “coole” Performance. Selbstgedichtetes mit Vor- und Nachspann kam von Otto Riether, der broit-schwäbisch die Walking-Manie kritisch beleuchtete. Fingerfertigkeit auf Flügeltasten stellte Verena Knöpfler mit Pop und Klassik unter Beweis. Das ernüchternde Ergebnis eines “Lokalaugenscheins” in Teuringens Kneipen und Gaststätten, brachte zum Vergnügen der “Eingeborenen” eine Gruppe aus “Boits-Wahna” zum Gehör. (Der Sketch war ein Highlight des diesjährigen Fasnet-Programms der NZ-Hefigkofen in der Rechberg-Schenke). Gleich mal feuchte Augen gab es nach der Pause, als Annika Rumpf gesanglich von Gospel über Musical zu Pop führte. Ihre Mutter Meike begleitete einfühlsam am Flügel und gemeinsam kamen sie auch zu einer Zugabeneinigung. Darauf schwebte Michael Mitttermaier durch den Mühlensaal. Jens Müller gab Kostproben aus dessen breit gefächertem und durchaus polarisierendem Comedy-Repertoire. Und danach drohte das Mühlendach abzuheben, als die Häfler Rockband “Klartext” ihre selbstverfassten Stücke unter das dann noch verweilende Volk brachte. Brigitte Boeckh (Querflöte, Gesang), Klaus Dingler (Schlagzeug), Ludwig Nuber (Keyboards, Gesang, Gitarre), Wolfgang Dingler (Gesang, Gitarre) und Rolf Wilhelm (Bass, Gesang, Saxophon) machten vor, dass die deutschsprachige Rockszene bis an “den See” reicht.

Für "Kultur in der Mühle" – Bruno Rauscher

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Freitag, 12. Mai; Samstag, 13. Mai

Vernissage zu “EigenArtTik”

und Irish Folk mit “Loch Talamh”

Den jüngsten “Wochenausklang mit Kultur” nahmen in der Teuringer “Mühle” viele Interessierte wahr und denn auch mit. “Volles Haus an beiden Tagen” freute nicht nur den Arbeitskreis “Kultur in der Mühle”, sondern geradeso die sich präsentierenden Künstler.

Den Schlusspunkt dazu setzten am Samstagabend “Loch Talamh” (gälisch für “Bodensee”). Sowohl deren musikalische Darbietung als auch die launige Moderation Wolfgang Striegels unterhielten die mehr als hundert Besucher bestens. Wer meinte, Irish Folk mit all seinen Jigs und Reefs, Walzer und Polkas, Airs und Balladen seien “out”, wurde von Andy Williams, Jörg Löbau, sowie Ursula und Wolfgang Striegel und deren Gesänge, Fiddle, Guitar, Bodhran, Spoons, Mandola, Mandoline, Banjo, Tin-, Low- und Wood Whistle, F-Pipe und Akkordeon wieder in die Realität zurück gebracht. Da wippte, schnipste, klatschte, kochlöffelte und stampfte es im Saal, dass es für alle eine Freude war.

Schon am Freitag zu der Ausstellungseröffnung von “EigenArtTik”, bei der fünf regionale Kunstschaffende einen kleinen Einblick in ihre Art des kreativen Auslebens gewähren, war der Andrang groß. Ihre Anhängerschar und sogar einige interessierte Teuringer erfuhren die eigenartige Mischung der Materialien und Stile, welche für die Exhibition namensgebend wurde. Als “Drahtzieher” wurde dabei Paul Silberberg ausgemacht. Von ihm sind zwar “nur” zwei Objekte ausgestellt, aber mit seiner Video-Installation zu den Ausstellungswerken sind seine Bild-Wahrnehmungen ersichtlich, welche ihn in seinem Metier als Fotograf auszeichnen. Holz, Stein und Metall, das sind die Materialien aus denen Roland Behr seine organischen Skulpturen erstehen lässt. Diese ergeben sich spontan im Arbeitsprozess und lassen Platz für eigene Interpretationen oder Deja-vu’s. Rot ist die Farbe, die Ariane Siegfried am meisten anmacht. Ihre Bilder – gegenständlich, minimalistisch oder schemenhaft – sieht sie selbst als Zwischenstationen ihres Schaffens. Von Lydia Rauch sind Figuren aus nachbearbeiteten Schwemmholzfunden zu sehen. Mit Holzmehl und Farbe veredelt, sieht auch der Betrachter die Ahnungen Rauchs. Bis ins Filigrane geht Karin Boguschewsky, deren Schalen, Lichtobjekte oder Broschen aus Papier, durch ihre Bearbeitung “sich auftun und in sich einblicken lassen”. Formen und Farben ergänzen sich dabei harmonisch.

Für "Kultur in der Mühle" – Bruno Rauscher

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Freitag, 23. Juni

Kabarett trifft Blech

Alfred Heizmann und “Too Saxy”

Allemannisch-fasnächtliche Urkomik, haarklein “derfitzelte” Situationsanalysen, kreuz- und querdenkerisch von Alfred Heizmann zubereitete Alltagsphilosophien, brachten trotz Fifa-WM und “sonschtigem Sofagelümmel” am vergangenen Freitag in der “Mühle” an die 120 Besucher zum gackern, kichern und lauthals loslachen. “Aufgestachelt” wurden diese - jeweils zum Beginn von Heizmanns Vorträgen/Lesungen – durch die Jazz/Blues/Folk-Blechformation “Too Saxy” mit ihrer “Leihgabe vom Arbeitsamt” am Schlagzeug. Kräftig gegenarbeiten musste dabei die Klimaanlage im Mühlensaal bei dieser geballten Art des Einheizens. Dieter Hildebrand moderierte auf slapstickische Weise für “Too Saxy” die Stücke an. Deren Repertoire ließ für Classic-Jazzfreunde keine Wünsche offen. Gemeinsam mit Roland Fischer zog Hildebrand eine “blind verstehende” Bühnenshow ab, die bis ins Skurrile abging. Als die Frontmänner der Gruppe dominierten sie dessen positive Erscheinungsbild – die Rhythmusabteilung (Martin Ibele am Schlagzeug und aushilfsweise Simon Spenninger mit seiner Tuba) komplettierte in ihrer cooler Zurückhaltung die dargebotene Gruppenleistung. Witzig und spritzig, ihre Darbietungen und Arrangements – und weil es ihnen selbst bei ihrem ersten Auftritt in der “Mühle” so gut gefiel, setzten sie - mit einer kleinen “Jam-Session” nach dem Programm im Mühlenkeller - noch eins, zwei, drei, ... obendrauf. Dabei zeigten die vier Musiker mit ihrem “ungepluggten Minimalequipment” ihre wahren Qualitäten als Jazzer. Nicht alle Besucher “schnallten” es, dass an der “Mühlenbar” noch derart die Post abging und versäumten so mit ihrem Heimgang diese unangesagten Zugaben.

Nicht so Alfred Heizmann, der es genoss - obwohl noch die Heimreise auf die ferne Reichenau anstand - ausgiebig bei seinen neu gewonnenen Fans “in der Menge zu baden”. Es bleibt abzuwarten, ob es für die Teuringer “Mühle” für eine Aufnahme in das neue Heizmann-Buch reicht, nachdem dieser das Dorf an der Rotach “eigentlich nur von der Durchfahrt nach Weingarten” her kannte. Ähnlich wie die “Hegau-Bahn” in seinem Erstlingswerk “Aber Hallo”, oder als eine Fortführung/Ergänzung seiner “Geheimtips für Bodenseeurlauber” in seinem Folgewerk “Der Kern des Pudels” (beide im Verlag Stadler erschienen), müssten doch auch die positiven Eindrücke im Geburtshaus des Eitelhans Ziegelmüller für den bekannten SWR-Moderator und bekennenden Büttenredner nachhaltig inspirierend wirken.

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Freitag, 30. Juni

A-capella groovt mit Begleitung um die Wette

Voice Affair & Combo

Ein selten ausgeglichener Chor mit viel Zug und Dynamik zeigte jüngst im Kulturhaus “Mühle”, dass es mit dem entsprechendem Repertoire und einer guten Begleit-Combo auch für Nicht-Profis möglich ist, anspruchsvolle Jazz-Literatur ansprechend wiederzugeben. “Voice Affair” mit Combo begeisterten mit ihrer Art sich ihrer Stücke an zu nehmen gleich von Beginn an. Gerne nahm das Mühlenpublikum diesen Groove auf, so dass sich erst in der Pause wieder die Gedanken um das dramatische Elfmeterschießen zu drehen begannen. Davor und danach war alles “Stimmangelegenheit”.

Rainer Möser demonstrierte, was “aufgelegt” werden sollte um noch schlummernde Ressourcen an SängerInnen in ein Chorgefüge zu locken. In den knapp zehn Jahren erarbeitete sich die Gruppe ein Programm zwischen Jazz, Gospel und Pop von eingängig bis avantgardistisch. Mit den jährlichen Intensiv-Probephasen und Workshops mit professionellem Coaching wird dabei sowohl die individuelle Stimmbildung als auch die Arbeit im Gesamtensemble vorangetrieben.

A-capella oder gemeinsam mit der instrumentalen Unterstützung von Harald Weißhaupt am Schlagzeug, Klaus Bermetz am Bass, Alexa Brodbeck am E-Piano, Florian Loebermann am Saxofon und Christoph Schaaf mit seiner Trompete, fein abgestimmt und “ak-zen-tu-iert”, ergaben sich Fülle, Schräge oder Flüsterer - je nach Bedarf. Die Combo überzeugte geradeso in den rein instrumentalen Nummern und obwohl deren Besetzung vom Üblichen abwich, war davon in den gut zwei Stunden der Vorstellung nichts zu merken.

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Freitag, 28. Juli

“SPRUNGBRETT-Mühle”

Teuringer-Talent-Präsentation II

Angenehm heruntergekühlt war der Mühlesaal am vergangenen Freitagabend, als acht Teilnehmer und Gruppen die Chance ergriffen und vom “Sprungbrett” aus ihr ”Bad in der Menge” zu genießen. Auch bei der zweiten Auflage der Teuringer-Talent-Präsentation boten die Akteure dem Publikum einen “bunten” Abend, der mit zunehmender Dauer immer “heißer” wurde.

“Eher ruhig” begann das Programm mit dem Mundharmonikaquartett “Seeharmonie”, welches eigens für die Vorstellung aus ihrem reichhaltigem Repertoire “die eher moderneren Stücke” vortrugen. Sie wurden phasenweise von Adolf Krammer mit seiner Gitarrebegleitet. Zwischen den folgenden Programmpunkten bis zur Pause bot Anita Rehm jeweils kurze Sequenzen thematisch ausgesuchter Lichtbilder. Die erst 13jährige Marion Lange bezauberte mit ihrer coolen Darbietung am Flügel. “Danse négre” von Cyril Scott und vierhändig mit ihrer Klavierlehrerin, Jarmila Sanders-Baumann, präsentierten sie drei Stücke von Jürgen Moser. Das bereits “Sprungbrett”-bekannte Gesicht Jens Müllers verbarg sich diesmal hinter einem gewissen “Zauberer Armont”, der auf der Bühne und mit dem Publikum allerlei magische Spielchen trieb. Mit Gesang und Gitarre fesselte Jürgen Vischer die fast 100 Mühlenbesucher. Für seine bekannten Balladen und erstmals “außer vor Freunden” vorgetragenen eigenen Kompositionen heimste Vischer mächtig Beifall ein. Immer “heißer” wurde es nach der Pause, als nacheinander die Rockformationen “Extremly Serious”, “Nameless” und “STOY” bis Mitternacht die Geräuschhoheit in (und um) der “Mühle” übernahmen. Von Classic- bis Punk-Rock war da alles drin. Dass es in der Nachbarschaft niemanden im Schlaf aus dem Bett hob, war der gekonnten Tonabmischung des Sprungbrett-Neulings Martin Nägele zu verdanken.

Diese Programmvielfalt ist es auch, was viele der “Sprungbrett”-Besucher als besonders angenehm empfinden. “Ein komplettes Abendprogramm für drei Euro – wo kriegt man das schon”, fragte ein “Wiederholungstäter” aus dem Deggenhausertal, ohne Erwartung einer Antwort. “Da bleibe ich so lange, wie es mir gefällt”, meinte darauf eine Taldorferin. Und: “Wie war der Anfang”, fragte sich ein Ailinger durch, der erst zum “Rock in der Mühle” antanzte. Wechselndes Programm für wechselndes Publikum also – genau nach dem Wunsch der Veranstalter, dem Arbeitskreis “Kultur in der Mühle”. Von dort ist auch zu erfahren, dass dieses Konzept ebenso bei den folgenden “Sprungbrettern” fortgesetzt werde. Das nächste ist bereits in der Planungsphase und wird am Montag, 2. Oktober, stattfinden. “Da können sich wieder all die schlumernden Talente melden, die sich vor einem breiteren Publikum ihre Sporen verdinen wollen”, so Sprungbrett-Moderator Stefan Mitrenga, der in locker-charmanter Weise durch das Event geleitete.

Die Teilnehmer beim “Sprungbrett II”

- ”Seeharmonie” – Mundharmonika-Quartett mit Gitarre, Oberteuringen/Friedrichshafen; Gertrud Fissl, Ingrid Leichle, Werner Frey, Hermann Geiger und Adolf Krammer (Gitarre)- Anita Rehm - Fotos und Dias; Oberteuringen - Marion Lange – Klavier; - mit dabei: Klavierlehrerin Jarmila Sanders-Baumann; Oberteuringe - Jens Müller – alias Zauberer “Armont”; Wilhelmkirch; - Jürgen Vischer – Gitarre und Gesang; Tettnang - ”Extremly Serious” – Rockband; Friedrichshafen; Ilona Obermüller (voc.), Sidney Mull (guit.), Jan Hunäus (b.) und Martin Poschmann (dr.) - "Nameless” - Rockband der Musikschule Markdorf; Verena Breinlinger (voc.), Philip Vormwinkel (voc.). Tillmann Sonntag (guit.), Jonas Binder (b.), Lukas Müller (dr.) und Matthias Kass (dance) - ”STOY” – Rockband; Raum Frickingen; Martin Vogt (voc.) Jonas Vogler (b.), Lukas Lanza (guit.) und Jakob Leisling (dr.)

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Freitag, 06. September

“Der Kartoffelkäfer und die Sehnsucht”

Theater Cordula Sauter

Drei Frauen – drei Schicksale und eine vierte erzählte davon. Das “Theater Cordula Sauter” aus Freiburg hob “die Marien” aus verschiedenen Ländern samt ihren Lovern und sämtlicher Wirrnisse, mit eingängiger Musik und erläuternden Texten erfrischend verquickend, den gerade mal vier Handvoll Besucher im Teuringer “Kulturhaus Mühle” vor Augen und Ohren.

Als Solotheater reiste Cordula Sauter in die Rotachgemeinde, um gemeinsam mit ihrer “Morino 4M”, drei Welten entstehen zu lassen, deren Dramatik und Auflösung den dazu ausgesuchten Musikstücken in nichts nachstand. Tango und Milonga, untermalte die Geschichte des Auswanderers Franz, der als “Kartoffelkäfer” zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts als Jungspund nach Argentinien auswanderte, dort sein “El Dorado” suchte und von Sehnsucht getrieben, nach langen - fast zu langen - Jahren wieder zu seiner Maria und seine deutsche Heimat zurück kehrte - einzig reich an Erfahrung. Macht nichts, denn “die Seine” wartete auf ihn und hieß ihn letzlich auch willkommen. Denn: Was ist Glück? – Dieser Sinnfrage ging Cordula mit ihrem Akkordeon bei der Premiere ihres erweiterten Programms mäandernd nach. “Gründe, sich des Lebens zu freuen gibt’s haufenweise genug – auch in schlechten Zeiten”, so ihr Credo.

Das beschrieb sie auch in ihren anderen Geschichten. Etwa in der von der Pariser Marie, die erst nach vielen “Abstechern” ihrer einzigen Liebe wiederbegente und auf ihrem Weg dahin, die Faszination des französischen Akkordeonspiels stellvertretend für das Teuringer Publikum kennenlernte. - Oder die Story der russischen Maruschka, deren Geliebter kurz vor der Hochzeit – Klezmer klang schon voraus – in “den Krieg” musste und erst nach langer Zeit die zweite Hochzeit, mit eben jener klezemerischen Musik, gefeiert werden konnte.

Klar, dass Cordula Sauter mit den allseitigen “Happy Ends” niemanden “herunterziehen” wollte – dennoch ließ sie einen gewissen Zweifel stehen, der auch allen - die Einblick in das Treiben jener Zeiten haben - bestehen blieb. Wiederum dennoch schön, wie sie die Kurve kriegte und rundum positives in den Köpfen und Gehörgängen zurückließ. Ihre Fingerfertigkeit und Art der Interpretation faszinierte nicht nur die reinen Musikkonsumenten, sondern auch die ausgewiesenen “Selbstquetschisten”. Allein für ihre Bach’sche “Toccata” (Fuge in D-Moll) als Zugabe – obwohl “schon lange nicht mehr gespielt” - hätte sich schon der Besuch gelohnt.

Für "Kultur in der Mühle" – Bruno Rauscher

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Sonntag, 24. September

Vernissage Helga Meyer

Ihrer empfundenen Faszination für Holz und Stein, gibt die Wilhelmsdorfer Ex Medizinerin Helga Meyer Ausdruck in dem, was sie daraus formt. Ihre dreidimensionalen Werke finden mit ihren Bildern eine perfekte Ergänzung und deuten mit ihren Aussagen auf die in allem wohnende Kraft, die zu erspüren erst durch die Vermittlung eines Mediums (so etwa der Kunst) dem Laien gegönnt ist. Die Vielfältigkeit an Materialien und Motive, wurde an der Ausstellungseröffnung am vergangenen Sonntag durch die Performance des Multiinstrumentalisten Andieh‘ Merk aus Kisslegg eindrucksvoll belebt. Mit Flöte, Saxofon interpretierte er die Exponate und experimentierte zur After-Vernissage-Party dezent medleymäßig am Piano durch Evergreens und Jazz.

Als “Energiebündel” bezeichnete Laudatorin Claudia Choleva-Gnann, die ausstellende Künstlerin. Seit zehn jahren sei Meyer im Un-Ruhestand und gebe sich seitdem verstärkt ihrem Schaffensdrang hin. Die Palette ihrer Kunstfertigkeit reicht von der Töpferei und Keramik über die Bildhauerei, bis zur Malerei und Papierschöpf- und -reißtechnik. Besonders die Bildhauerei habe Meyer in regen Erfahrungsaustausch mit anderen Künstlern gebracht, wusste die Leiterin der Ravensburger Caritas-Galerie. Aber auch in zunehemenden Maße die Malerei, durch die sich Meyer der “Gruppe SPUR” anschloss, die demnächst auch eine Ausstellung in der Teuringer “Mühle” ausrichten wird.

“Sensibilität, Humor und Lebensgenuss stehen bei ihr keineswegs im Widerspruch zu einem kritischen Blick auf die brennenden Probleme unserer Zeit”, sagte Choleva-Gnann und verwies auf entsprechende Titel, die breiten Raum geben zwischen “Sommerfreuden”, “Der Sturz aus dem Paradies”, “Leichtigkeit”, “Mutter und Kind” und “Schrei nach Freiheit”, aber auch vielen anderen.

Für "Kultur in der Mühle" – Bruno Rauscher

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Samstag, 30. September

Alles auf dem Weg ist Samen

”Quint Essenz” mit musikalischer Schwobapoesie

Als frühe Vorboten der “Besinnlichen Zeit” präsentierte sich “Quint Essenz” am vergangenen Samstag in der Teuringer “Mühle”. Ihr schwobapoetisches Programm “Im Großa ond Ganza”, versuchte den großen Fragen nach dem Woher, Wohin, Warum und vor allem “warum gerade ich”, die ganz große Erklärung abzuringen. Das vom Gruppennamen her assoziierbare “ätherische Allsein”, mit Anspruch auf allseitig Sinngründendem, erwies sich im Großen und Ganzen als nicht treffend. Dazu versickerte die “Wort-Essenz” in den Dialogen, Szenen und Zwischenmoderationen oft (zu) schnell “ond broit” in eben jenes “Große und Ganze”. Musikalisch und auch bei der Ausarbeitung der Arrangements, bot das Quintett dafür allerdings Hörgenüsse am laufenden Band – ausgewogen ausgesteuert vom Tontechniker der Gruppe, Martin Böhm. Basierend auf Themen aus “Stub’nmusi”, Folk, Blues, Pop und deutschem Liedermachertum, wurden von dem Wohlfart’schen Arrangeurduo hintersinnige und lyrisch-unterhaltsame schwäbischen Philosofierereien beigegeben. “Alles auf dem Weg ist Samen”, könnte demnach die so gewonnene Quintessenz aus dem “Großa ond Ganza” sein, in dem es “koi Nix geit”.

Markenzeichen der Gruppe ist der perfekte, mehrstimmige Gesang des “Frauenwohlklangs” von Marita Bodon, Roswitha Haggenmüller und Stefany Wohlfahrt. Begleitet und untermalt wird deren Dreigesang von Gitarren, Flöten, Hackbrett, Klarinette und Akkordeon. Beeindruckend die Leichtigkeit in der Beherrschung der verschiedenen Instrumentengattungen, die Gisela Hecht dabei an den Tag legte. (Info und Termine unter: www.quint-essenz.org )

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Freitag, 13. Oktober

“Schwäbische Schmuzeltexte am Spieß”

Worthandwerkerin Ingrid Koch und Pianist Werner Israel

Zum Vergnügen der Besucher beendete Ingrid Koch mit einer Weltpremiere am vergangenen Freitag ihren Vortrag zum Thema ”Schwäbische Schmunzeltexte am Spieß” in der fast vollbesetzten Teuringer “Mühle”. Ihre “Ode” über das nächtliche Nacktbaden am Kressbronner Beach wurde vom “Felchen-Terzett” zum Anlass genommen eine “quasi Gegenode” zu verfassen. Werner Israel begleitete Koch am Klavier bei dieser Uraufführung, die zumindest einen Fan regelrecht “umhaute”. Vorangegangen waren “Aufheizer”, die für den Großteil des Mühlenpublikums ebenfalls Premierencharakter hatten. Die Tettnanger “Wortakrobatin” bewies einmal mehr, wie locker und leicht die Jonglage mit Reimen sein kann. Und wenn es sich einmal je nicht ganz reimen sollte, “so ist‘s doch gewiss, wie’s einst gedichtet g’wes’n is‘.”

Alltagsgeschichten, kritisch beleuchtet und mit einem gehörigen Schuss Selbstironie, machen Kochs Gedichte zu jenen Ohrenschmankerln, die reflexartig ihren Weg zum Zwerchfell und sämtlichen anderen Lachmuskeln finden. Eigene Schwächen beleuchten und andere – in voller selbsterkennender Übereinstimmung - darüber schmunzeln und lachen zu lassen, macht die lockere und unbefangene Art deutlich mit der Koch ans Texten herangeht und wie dieses dann heraus- und ankommt. Und so verging auch die Zeit in der “Mühle” wie im Fluge – “was, schon so spät? Dann spielen sie doch noch schnell ein Lied Herr Israel, ich kann ja nicht ewig quasseln”. Hätte sie wohl schon gekonnt und ihre Zuhörer hätten wohl auch noch viel länger zugehört, ihr zugeschmunzelt und ihr geholfen den Spieß zu halten auf den sie alle Eitelkeiten, Knickeligheiten und Spießereien aufgereiht und über dem schwäbischen Sprachfeuer brutzeln ließ. Wilhelm Busch (wenn auch kein Schwabe) hätte grad auch seine Freude daran gehabt.

Für "Kultur in der Mühle" – Bruno Rauscher

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Freitag, 03. November

Sommerträume im November

Künstlergruppe “NEUE SPUR”

Unerwartet und enttäuschend wenig Besucher fanden sich zur Ausstellungseröffnung der Künstlergruppe “NEUE SPUR” in der Teuringer “Mühle” ein. Dabei hatten sechs der insgesamt sieben Künstlerinnen ihre für sie selbst thematisch-aussagekräftigsten Werke dort dem Publikum vorgestellt. Schöne Musik und ein einfühlsames Laudatio zu dem “scheinbar unzeitgemäßen” Thema “Sommerträume” flankierten die Ausstrahlung der Exponate und beeindruckten die Handvoll Gäste.

Sitargleich durchzogen die Klänge des Monocord-Eigenumbaus von Peter Kraemer, der dies selbst “Sandarwa” nennt, die Ausstellungsflächen des Kulturhauses. Die davon ausgehende Ruhe und kraftvolle Beschaulichkeit und das ausbleibende Vernissagengedränge gaben allen Zeit und Muse für die Betrachtung der sehr unterschiedlichen Werke. Malerei in Öl, Acryl und Aquarell, Digitalfotografie, Holzobjekte und Freies Weben so wie Objekte in Metall, Ton und Stein ziehen, jedes auf seine Art, die Blicke auf sich.

Genau jetzt beginne die Sommer-Traumzeit uns für die kalten Monate zu nähren, sagte Ilsa Knoll in ihrer Eröffnungsrede. “Sich künstlerisch gestaltend in Träumen zu bewegen, ihnen Ausdruck zu verleihen auf verschiedene Weise, ist Lebenselixier. Ist Not wendend, notwendig." Und deshalb zeigen die Künstlerinnen nicht nur “gefällige”, sondern durchaus auch “schmerzhafte” Sommerträume.

Die in der “Mühle” Ausstellenden, Annemarie Bahr, Leutkirch, Elfriede Dorn, Lindenberg, Ilsa Knoll, Ravensburg, Helga Meyer, Wilhelmsdorf, Angela Mieke, Argenbühl, Eva Rogale, Korntal und Sylvia Rösch-Jarosch aus Laichingen, machen etwa zwei Drittel des 1997 gegründeten Künstlerinnenverbundes NEUE SPUR aus, die “dazu beitragen wollen, dass der Schauplatz “Kunst(-betrieb)” menschlicher, der machtstrebende Konkurrenzkampf langsam weniger wird und Frauen bessere Chancen haben, im männerdominierten Kunstgeschehen gleichberechtigt zu sein”.

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Freitag, 10. November

“Picture of Contrast – POC”

Ein grandioses “Sprungbrett” für eine grandiose Gruppe! Die Formation aus Salem um die Geschwister Elben boten dem gebannt-lauschenden Publikum eine wahre Freude an Intonisationkunst – sowohl vokal als auch instrumental. “Alte”Songs neu aufgepeppt und eigene Lieder – sonst unplugged vom Leader und Songwriter, Bastian Elben, auf der akkustischen Gitarre begleitet – fanden in gefälliger Crosby, Stills, Nash und Young-Manier ihre begeisterten Abnehmer. Fein ziseliert brachten die Frontfrauen, Katrin Kohler, Vanessa und Mira Elben ihre Nummern auf’s Parkett. Zusäzlich und erstmalig mit dabei waren: Hardy Kaller, mit seinem E-Bass und Manuel Beutke am Percussion-equip. “Rundum stimmig”, fanden die rund 150 Zuhörer aus der ganzen Region – darunter, in der zweiten Hälfte, die “Jungbürger” bei ihrer Feier aus der Schweizer Partnergemeinde, Tübach, - die Vorstellung der POC und hatten mit der “strengen” Bestuhlung eigentlich nicht so große Probleme, wie das hinterher von der Presse (teilweise) geschildert wurde. – (Sonst hätten auch nicht so viele Sitzwillige in den Mühlensaal reingepasst!;-)

Für "Kultur in der Mühle" – Bruno Rauscher

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Freitag, 24. November

Charles Davis & Captured Moments

“Was für ein grandioser Applaus! Als ob ganz Oberteuringen hier wäre”, lobte Charles Davis ironisierend die nicht mal 20 Besucher am Freitagabend im Kulturhaus “Mühle”. Gemeinsam mit Ahmet Yüzem (Bass) und Sven Götz (Gitarre) zelebrierte Querflötist Davis in der intimen Runde genau das, was ihn und seine Begleiter seit Jahren in der deutschen Jazzszene so einzigartig machen.

Präzises Harmonisieren gehört klarerweise zum Musiker-Handwerk – das “miteinander spielen”, sich mit Gesten und Blicken ein- und abzustimmen, zeigt darüber hinaus vom tiefen Verständnis des Trios untereinander und der gleichen Leidenschaft beim “bedienen” ihrer Instrumente. Ein geradezu transparenter Gesamtklang erlaubte so den gebannten Zuhörern genau deren spezielle Eigenschaften zu erlauschen.

Und wer braucht ein Schlagzeug? – Die Drei jedenfalls nicht! Ersatzweise wird der Kontrabass beklopft, die Gitarre grob getäschelt oder Charles lässt sein “Mundpercussion” (nicht an “Maultrommel” denken!) zwecks Rhythmik und Effekte ertönen.

Was sonst noch an diesem Abend die Gehörgänge durchwanderte, war also nichts, das landläufig in eine Kathegorie passt. Und mit ihrer Themenvielfalt, die ihre Vorbilder in der arabischen Welt, dem Balkan, Indien, Australien oder dem Red-Hot-Chili-Pepper-Land haben, ließen die drei Musiker die dort eingefangenen Augenblicke wieder frei und machten damit aus dem Mühlensaal ein globales (Klang-)Dorf.

Charles Davis ist einer der erfolgreichsten Jazzflötisten in Europa und spielt die C-Flöte, Altflöte, Bassflöte, und die sehr selten zu sehende, über zwei Meter große Kontrabassflöte. Der in Esslingen lebende, deutsch-schwedische Jazzgitarrist Sven Götz bringt seine Erfahrung als fesselnder Solist und subtiler Begleiter mit den Farben seiner akustischen Gitarren mit ein. Zusammen mit den kraftvollen, orientalischen gefärbten Basslinien von Ahmet Yüzen (Ravensburg) werden die Mühlengäste die Augenblicke aus überwiegend eigenen Kompositionen und Arrangements (Davis und Götz) sowie deren beeindruckende Soli wohl noch länger in sich festhalten.

Für "Kultur in der Mühle" – Bruno Rauscher

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Samstag, 16. Dezember

”Rund um den Weihnachtsbaum”

Mühlen-Adventfeier mit und für die Gemeinde

Fast hätten es die “Turmbläser” mit ihrem “Leise rieselt der Schnee” geschafft. Doch statt dem ersehnten Weiß, verscheuchten plätschernde Tropfen ihr Publikum vom Mühlenhof. Auch für den dort platzierten Leckereienstand, das Kinderkarussell und den Waffel-/Punschstand der Bitzenhofener Narren bedeutete dies das Aus bei diesem Mühlenadvents-Fest. Der Besucherstrom davor sprengte schon beim Auftakt mit dem Auftritt des Grundschulchores die Vorstellungen des ausrichtenden Kulturteams, ebbte mit Fortdauer der Veranstaltung jedoch zunehmend ab.

Ein abwechslungsreiches Programm “Rund um den Weihnachtsbaum” versprach den ganzen Samstagnachmittag über einstimmende Unterhaltung für Jung und Alt. Da hingen etwa in der Galerie Texttafeln über Ursprung und mit Sinnbildgedanken zum Thema “Christbaum”, Bilder von Schülern der Teuringer Grundschule oder ausgeschnittene Handumrisse aller Kindergartenkinder, die geschickt zusammengefügt zwei Tannen darstellten Da gab es selbstgefertigte Motivtafeln zu der vom Grundschulchor vorgetragenen “Geschichte eines Weihnachtsbaumes” so wie Geschichten, Lieder und Märchen – an verschiedenen Stellen dargeboten – die sich geradeso an dem Motto orientierten. Natürlich fanden sich auch prächtig geschmückte Exemplare der Spezies in allen Etagen der Mühle so wie Dekorationskugeln – teils mit besinnlichen Texten beschrieben und teils in Mosaiktechnik handgefertigt. Und selbst bei dem nachmittäglichen Theaterstück von Charles Dickens “Die Geister sind los” ist es der größte Wunsch des kranken Mädchens “einmal einen richtigen Weihnachtsbaum zu bekommen”. Mitreißend vom “Theater Sturmvogel” in Szene gesetzt, wird der geizige, reiche und eigenbrötlerische Onkel von den Weihnachtsgeistern besucht und wandelt dadurch seine Ansichten. Sandra Jankowski und Franz Klaffke verstanden es, ihr Publikum zur regen Teilnahme an dem Spielgeschehen zu animieren und begeisterten besonders die Kinder mit ihren grotesk-witzigen Auslegungen der Rollen.

Nur wenig Zeit blieb denjenigen, die alles an dem Nachmittag Dargebotene mitnehmen wollten zwischendurch die Backkünste der Kuchenspenderinnen zu beurteilen oder sich vom Bewirtungsteam der Mühle verwöhnen zu lassen. Ein ständiges Rein und Raus und Rauf und Rab, erlebt das ehrwürdige Mühlengemäuer nur zu diesem Anlass. Kaum etwas gegessen und getrunken, riefen schon wieder die Turmbläser des örtlichen Musikvereins mit ihren hervorragend intonierten adventlichen Liedern die Massen im Mühlenhof zusammen – wie das ausging war oben schon zu lesen. Und schon hieß es wieder: Hinauf in den Mühlensaal, um den Ausklang mit dem Chor von Sankt Martinus und dem Mundharmonika-Ensemble “Seeharmonie” sich schon mal auf das Singen unter dem Weihnachtsbaum einzustimmen. Abwechselnd und gemeinsam trugen diese nicht nur bekannte Adventsweisen vor.

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