2009


Donnerstag, 31. Dezember

Jahresbericht 2009

Das Mühlenprogramm des Jahres 2009 hatte mit dem vom Vorjahr nur eines gemeinsam, es war abwechslungsreich. Erst am Jahresende zeigte sich in der Bilanz, was zum Top oder Flop wurde oder wo es Schwierigkeiten gab. Manchmal ist die Werbung nicht zufriedenstellend, Plakate von den Künstlern müssen angemahnt werden, Verträge kommen nicht zurück, oder - wie im letzten Jahr erstmals geschehen - wir wurden von einer Band kurzfristig versetzt obwohl der Kartenverkauf und die Plakatverteilung längst angelaufen waren. Nicht in jedem Fall hat man das Glück, dass man als Ersatzprogramm einen Knaller anbieten kann, wie die a-cappella-Jungs von “Vorlaut”. Ein Programm, das nicht ankommt ist immer deprimierend, nicht nur für die Künstler, auch für uns. Dazu müssen wir das Neujahrskonzert “all italiana” zählen, das - musikalisch hochwertig - vor einem verschwindend kleinen Häuflein von Klassikliebhabern stattfand. Warum? Wir wissen es nicht. Neben den durchweg gut besuchten Veranstaltungen ragte dagegen Uli Boettcher mit seiner Bilanz der Lebensmitte heraus. Da war die Nachfrage so groß, dass innerhalb von einem Vormittag alle Karten weg waren und viele enttäuschte Mühlenbesucher unverrichteter Dinge hätten nach Hause ziehen müssen, wenn wir mit der Agentur nicht noch flugs einen Zusatztermin am darauffolgenden Abend hätten vereinbaren können. Auch der war “ums Numgugga” ausverkauft. Einen ebenso überraschenden Erfolg bescherten uns die Basement Ramblers, die den Gewölbekeller an einem trüben Sonntagvormittag zum Mekka der Dixiefreunde machten. Genauso drängelten sich die Besucher bei den hier in der Region eher unbekannten “Liederspenstigen”. Und “Tisina” bringt immer gleich die Fans mit. Es gab auch eine Veranstaltung, die zwar guten Zulauf hatte, deren Leistung auf der Bühne dann so gar nicht den Vorstellungen entsprach. Aber, das sieht man einer vollmundigen Künstlerbewerbung halt nicht an. Na, Schwamm drüber...Das Jahr wurde wieder mit dem Adventstag rund um die Mühle beendet. Trotz guter Vorarbeit im letzten Jahr gestaltete sich alles als zäh und schwierig.

Die Mühlengalerie punktete mit Vielfalt. Sechs Ausstellungen, eine davon abgesagt , fünf davon erfolgreich durchgeführt, präsentierten ein breites Spektrum künstlerischen Schaffens. Hagen Binder zeigte seine Landschaften, die Tübacher Künstlerin Rosmarie Ender stellte ihre Skulpturen aus und schenkte der Gemeinde zur zehnjährigen Freundschaft beider Gemeinden eine ihrer Plastiken. Christine Trenkner illustriert unter anderem Kinderbücher und bei der Entstehung der Bilder durfte eine Schulklasse einen Vormittag lang aktiv mitarbeiten. Claudia Baumgartner rundete das Angebot mit der Ausstellung ihrer Werke zum Thema “Erdenspüren” . Als Finissage erklärte und praktizierte sie an einem Sonntagnachmittag mit Kindern die dabei angewandte Maltechnik. Ein Wochenende lang konnte man der Filzkünstlerin Evelyn Selegrad über die Schulter schauen und es auch einmal selber ausprobieren.
Was war nun neu im vergangenen Jahr? Der KunstRaum entlang der Rotach nahm Gestalt an. Endlich auf den Weg gebracht, präsentiert er entlang des Spazierweges die unterschiedlichsten Werke von Künstlern aus der Region. Zusammen mit der Bekanntgabe des Gewinners aus dem Wettbewerb des überregionalen Oberschwaben Kunstweges, hoben wir also unseren ortseigenen Kunstweg aus der Taufe. Das Eröffnungsfest im traumhaft illuminierten Pfarrgarten, der ein Wochenende lang zum Skulpturengarten erhoben wurde, war eine großartige Veranstaltung. Musik, Feuershow und Häppchen mit Sekt rundeten den positiven Eindruck, den wir beim Gewinner des Kunstwettbewerbes, Tom Carr aus Barcelona, hinterlassen haben. Er will mit seinen Kunststudenten zurückkommen nach Oberteuringen und hier mit den Künstlern aus der Region arbeiten. Da bleibt es natürlich nicht aus, dass beides in der Öffentlichkeit nicht auseinander zu halten ist. Der Oberteuringer Kunstweg ist ein eigenes Produkt des Mühlenteams, der auch finanziell mit dem Oberschwaben Kunstweg nichts zu tun hat. Was bisher entlang der Rotach steht entstand mit ganz geringen Mitteln, weil die Kunstwerke fast alle leihweise aufgestellt oder gesponsert wurden. Im neuen Jahr wird der “KunstRaum”, so der offizielle Name, bei einem Fest noch einmal vorgestellt werden. Beim Stichwort “Sponsoren” sollten wir die Raiba Oberteuringen nennen, die uns mit einem 400.-€-Scheck unterstützte. Dazu kommt die gute Sitte, den Angestellten zu Weihnachten eine Mühlenveranstaltung zu schenken. Zur Nachahmung empfohlen !

Was war sonst noch neu? Karten gibt es jetzt auch online unter www.muehle-ot.de! Und wir haben als Kleinabo den “Mühlenmix - Kultur im Dreierpack” zum Sonderpreis eingeführt. Der wartet noch etwas im Verborgenen auf Kundschaft. Kultur lohnt sich immer, sie verwöhnt Geist und Seele und in dem Fall schont sie sogar den Geldbeutel, gell !

Für “Kultur in der Mühle” – Irmgard Dollansky

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Freitag, 27. November

Tisina – Weihnachtslieder aus aller Welt

Was still und einfühlsam begann endete auch so. Dabei machte die Wilhelmsdorfer Folkgruppe “Tisina” (serbokroatisch, sprich: ti’schina; heißt: die Stille) ihrem Namen alle Ehre. Nicht, dass es ansonsten wild und laut zu ging – aber swingend südamerikanisch oder mitreißend afrikanisch allemal. Abtreten ließ sie das Publikum daher erst nach zwei Zugabenblöcken.
Der Unterschied in der Auffassung der christlichen Heilsgeschichte wird selten deutlicher als bei der musikalischen Verarbeitung der Themen. Besonders der europäische Raum rechts des Rheins und nördlich der Alpen, ergibt sich gerne dem elegisch-getragenen Liedaufbau, wogegen schon die Franzosen und Italiener mit viel mehr “Luft” und Freude an die Erinnerung der Geburt des Heilands rangehen. Und nochmal gesteigert in Venezuela oder in Kongo oder in den amerikanischen Gospelsongs. Nur bei dem gälischen Liedern setzt sich die Gleichförmigkeit der Musikstücke fort – egal ob die Schlachten in irgendwelchen Hochmooren besungen werden oder das nahende Weihnachten – hier sind wahre Kenner gefordert um einen Unterschied herauszuhören. Damit dies das Mühlenpublikum am vergangenen Freitagabend nachvollziehen konnte, kam bei allen fremdsprachigen Stücken abwechslungsweise von den Tisina-SängerInnen eine kurze, hilfreiche Inhaltsangabe in Deutsch. Keine Hilfe brauchten die - den Saal voll besetzenden – Gäste um die instrumentale und vokale Stimmigkeit zu erhören. In einer leicht veränderten Besetzung gegenüber ihres Konzertes vor zwei Jahren (für Doro Schmolze war Alexandra Fischer mit dabei), dafür mit einigen neuen Liedern, erfüllte die Folkformation um Martin Ruppel die Erwartungen der Besucher in hohem Maße.
Erstaunlich, dass nach den 20 Jahren ihres Bestehens, die Teuringer “Mühle” immer noch der südlichste Auftrittsort der Gruppe ist. Dabei bietet Tisina neben einer christlich-globalen Zusammenstellung der Programmabfolge, Hörgenuss pur. Die Arrangements sind fein auf die Gruppenmitglieder abgestimmt. Nie wird gegenseitig übersungen oder überspielt – und das bei der Vielfalt an Musikstilen und Rhythmen, die jeweils ihre eigenen Instrumente brauchen, wie auch ihre entsprechenden Stimmmodulationen.
Die Folkgruppe “Tisina” sind: Alexandra Fischer (Harfe, Flöten, Gesang), Christina Rampp (Gesang, Akkordeon, Hackbrett), Daniel Heiß, (Percussion), Reinhard Löhl (Gitarre, Gesang), Elke Ruppel (Gesang, Flöten), Martin Ruppel (Kontrabass, Arrangements) und Christian Zierenberg (Violine, Gitarre, Mandoline, Oktavgitarre, Psalter). Die Tontechnik besorgt Wolfgang Scheurer.
Info im Internet: www.wscheurer.de

Bilder davon gibt es in der Galerie (durch klick auf die unteren Bilder)

Für “Kultur in der Mühle” – Bruno Rauscher

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Freitag, 06. November

“A Fähre(n) mit Tiefgang” – Die Liederspenstigen

Lieber Lachfalten, als nicht zu wissen, welcher Verhaltensfehler für die ergrauten Haare steht. Mit dem Lebensmotto kamen “Die Li(e)derspenstenstigen” beim Mühlenpublikum am vergangenen Freitag prächtig an. Ihr viertes Programm “A FÄHRE(N) mit Tiefgang” wogte und wühlte spritzig durchs Midlife-Krisenmeer.
Zeitweise wie beim Kielholen, gestaltete sich der normale Atemrhythmus als problematisch, wenn es galt, denselben beim Textfeuerwerk anzuhalten und dann wieder, um zwischen den Pointen Luft zu holen. Ausgerechnet auf dem Kreuzfahrschiff “Kassandra” ließen sich die vier Protagonistinnen von den Mitreisenden Gesellschaft leisten, wobei die Metapher des Schiffsnamen wohl nicht allen geläufig gewesen sein dürfte. - Jene griechische Mythengestalt verschmähte eine Liaison mit Apollo – obwohl sie von diesem die Gabe des Sehens geschenkt bekam. Von Jenem darob verflucht, prophezeite sie Ungeheuerliches, dem aber niemand Glauben schenkte, bevor sie als Sklavin von der Hand der Gattin ihres Herrn mitsamt diesem in herrschsüchtiger Manier gemeuchelt wurde. – Dergestalt makaber waren auch einige der vorgetragenen Lieder, die sich vordergründig um profane Dinge wie etwa um täglich frisches Wasser in einer Havelschleuse oder das Filet Stroganoff drehten. Und wer schließt schon gleich bei Strychnin auf Evelyn und Terpentin? “Ich will Zeugin bleiben, auch wenn es keinen einzigen Menschen mehr geben wird, der mir mein Zeugnis abverlangt”, soll Kassandra weiland von sich gegeben haben – mehr als 160 Zeugen gab es allerdings an dem Abend in der “Mühle”, als diese wie weitere nicht minder schwarzhumorige Themen als Kassadrarufe über das Deck schallten. Genauso wenig Beachtung fanden die wiederholten Bordansagen, dass es als Hauptspeise Eisbergsalat geben werde..... Da lauscht Traumschiffpassagier in seiner Erlebnisgier doch lieber der Barpianistin (Ingrid Kappeler-Kewes) oder der singenden Diva (Brigitte Hoffmann), lässt sich vom Animierprogramm Caprifischer-mäßig mitreißen und hat selbst für das wohlmeinende Rettungspaket der Reederei nur Gelächter übrig. Auch bei der gemeinsamen Pfeifübung des internationalen Notsignals wird der Ernst der Lage kräftig unterschätzt. - Statt dessen amüsiert man sich genüsslich über andere Reiseteilnehmer, die Animositäten unter Freundinnen, die guten Vorsätze nach einer durchzechten Nacht (Gabi Elsässer), dem “Spiegelgeplauder” im Ladies-Restroom oder der (eigentlich) unmissverständlichen telefonischen Absage eines angebotenen Second-Night-Stands (Ursula Haller-Turetzek). Selbstironisch wurden diese Widersprüche, als Widersprüche eines Lebensgefühls von Menschen skizziert, die einerseits den beinahe sicheren Untergang vor Augen haben, aber trotzdem feiern und weiterleben. Denn: “Wer brav ist, wird nirgends vermisst. Erst recht nicht, wenn er daran gestorben ist. ”

“A Fähre(n) mit Tiefgang” ist kein reines Frauen-für-Frauen-Programm, bei dem “nur” über die Rivalinnen oder die Männer abgelästert wird, sondern bringt daneben auch mit Witz und Biss die eigenen Unzulänglichkeiten zu Tage. Komödiantisch vorgetragen, mit der Reife von späten Mit- psst-zigerinnen und musikalisch anspruchsvollen Arrangements mit deutschen Texten (wenn auch zwischendurch mit tre sexy fraansösisch akksooo) kam das Quartett mit einer Zugabe allein nicht davon. Ach ja, der Kassandraruf vom drohenden Eisberg wird wohl erst “ein andermal” zutreffen.

Info/Termine im Internet: www.die-liederspenstigen.de

Bilder davon gibt es in der Galerie (durch klick auf die unteren Bilder)

Für “Kultur in der Mühle” – Bruno Rauscher

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Dienstag, 03. November

Kreativaktion zu “Erdenspüren”

Am letzten Ausstellungstag (Sonntag, 22.November) bietet Claudia Baumgartner in der Mühlengalerie zwischen 15 und 17 Uhr für Kinder und Jugendliche ab 8 Jahren eine Demonstration ihrer Maltechnik an. Dabei besteht die Gelegenheit mitzumachen und selbst zu gestalten. Materialien werden vorhanden sein. Die Teilnehmerzahl ist auf 15 begrenzt.
Anmeldung – bis 21. November - bei: Claudia Baumgartner (07546/51 34) sowie Barbara Kensy-Schneider (07546/58 40).

Für “Kultur in der Mühle” – Bruno Rauscher

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Freitag, 23. Oktober

Vernissage zu “Erdenspüren” – Claudia Baumgartner

Seit vergangenem Samstag sind Bilder von Claudia Baumgartner in der Mühlengalerie sehen, welche sie unter dem Ausstellungstitel “Erdenspüren” zusammengefasst hat. Zur musikalischen Umrahmung der Vernissage hat die Teuringer Künstlerin Benjamin Engel (Saxofon) und Franz Bingler (Perkussion + Geräusche) mitgebracht. Effektvoll setzten die Zwei den Beginn in der komplett verdunkelten Galerie um. Bingler hatte dazu allerlei Utensilien – von selbstgebautenTomtom bis Quietschente – dabei, aus welchen er eine spannende Geräuschkulisse holte, in die sich später, bei zunehmender Beleuchtung, Engel mit tonlosem aber lauthaftem Saxofon mischte, bevor Beide ihren gemeinsamen Rhythmus fanden und frei drauflos interpretierten. Dem derart überraschten Publikum entkamen passagenweise herzliche Lacher und schlussendlich gebührender Applaus. Die demgemäß aufgewärmte Stimmung wurde durch die Einführungsrede von Ruth Auchter aufrecht gehalten und setzte sich noch den ganzen Abend fort. Baumgartners Bilder gaben ihren Teil dazu – ihre stummen Ansagen fanden ein aufs andere Mal interessierte Adressaten. Viele Gespräche drehten sich um die Herstellungstechnik – doch noch mehr beschäftigte manchen Schaffensbegleiter Baumgartners deren Wandel im Motivischen und waren angetan von deren Weiterentwicklung. Claudia selbst beschreibt diese Ausstellung so: “In meinen Arbeiten befasse ich mich mit dem Thema Natur. In fühlbarer Stofflichkeit wachsen Strukturen aus Linien, Wölbungen und Räume. In den Bildstrukturen bettet sich der dargestellte Mensch so ein, als sollte er sich als Teil des Ganzen begreifen.”
“Menschen werden auf ihr Wesen(-tliches) reduziert”, laudarierte Auchter, die Claudia B.‘s Wirken seit einigen Jahren verfolgt. Von Ihr war zu erfahren, dass die Künstlerin sich von ihren Ausflügen in die Natur nicht nur inspirieren lässt, sondern auch viele der verwendeten Materialen mit bringe. So entstünden jene üppig-farbenfrohen bis kahl-kalten Werke, mit welchen sie ein “Hinspüren auf Raum, Zeit bis Schmerz” auszudrücken vermag. Baumgartner: “Die Bilder sind als Seelenbilder der menschlichen Sehnsucht zu lesen. – Einer Sehnsucht nach Natürlichkeit und der Einordnung in das System des Lebens.”
Baumgartners Technik: “Aus Kombination und Verarbeitung unterschiedlicher Materialien auf Papier und Leinwand entstehen scheinbar organisch gewachsene Oberflächen. Die Malweise ist eine Mischtechnik aus Acryl und beigemischten Pigmenten auf kollagierten Malgründen aus Naturmaterialien wie Sand, Samen und Gräser. Ihre Verwendung ist mal bestimmt und mal geleitet durch das Material selbst – ihm nachzuspüren ist das Konzept meiner Arbeit.”

Kreativaktion:

Am letzten Ausstellungstag (Sonntag, 22.November) bietet Claudia Baumgartner in der Mühlengalerie zwischen 15 und 17 Uhr Kinder und Jugendlichen ab 8 Jahren eine Demonstration ihrer Technik an. Dabei besteht die Gelegenheit mitzumachen und sich selbst darin zu üben. Materialien werden vorhanden sein. Die Teilnehmerzahl ist auf 15 begrenzt.
Anmeldung bei und Infos von Claudia Baumgartner (07546 51 34) sowie Barbara Kensy-Schneider (07546 58 40).

Bilder der Vernissage gibt es durch klicken auf eines der unteren Bilder

Für “Kultur in der Mühle” – Bruno Rauscher

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Sonntag, 18. Oktober

Basement Ramblers und Clown Conny

Sag bloß nochmal jemand, dass auf dem Dorf nix los ist ! Am vergangenen Sonntag gab es in Oberteuringen Kultur pur. Nicht genug damit, dass das Musical in der Post die Besucher in seinen Bann zog, die Mühle steuerte an diesem Tag auch noch zwei Veranstaltungen bei. Am Sonntagvormittag zog es die ältere Generation zur Dixiematinée in den Gewölbekeller und am Nachmittag bekamen die Kleinen von Clown Conny ihr spezielles Programm serviert.
Das Wetter war recht herbstlich und es war nicht abzusehen, ob sich an diesem ungemütlichen Sonntagvormittag überhaupt jemand auf den Weg in die Mühle machen würde. Doch meistens kommt es anders als man denkt und so war es für die Veranstalter erfreulich und überraschend zugleich, dass sich die Gäste so zahlreich einfanden, um die Basement Ramblers mit ihrer Jazz, Dixie und Swing Musik im Gewölbekeller zu hören. Tisch um Tisch und Stuhl um Stuhl wurden zusätzlich in den Thekenraum geschoben, denn die Besucher wollten hautnah an der beschwingten Musik teilhaben. Nebenbei gab es "Weißwürscht und Brez'n" und nach dem Cappuccino folgte das Weißbier. Gemütliche Kneipenathmosphäre machte sich breit.
Die Basement Ramblers, -das sind zu deutsch übrigens diejenigen, die durch die Keller ziehen-, hatten mit ihrer ansteckenden guten Laune und ihrer Spielfreude das Publikum gleich im Griff. Sie spulten die Stücke nicht einfach bloß der Reihe nach herunter, sie begeisterten mit viel Witz, fetzigen Klängen und einer perfekten Beherrschung ihrer Instrumente. Unter anderem standen die Dutch Swing College Band ebenso Pate wie Louis Armstrong oder Chris Barber. Das sind die unsterblichen Klassiker mit denen die sechs Musiker die Zuhörer zum Schnippen und Mitwippen brachten. Dass swingende Rythmen und ein exzellenter Vortrag mit vielen von Beifall begleiteten Soli keine Frage des Alters sind, das bewiesen sie eindrücklich. Und ein bisschen kokettierten sie damit, dass ihr Altersdurchschnitt erheblich durch den jugendlichen Posaunisten gesenkt werde. Aus Amtzell, Neukirch, Überlingen, Wangen, Oberteuringen und Friedrichshafen haben Manfred Baier (Posaune), Wendelin Fuchs (Trompete), Dr. Bernhard von Guerard (Banjo, und aus Oberteuringen!), Dr. Michael List (Sousaphon), Willi Napp (Klarinette, Sax), und Ferdinand Schreiber (Schlagzeug) irgendwann zueinander gefunden, um sich musikalisch auf höchstes und zugleich unterhaltsames Niveau zu begeben. Die Zuhörer konnten jedenfalls am Sonntag in der Mühle nicht genug bekommen und rückten den Jazzern immer näher auf die Pelle, niemand drängelte nach Hause. Und so spielten die Basement Ramblers bis um 14 Uhr und drehten erst noch einmal ordentlich auf. Das war jedenfalls ein Morgen für Genießer.

Gerade noch hatten die Musiker von "Ice Cream" gesungen, da zog es schon die ersten Kinder und Eltern in den Saal im Dachgeschoß. Clown Conny hatte sich angekündigt, um zusammen mit den Kindern das Geheimnis der Flaschenpost zu ergründen. Cornelia Kieck, Schauspielerin und Hauptakteurin im Kieck Theater war erst eine knappe Stunde zuvor direkt aus Weimar eingetroffen. Als Clown geschminkt stand sie kurz darauf auf der Bühne, nachdem sie von den Kindern lautstark hereingerufen worden war. Die Kinder waren wichtige Personen, die ihre Phantasie und Spiellust einbringen durften und die so die Geschichte mit Rufen, Pusten, Singen oder Spielen vorantrieben. Wie selbstverständlich gingen die Kinder mit dem quirligen Clown einen Dialog ein und verloren sofort jede Scheu.
Cornelia und Thomas Kieck präsentieren unter dem Namen KIECK-Theater schon seit 1991 Veranstaltungen. Sie können auf bisher über 1300 Auftritte zurückschauen.
Für Erwachsene sind es literarisch-musikalische Programme, in denen sich Schauspiel, Pantomime und Musik verbinden.
Die Kinderprogramme spielt Cornelia Kieck alias Clown Conny oder Märchenfee Tarsifan allein. In der Mühle stand sie bereits zum vierten Mal erfolgreich auf der Bühne.

Für Kultur in der Mühle, Irmgard Dollansky

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Samstag, 03. Oktober

XII. Sprungbrett in der Mühle Oberteuringen – eine bunte Mischung

Mit der 12. Auflage des Oberteuringer Sprungbretts fand der beliebte Talentsucherabend zu seiner eigentlichen Bestimmung zurück. Waren es bei den vorangegangenen Veranstaltungen hauptsächlich Bands aus den verschiedensten Musikrichtungen, die den Sprung auf die Bühne wagten, so kam es am Samstag (3.10) zu einer gewollt bunten Mischung der Genres.
Mit nur fünf Programmpunkten war dieses Sprungbrett zwar das kürzeste seit langem, doch die Zusammenstellung und die Qualität der Darbietungen sorgten für einen hohen Unterhaltungswert.
Den Anfang machten die jüngsten Künstler des Abends: Malin Schwarz und Thea Kuhnle – beide erst 12 Jahre alt – zeigten am Klavier was sie können. Mal vierhändig, aber auch in Solostücken begeisterten die beiden Youngstars aus der Klavierschule von Jarmila Sanders-Baumann die Gäste.
Der nächste Künstler eroberte sich von Anfang an einen Platz in den Herzen der Zuschauer. Liedermacher Stephan Hell aus Wilhelmsdorf erkletterte mit seiner Gitarre den mitgebrachten Barhocker. Sehr leise, fast schüchtern führte er durch sein Programm, mit lustigen, aber auch nachdenklichen Texten. Dabei hatte er das Publikum durch seine sympathische Art voll auf seiner Seite. So wurde dann auch “Das Lied vom Popel” – bei dem alle Anwesenden mitmachen durften - zum Lacher des Abends. Ganz der nachdenkliche Liedermacher, verabschiedete sich Stephan Hell mit dem Lied vom “Bär”, das recht tragisch endet und so dem ein oder anderen doch ein Tränchen ins Auge drückte.
Eine der schwierigsten und deshalb wohl auch seltensten Disziplinen der Kleinkunst ist das Kabarett. Franz Baur war mit seinen sechzig Jahren der älteste Teilnehmer beim 12. Sprungbrett. Unter dem Namen “ Oxi B. ” zeigte der Hauptschulrektor aus Ochsenhausen, dass auch – oder gerade – Beamte einen sehr bissigen Humor haben können. Dass Heinz Erhard sein großes Vorbild ist war nicht zu überhören. Mit liebevoll arrangierten Gedichten und Anekdoten über eigentlich Alltägliches sorgte er für Schmerzen im Zwerchfell. Dabei wechselte er je nach Bedarf vom Hochdeutschen zum Schwäbischen – und wieder zurück. Immer auf der Jagd nach dem passenden Reim. Nach einem etwas nervösen Start konnte Oxi B. am Ende zufrieden die Bühne verlassen – war sein Programm doch bei den Mühlengästen ein voller Erfolg.
Nach einer kurzen Pause ging es dann mit Pop und Rock weiter. Die neuformierte Coverband “ Soulticket” gab ihr Debüt. Stefan Bonsen, Klaus Kimmel, Martin Laib, Herbert Emmerich und Sängerin Carolin Staiger aus dem Raum Tettnang. Nach der Gründung vor gerade mal sechs Wochen war der Umfang des Programms zwar noch recht klein, doch die Qualität verblüffte. Obwohl “Soulticket” bekannte Titel covert, machten sie sich doch die Songs zu eigen und präsentierten sie in hochprofessioneller Weise. Auch Songs von Garry Moore brachten Sängerin Carolin nicht ins Schwitzen, die Instrumentalisten zeigten bei den teilweise sehr schwierigen Soli was sie drauf haben. Nach der vom Publikum geforderten Zugabe waren sich alle einig, dass man von “Soulticket” wohl noch einiges hören wird.
Der fünfte und letzte Programmpunkt des Abends war noch einmal eine kleine, positive Überraschung. Mit Joseph Baader, David Schlageter und Jakob Baader betrat die Punkrockband “ Runaway” die Bühne. Für eine Nachwuchsband dieses Genres beherrschten die drei Jungen (12- 16 Jahre) ihre Instrumente überraschend gut. Und auch die Gesangsleistung war durchweg klasse. Besonders bemerkenswert war die Auswahl der Lieder: “Runaway” spielte nur selbst komponierte und getextete Songs. Einer der Songs - “Arschgesicht” - richtete sich gegen rechtsextreme Gesinnungen – und erntete dafür den spontanen Applaus des Publikums. Auch bei “Runaway” verlangten die Mühlenbesucher nach einer Zugabe. Zu Recht! Eine bemerkenswerte neue Band mit aussagekräftigen Texten, die an diesem Abend nicht nur die jugendlichen Fans erreicht hat.
Zum Schluss rief Moderator Stefan Mitrenga noch zu Anmeldungen für das nächste Sprungbrett auf. “Diese bunte Mischung heute Abend war einfach wunderbar. Egal was ihr für Talente habt – zeigt sie uns hier in der Mühle. Wir freuen uns auf alles - ob Kabarett, Zauberer, Autoren, Artisten, Sänger, Tänzer, Bands ... alle sind herzlich willkommen.”
Ein besonderer Dank gilt dem Team von M&S Sound, Martin Nägele und Steffen Haas, das kurzfristig einsprang und für Licht und Beschallung sorgte.

Für “Kultur in der Mühle” – Stefan Mitrenga

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Samstag, 19. September

Eröffnung Oberschwaben Kunstweg und KunstRaum Oberteuringen am 19, September im Pfarrgarten

Das lange vorbereitete Event hat stattgefunden, die Kunst hatte ihren großen Auftritt und das Wetter gönnte uns einen wunderbaren Abend in einem zauberhaft beleuchteten Garten. Dass gelegentlich der Strom ausfiel war dabei eher erheiternd als störend.
Bleibt uns als letzte angenehme Pflicht nur noch, einen vielfachen Dank auszusprechen an alle, die zum Gelingen beitrugen.
Für die Eventbeleuchtung zeichnete die Firma "novalight" aus Radolfzell verantwortlich. Sie stellten ihre Leuchtkuben kostenlos zur Verfügung und erhielten für dieses "urbane Lagerfeuer" viel Lob. Einen großen Dank dafür!
Danke auch an 1a Automobile Hillebrand als ersten Sponsor für ein Kunstwerk im Oberteuringer KunstRaum.
Danke an die Firma Copy & Print, sie unterstützte unsere Aktion mit einem Sonderpreis beim Kopieren der Plakate und Flyer.
Danke an die Firma Fetcher, von dort konnten wir den Pavillon für die Musiker kostenlos ausleihen.
Danke an die Narrenzunft Bitzenhofen und Sanitär Keller. Sie statteten unser Zelt mit Kühlwagen und Spülmaschine aus.
Danke an die Freiwillige Feuerwehr, die während zweier Nächte im Pfarrgarten nach dem Rechten sahen.
Danke an den Musikverein für das Ausleihen der Zeltstellermannschaft. Danke an den Bauhof, Winfried Schütterle und Manfred Steiner, die eine Extraschicht für den Transport des Mobiliars einlegen mußten.
Danke an Elektro-Bucher für allerhand Elektrisches und ebenso danke an Alex Hog für das Soundequipment der Band.
Besonderer Dank geht an die Katholische Kirchengemeinde und an Pfarrer Müller für die zeitweise Überlassung des Pfarrgartens und besonders an Frau Stritzke für ihre Geduld im Umgang mit dem "Künstlervolk".
Zu guter Letzt noch einen großen Dank an alle vom Mühlen- und Kunstteam, die diesen Samstagabend und den Sonntag bei der Leistungsschau ermöglichten. Richard Emmans, Steffi Thoma, Paul Silberberg und Claudia Baumgartner arbeiteten entweder vor Ort an einem Kunstwerk, organisierten Feuergötter, oder haben einige der ausstellenden Künstler angeworben.
Barbara Kensy-Schneider und Tochter Angela meisterten die grafischen Aufgaben, wie Flyer und Plakate, Kerstin Dürnay zauberte zusammen mit zwei Freundinnen die köstlichen Kleinigkeiten für das Büffet.
Der große Organisator für den Ablauf des Kunstweg-Eröffnungsabends am Samstag, so wie für das gesamte Begleitprogramm der Leistungsschau am Sonntag war jedoch Bruno Rauscher, ohne dessen unermüdlichen Einsatz und seine perfekte Planung nichts gelaufen wäre.
Alle anderen vom Team, Gertrud, Monika, Thomas, Manuel, Siggi, Anita, Mary, Gabi, Evi, Paula, Anni, Bene, Irmi und - last not least- Fritze, erledigten all die vielen Dienste, die in diesem Zusammenhang wichtig waren.
Herzlichen Dank an alle, auch an die, die ich jetzt vergessen habe.

Für das Kulturteam Mühle - Irmgard Dollansky

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Dienstag, 08. September

KunstRaum füllt sich

Am vergangenen Dienstag erweiterte hjh Gutmann mit seiner Skulptur das Kunstangebot im “KunstRaum”-Oberteuringen um gleich 100 Prozent. Nicht schwer, ließe sich leicht denken, nachdem Eltrichs “Tulpe” bislang das einzige Objekt war. Doch schwer, bleibt anzumerken, weil Gutmanns Stahlplastik gut 200 Zentner auf die Waage bringt. Mit Klemens Löchner hatte sich der Kißlegger Künstler gleich selbst einen Helfer mitgebracht. Gemeinsam mit Verstärkung aus dem Teuringer Bauhof, Winfried Rimmele und Hermann Steiner, wurden die zwei Skulpturfragmente – bis zur Zufriedenheit des Erschaffers – gedreht und gewendet und schließlich lose miteinander verbunden. Standort: Nähe der Rotachbrücke zum Kiesweiher, beim hinteren Friedhofsausgang.
Bilder davon gibt es auf www.muehle-ot.de >>KunstRaum>>Projekte

Sich selbst beschreit Joachim Guthmann auf seiner Website: “Nach einer Metallfachlehre und langer unterrichtlicher Tätigkeit im Bereich Kunst und Technik arbeite ich seit 2006 als freier Künstler und Bildhauer, hauptsächlich mit Stahl, aber auch mit einem von mir als Patent angemeldeten Betonverfahren.
Seit 1990 bin ich Dozent der Kißlegger Kunstwoche. Zuerst im Bereich Fotografie dann mit Arbeiten in verschiedenen Materialien, hauptsächlich Stahl.
Ich bin Mitorganisator der 1. und 2. Kreiskunstausstellung Ravensburg. Eine lange Reihe von Ausstellungen im Bereich Fotografie und später Plastik habe ich seit 1972 ausgerichtet.
Die zwei letzten größeren Ausstellungen waren im Uferbereich der Orte Wasserburg und Langenargen am Bodensee.”
Künstlerinfo im Internet: www.achim-guthmann.de

Für “Kultur in der Mühle” – Bruno Rauscher

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Freitag, 28. August

Von der Rotachstraße ans Teuringer Rotachufer

Andreas Eltrich, Häfler Kunstschaffender, errichtete jüngst das erste Kunstobjekt im Oberteuringer “KunstRaum”. In der Blumeninsel beim Mühlenweiher, also direkt beim Eingang zum Rotachpark, prangt seitdem seine “Tulpe” und sorgt für Blickfang. Eltrich hat noch ein zweites Objekt in Arbeit – der Titel ist noch nicht kreiert, wohlmeinende Scherzbezeichnung dafür ist “Bremsscheibenmonster”. Ein Auftrag von “1a Automobile Hillebrand”, deren Sponsoraktion (fünf Euro für jede alte Bremsscheibe) – trotz dazwischengekommenen Abwrackprämienschwund - genügend Ausgangsmaterial dafür liefern konnte. Dieses Objekt wird, nach seiner Fertigstellung, den räumlichen Abschluss des vorläufigen KunstRaum-Areals darstellen. Sein Standort wird nach der Rauen Rampe, in Richtung Sportplatz sein.
Sich selbst lässt Andreas Eltrich auf seiner Website – www.steel4art.de - folgendermaßen beschreiben:
“Nach Schulabschluss und Ausbildung als Maschinenschlosser, widmete er sich zunächst der Musik. Nach mehreren Bands, Rockoperinszenierungen, als Texter und Sänger, schloss er 1996 damit ab.
Von drei Musen geküsst und Vater vierer Kinder .... wurde er wieder vermehrt im Schaffen mit greifbaren Materialien tätig. 1998 – 99 präsentierte er im Rahmen zweier Handwerkermärkte in Ravensburg seine Arbeiten.
Immer mehr zeichnete sich ab, dass die Fusion unterschiedlicher Werkstoffe – Stahl, Stein, Holz und Glas – seine Leidenschaft sind. Abgesehen von wenigen Werken, bei denen sich der Künstler mit geometrischen Formen auseinandergesetzt hat, zeichnen sich die meisten Skulpturen durch eine weiche Liniengebung aus. Es finden sich keltische, mystische und biblische Motive, makroskopische Naturdarstellungen sowie gesellschaftskritische Themen.
Durch das experimentelle Spiel mit unterschiedlichen Materialien werden beim Betrachten immer wieder veränderte Wirkungen erreicht. Seit 2001 lebt Andreas Eltrich im “Gesindehaus”, einer alten Mühle in Ittenhausen. Seine Kunstwerke können dort in seiner Galerie besichtigt werden.”
Nach und zwischen Eltrichs Aufbauarbeiten werden demnächst Alexander Weinmann (Radolfzell), Joachim Guthmann (Kisslegg) und Markus Meyer (Ravensburg) sowie Paul Silberberg (Oberteuringen) ihre Objekte noch vor der Eröffnung vom Oberteuringer KunstRaum aufstellen. Diese ist zusammen mit der Bekanntgabe jenes Künstler(paares) vorgesehen, welcher den Zuschlag für die Verwirklichung seiner Idee über dem “Unort”, Regenüberlaufbecken Unterteuringen, erhält. Der Termin ist als Auftakt zur Teuringer Leistungsschau 09 angesetzt, welche erstmalig unter dem Motto “KunschtD!nger” daherkommt und in deren Verlauf es neben der üblichen Präsentation der Teuringer Betriebe und Dienstleister, eben auch eine rundumkulturelle Unterhaltung angeboten wird.
Im Pfarrgarten wird sich der Kulturverein mit einer Ausstellung der eingegangenen Entwürfe zum Oberschwaben Kunstweg, mit der Präsentation der Künstler, welche am Teuringer KunstRaum mitmachen wollen, mit Demonstrationen der Objektgestaltung und als Ausgangspunkt der Führungen zu den bereits vorhandenen Kunstwerken präsentieren. Dazwischen werden sich dort die Straßenkünstler einfinden und als musikalischen Ausklang (ab 17 Uhr) bringt Alex Hog mit seiner neuen Formation “Cube” den informativ-unterhaltsamen Familientag zu Ende.

Für “Kultur in der Mühle” – Bruno Rauscher

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Donnerstag, 30. Juli

Kaiser beschnuppert KEW-Unort

Eindruck gewinnen und auf Eingebung warten, waren die Beweggründe für Andreas Kaiser, sich aus dem fernen Mainz an die Rotachgestade zu begeben. Der Professor für Kunst und Raum an der Fachhochschule in der Karnevalsmetropole ist der zweite der drei für das Kunstwerk beim Regenüberlaufbecken ausgesuchten Künstler, über deren Entwürfe Mitte September die Auswahljury zu befinden hat. Bereits am 19. September wird der Siegerentwurf im Rahmen der Auftaktveranstaltung vom örtlichen “KunstRaum” vorgestellt. Im Pfarrgarten ist dafür eine Präsentation aller beteiligten Künstler vorgesehen, welche auch während der tags darauf stattfindenden “Teuringer Leistungsschau” (unter dem Motto “KunschtD!nger”) erlebbar sein wird. Neben Andreas Kaiser haben sich das Künstlerpaar Gerber/Bardill sowie Tom Carr bereit gefunden, über eine künstlerische Gestaltung des “Unorts” in der Rotachschleife als Bestandteil des regionalen Kunst Erlebnis Weges (KEW), ihre Kreativität öffentlich zu machen. Während das Schweizer Künstlerpaar bereits vor zwei Wochen ihren Vororttermin absolvierten, lässt sich der in Barcelona lebende Carr noch etwas Zeit. Viel davon bleibt ihm allerdings nicht, da die Einreichfrist für die Ideen schon am 1. September verstreicht.
Andreas Kaiser ließ es da gemächlicher angehen. Er wollte erst mal in Ruhe Örtlichkeit, Gelände und Bauwerk auf sich wirken lassen und sich in der anschließenden Vorstellungsrunde über die Gemeinde und deren Strukturen erkundigen. Aus den so entstehenden Synapsen würden sich Schwerpunkte filtern, aus denen sich das letztendliche Konzept ergebe, verriet Kaiser über sein Vorgehen bei der Ideenfindung. Sein eingebrachter Spontaneinfall nach der Voranfrage von KEW-Kurator Bernd Stieghorst erregte bei der ersten Vorauswahl allgemeine Heiterkeit. Auf das “Entafiedle” wollte er sich allerdings nicht festlegen – es werde eher etwas anderes. Überhaupt hat es der Professor nicht so mit dem Festlegen. Seine Werkschau (siehe: www.kaiserkunst.de) vermittelt dazu aufschlussreiche Ungewissheit. Damit habe er bislang erfolgreich als freischaffender Künstler sein Leben bestreiten können, so seine Begründung. Denn sei ein Künstler einmal “katalogisiert”, werde von diesem das stete Beharren der einmal eingeschlagenen Richtung erwartet. So wollte Kaiser auch noch keine Angaben zu seiner voraussichtlichen Materialwahl machen. Den Vorgaben entsprechend, werden diese auf jeden Fall einen hohen Grad an Belastbarkeit aufweisen. Dem werden auch die Kunstobjekte entsprechen, welche demnächst den KunstRaum bereichern werden. Von der Idee angetan, waren bis dato folgende Künstler bereit Ausstellungsstücke zur Verfügung zu stellen: Roland Behr (FN), Andreas Eltrich (FN), Richard Emmans (OT), Joachim Guthmann (Kisslegg), Markus Meyer (RV), Paul Silberberg (OT) und Alexander Weinmann (Radolfzell). Gut möglich, dass sich bis oder zur KunstRaum-Eröffnung noch weitere Künstler mit diversen “KunschtD!nger” präsentieren.

Für “Kultur in der Mühle” – Bruno Rauscher

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Freitag, 24. Juli

Vorlaut - "...sing mich!

Eigentlich hätte am vergangenen Freitag ja Memphis Underground die “Elvis Story” vor dem Mühlenpublikum ausbreiten sollen. Die zogen es jedoch vor, sich aufzulösen, wodurch der Termin wieder für das Reutlinger Acapellaquintett “Vorlaut” frei wurde. “Wieder” deshalb, weil diese ursprünglich für dieses Wochenende vorgesehen waren. Erst konnten sie nicht, dann aber, als “Elvis” schon versprochen hatte wiederaufzuerstehen, wäre doch möglich gewesen.
“Schön, dass es noch geklappt hat”, schwärmten einige jugendliche Bewunderinnen der smarten Jungs. Mit ihren schönen Stimmen, ihren selbstkomponierten/-arrangierten Liedern und ihrer zunehmend professionelleren Bühnenshow begeisterten sie bereits zum dritten Mal die Mühlengäste – nicht nur die jungen!. Hatte sich ihr Repertoire zwar nicht groß verändert, zeugte ihre Sicherheit auf der Bühne von der steten Weiterentwicklung durch viele Auftritte in den knapp fünf Jahren als Vokalensemble. Johannes und Lukas Wollasch, Simon Huber, Moritz Dröse und Moritz Kallenberg überzeugten ungezwungen und mit einem gehörigen Schuss Humor und Selbstironie. Mit Erfolg zeigen sie einen neuen Weg der Chormusik, der sogar für Männer zu beschreiten scheint.
Info im Internet: www.vorlaut.net

Für “Kultur in der Mühle” – Bruno Rauscher

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Samstag, 04. Juli

Sprungbrett XI - Open-Air II

Teuringer-Talent-Präsentation am Sankt-Martin-Platz

“.... Das Sprungbrett - eine Plattform für Nachwuchstalente - präsentierte sich in seiner elften Auflage als fast reine Rockveranstaltung. Einzige Ausnahme war die Schautanzgruppe "Special Mix" aus Ravensburg, die nach einer Choreographie von James O. Readon tanzte und das Publikum verzauberte. Für ein absolutes Aha-Erlebnis sorgte die Rockband "The Straubs". Die drei Jungs - Christoph Aicher, Tom Schneider sowie Paul Mogwitz - und ihre weibliche Ergänzung, Laurin Beller, zeigten eine erstaunliche Leistung ...... Doch der absolute Knüller ist das Alter der zum Teil aus Oberteuringen stammenden Künstler: Gerade einmal zehn bis 13 Jahre jung, stahlen sie so manchem anderen die Show. Die Bands brachten zum "Sprungbrett" eine Menge Fans mit, die bereits beim ersten Open-Air-Sprungbrett die Kassen der mitwirkenden Vereine wieder praller füllten. Bis nach Mitternacht füllten die neun Gruppen den St. Martins-Platz. .....”

Cornelia Sheikh für die Schwäbische Zeitung


“...... viele Jugendliche hat das “Sprungbrett”-Open Air nach Oberteuringen gelockt, darunter begeisterte Fans der auftretenden Musikgruppen. Im Publikum herrscht beste Festlaune. Einen nicht unerheblichen Beitrag hierzu leisten die von örtlichen Vereinen angebotenen kulinarischen Köstlichkeiten: ......
.... Die Teuringer Ortsmitte verwandelt sich für viereinhalb Stunden in eine Punk-Metal-Rock-Meile, die den Vergleich mit großstädtischen Events nicht zu scheuen braucht. Während die jugendlichen Besucher begeistert die Bühne umlagern, mitfiebern und die Gruppen “Total Trash” aus Kluftern, “Famous Monsters” aus Markdorf, “The Jammers” aus Bermatingen oder “Spank the Hans Müller” und “Placoderme” aus Friedrichshafen bejubeln, wählen die etwas älteren Festgäste ihre Sitzplätze aufgrund der Lautstärke eher im hinteren Bereich des Festgeländes. “Des isch wirklich an heftige Sound. Do muasch in unserm Alter scho meh nach hinte”, meint eine Besucherin lachend. Doch inzwischen stürmen “The Straubs” die Bühne und erobern die Herzen der Menschen aller Altersklassen: Die zwischen neun und 13 Jahre alten Rockmusiker aus Oberteuringen und Markdorf machen mit ihrer jungen Band, die 2007 gegründet wurde, manch gestandenem Rockmusiker durchaus Konkurrenz. “Mal schauen, ob ihr merkt, dass wir auch eigene Lieder spielen”, meint Juniorgitarrist Paul ganz keck. Die Zuhörer lauschen, sind begeistert und singen bei “Sweet Home Alabama” lautstark mit.
Vor allem von dem jungen Publikum begeistert gefeiert werden die beiden .... Bands “Evil Spades” und “EXtremely SErious”. Jubelndes Kreischen erfüllt den Dorfplatz und Wunderkerzen erhellen die mittlerweile dunkle Nacht. Großen Beifall erhält auch die Gruppe “Special Mix”. Die faszinierenden Schautänzer aus Ravensburg, die nach der Choreographie von James O. Readon die Festbühne erobern, sind keine Unbekannten in Oberteuringen. Viele Fans kennen sie bereits vom “Sprungbrett” in der “Mühle”. Doch das Open-Air-Flair verleiht ihrem Auftritt dieses Mal einen ganz besonderen Reiz.....”

Barbara Müller im SÜDKURIER


Die SPRUNGBRETT-Reihe aus dem Mühlen-Kulturprogramm steht ganz unter dem Motto “Talent-Präsentation”. Daher ist auch das jeweilige Programm stets davon abhängig wer sich womit dazu (im Vorfeld) anmeldet! Der Grundidee folgend, erhalten dem nach auch Alle die sich präsentieren wollen ihre Chance dies zu tun. Die Gruppen treten ohne Gage auf, Moderator Stefan Mitrenga ebenso und Alex Hog samt allen seiner dafür bereiten Mitarbeiter haben bisher noch nie eine Rechnung für ihre Präsenz oder die Bereitstellung der Beschallungsanlage in Rechnung gestellt. Wer an dem Dargebotenen in dieser Art und Weise keinen Gefallen findet, möge sich an die Situation in den Jahren vor dem Open-Air-SPRUNGBRETT erinnern und ruhig die jetzigen Besucher- und Umsatzzahlen gegenrechnen. Für alle Nicht-Rock-Punk-Metal-Fans wurde in den darauffolgenden Festtagen noch ausreichend Programm geboten.
DANKE an alle Mitwirkenden, Stefan Mitrenga und Alex Hog mit Team und natürlichen allen “Dienst schiebenden” aus den Vereinen.

Für “Kultur in der Mühle” – Bruno Rauscher

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Freitag, 26. Juni

Hagen Binder - "Landschaften"

Immer ist Landschaft...

Seit dem vergangenen Wochenende stellt Hagen Binder überwiegend neue Bilder im Kulturhaus “Mühle” aus. Mit “Immer ist Landschaft ...” will der Architekt und Künstler den inneren Dialog in Beziehung mit der Umgebung setzen. “Ohne Umwelt gibt es keine Welt für uns”, sinnierte Pater Meinrad Duffner in seinem Laudatio. Ganz selbstverständlich sei die uns umgebende Landschaft bis jemand kommt, der ein Stück davon herausschneidet und damit die Besonderheit dessen hervorhebt. Hagen Binder unterstreiche insbesondere das Weite und Weitende. Mit seiner “Langsamkeit im Hektischen” werden den Betrachter erst “Dehn- und Weitübungen der Empfindungsfähigkeit abverlangt, bevor mit der eigentlichen Herzschwangerschaftsgymnastik begonnen werden könne”, so die locker-erheiternde Charakterisierung des Benediktinermönchs und Künstlers aus Münsterschwarzach. Eindrücklich empfahl er den Vernissagegästen den “Gucki-Blick” als Übung gegen die Verselbstverständlichmachung. Das habe Binder in seinen Bildern durch “freie Flächen vor dem Besonderen” anschaulich umgesetzt. Manche Motive “schweben” in der Umrahmung und verleiten so zum bewussten Sehen und unbewussten Wahrnehmen. Unbewusst erspüren lasse sich auch Binders Einsatz beim Schaffen seiner Werke. Die erkennbaren Risse und Schürfungen im Papier, wie auch die Wischungen und Überstreichungen würden von “geschauter Gemütsregung” zeugen.
Bürgermeister Karl-Heinz Beck gab seiner Freude Ausdruck, den die Gemeinde seit mehr als 22 Jahren als Ortsplaner begleitenden Architekten in einem ganz anderen Zusammenhang präsentieren zu können. Auch die in dieser Zeit erstellten Bebauungspläne seien gewissermaßen Kunstwerke, denn “das Ergebnis entscheidet darüber, ob die Seele der Gemeinde gestärkt wird”, so Beck. Ein eigenes “Teuringer Kabinett” in der Ausstellung veranschauliche Binders Verbundenheit mit der Rotachkommune und deren Besonderheiten in der Landschaft. Die Ausstellung läuft noch noch bis 26. Juli. Geöffnet an Sonntagen von 14 bis 18 Uhr und zu den Mühlenveranstaltungen. Der Eintritt ist frei.

Für “Kultur in der Mühle” – Bruno Rauscher

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Samstag, 20. Juni

Volksdampf - "Birn Out"

Wie lange 25 Jahre sind, kann sich mensch nicht richtig vorstellen – manchmal sind 25 Sekunden schon eine (zumindest gefühlt kleine) Ewigkeit! – Das stellte Suso gleich beim ersten Lied unter Beweis, als er seinen Schlusston (mehr als so lange) aussang....... Überhaupt hatte das dienstälteste Kabarettensemble in der Region es bei ihrer jüngsten Vorstellung mit Zahlen und deren Bedeutung: Wer könne sich denn vorstellen wie viel 3,5 Millionen (arbeitslos Gemeldete) in etwa seien, fragte Lisa, das müsste doch irgendwie plastischer darzustellen sein! – Nach Fassungsvermögen vielleicht? Und wie lassen sich 480 Milliarden Euro (Konjunkturpaket) denn dann demgemäß ausdrücken? Suso bemühte seinen elektronischen Abakus und fand letztlich heraus, dass – wenn in Reis umgesetzt – dies soviel ergäbe, dass die 50 Kilo Säcke übereinandergestapelt 17 mal die Strecke zwischen Erde und Mond ausfüllen könnten! Da geht doch der oder das “Birn out” schon voll ab! Die Antwort auf die Frage nach dem Sinn des Programmtitels erschließt sich allmählich während der Vorstellung: Ist ein Leben ohne Hirn möglich? – “No brain - no pain” (kein Hirn – kein Schmerz) ein aglizistisches Wortspiel als modernes Erfolgsrezept? Verschiedenste Zeiterscheinungen werden zerpflückt und führen zu dem Schluss: Hirnverbrannt = Birn out! Egal ob Abwrackprämie oder Glühbirnenverbot, Kindererziehung oder Schweinemast, Umweltschutz oder Alltagsbespitzelung – längst über die nächste Etappe nach dem Ende hinausgedacht, ergibt sich so ein überspitzes valentionoides Gedankenkonstrukt, das vor Wortwitz nur so strotzt und sich, demgemäß verwortakelt, das Beatlesmotto “All You Need Is Lough” auf die Fahne schreibt.

“Nie kopiert – oft erreicht!” – resümiert die Truppe ihre Vierteljahrhundertpräsenz als Kleinkunstsatirekomikmusiker. Dabei gehen bei Lisa Greiner, Suso Engelhardt und Reiner Muffler noch längst nicht die Birnen aus! Das Trio zeigt auch nach 25 Jahren keine Ermüdungserscheinungen und präsentierte sich in kabarettistischer Topform! Quietschfidel, selbstironisch und provokant, mit purer Freude an schrägem, subversivem Humor, der Hirn und Zwerchfell gleichermaßen fordert. Genauso originell wie vielfältig ist das eingesetzte Instrumentarium. Neben Geige, Banjo, Gitarren, gilt als “Volksdampf”-Aushängeschild seit langem eine von Suso aufgemotzte Mülltonne, die als Bass, Schlagzeug, sonstiger überraschender Geräusche aller Art oder schnell mal als PC-Heimstation Verwendung findet. Auch wenn die Drei während ihres “Birn Out‘s” bühnenreif herumhaderten, zeigten sie sich geschlossen gegenüber ihrem Publikum. Dies habe sich nach der Pause denn doch noch erheblich gesteigert und zunehmend besser mitgemacht und somit den Versetzungslevel erreicht (da offenbarte sich das Qualifikationsdenken der gelernten Bildungsentertainer). Bleibt für den Veranstalter zu hoffen, dass beim nächsten “Volksdampf”-ablassen auch die, am vergangenen Samstag, wenigen reien Plätze noch besetzt sein werden!

Für “Kultur in der Mühle” – Bruno Rauscher

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Samstag, 13. Juni

“Suite 6”

Harmonie pur

Anhaltender Schlussapplaus ermunterte das a-capella Quintett “SUiTe6” noch zwei Zugabenstücke drauf zu setzen. In den knapp zwei Stunden davor brachte die Überlinger Gruppe eindrucksvoll ihr musikalisches Können zum Ausdruck. Stimmlich und rhythmisch perfekt umgesetzte, schwierige Arrangements in typischer SUiTe6-Manier.

Seit mehr als neun Jahren besteht die Basis der Formation und findet immer mehr und neue Anhänger, welche die eher getragen vorgebrachten Lieder aus mehreren Kontinenten auch hierzulande bekannt machen. Da wird italienisch, bulgarisch, portugiesisch und vor allem englisch gesungen. Schön ausgearbeitete Fassungen von deutschem Liedgut gab es auch an dem Abend und versöhnten insbesondere das ältere Publikum, das in der Pause schon darüber murrte, nichts textinhaltliches zu verstehen. Das waren: “Der Mond ist aufgegangen” und “Die Gedanken sind frei”, wobei dem letzterem ein wenig mehr Steigerung ins auflehnend Trotzige gut gestanden hätte – war es doch einst als Verhöhnung der totalitär Regierenden samt deren zensurbeflissenen Spitzel entstanden. SUiTe6 widmete sich auch hier in erster Linie den Harmoniefolgen.

“Den Schwermut aus dem Herzen bringen”, haben sich Tiziana Colombo, Karin Proß, Susanne Herzinger, Felix Bosch und Stefan Brückmann vorgenommen. Als ganz so gelungen, kann das bei der Nachholveranstaltung, des im März ausgefallenen Programms, nicht gesehen werden. Zu Fado-mäßig war der Aufbau des ersten Teils. Nach der Pause und Garderobenwechsel von unischwarz zu kunterbunt, kam auch sonst mehr Farbe ins Spiel. Die leisen Töne setzten sich allerdings fort. Hohe Aufmerksamkeit und gutes Gehör verlangte ebenso Felix‘s Moderation, von der in den hinteren Reihen oftmals – trotz mucksmäuschenstillem Publikum - nur Bruchstücke ankamen. Dankbar honorierte dieses dann dafür die gestalterischen Programmelemente, wenn mal “die Platte hängt”, oder der Stamm-Postman (“Ich schon wieder?!”) entsprechend bemützt seinen stummen Part auf der Bühne absitzt oder wenn aus “Textblätter”, welche das Quintett ansonsten gar nie benötigt, plötzlich “singende Münder” werden. Und als schlussendlich wildlife-Töne durch den Mühlensaal schwirrten und die Bühne maximal lichtgedimmt wurde, war auch klar, dass der “schlafende Löwe” besser nicht mehr geweckt werden soll. Die rund 50 Gäste beließen es denn dabei und nahmen so viel wie möglich von der Harmonie des Abends mit nach Hause – der am weitesten angereiste Fan kam immerhin aus Hunan, Zentralchina.

Für “Kultur in der Mühle” – Bruno Rauscher

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Freitag, 05. Juni

Kultur in der "Mühle" Oberteuringen

Website relaunched

Viele (und eigentlich noch mehr) Stunden verbrachte Thomas Speth damit, die ursprüngliche Mühlen-Website auf Vordermann zu bringen. Was ihm mit Hilfe seines Bruders, Markus, dabei gelungen ist, ist seit dem “Vatertag” unter der gleichgebliebenen Adresse - www.muehle-ot.de – ersichtlich: Ein noch bedienerfreundlicherer und informativerer Auftritt im Internet!
Im März 2008 installierte Gerhard Sohns für den AK “Kultur in der Mühle” erstmalig die Mühlen-Site. Seither wurden annähernd 6000 Zugriffe registriert. Wegen neuer Formate in der Angebotspalette des Kulturprogramms so wie zur Verbesserung der Übersichtlichkeit, wurde eine Überarbeitung nötig. Diese Arbeit schulterte dankenswerterweise Thomas Speth, der ab nun auch den Mühlen-Webmaster-Status inne hat. Durch den Einbau vieler kleiner Verbesserungen und kreativer Ideen erzeugte das Brüderpaar neue Einsichten in das Programm, das Archiv samt Bildergalerien, die Teamarbeit und die Organisation im Kulturbetrieb der “Mühle”.
Neu ist etwa die Möglichkeit, ab dem Start des neuen Programms Karten online reservieren zu lassen. Weiters neu sind auch die Extraseiten “Ausstellungen” und “KunstRaum”. Dafür wurden andere Rubriken themenbezogen zusammengelegt. So findet sich etwa das SPRUNGBRETT jetzt unter “Programm” – dafür reicht nur ein Klick um sogleich auf die eigenen SPRUNGBRETT-Seite weitergeleitet. Diese wurde übrigens zuvor schon von den Speth-Brüdern neu gestaltet.

KunstRaum kommt!

Mit dem “KunstRaum Rotachpark” wird es ernst! Am Fuß- und Radweg entlang der Rotach, beginnend bei der “Mühle” und (vorerst) endend bei der Rotachinsel, sollen ab dem Spätsommer immer wieder neue/andere Kunstwerke an besonderen Plätzen zu finden sein. Diese sollen einen deutlichen Bezug zu den örtlichen Gegebenheiten von Landschaft und Natur und Mensch als gestalterischen Gast vermitteln. Dabei soll ein breiter kreativer Geist zum Ausdruck kommen. Was bedeutet, dass sowohl örtliche und regionale Künstler dort ausstellen als auch, dass mit verschiedenen Aktionen “Volkskunst” geschaffen werden soll. Zur Mitarbeit und Mithilfe, in der neu gegründeten, offenen Arbeitsgemeinschaft “KunstRaum”, erklärten sich erste Teuringer Künstler bereit (Claudia Baumgartner, Richard Emmans, Paul Silberberg und Steffi Thoma). In mehreren Sitzung wurden die Grobplanungen sowie ein schlüssiges Konzept zur Umsetzung erarbeitet. Dieses wurde in der Aprilsitzung des Gemeinderates allgemein für gut befunden und die Unterstützung hierbei zugesagt. Weitere Unterstützung erhält die Arge “KunstRaum” vom Gewerbeverein “Teuringer WIRtschaft”. Die offizielle Eröffnung vom “KunstRaum Rotachpark” soll am Vorabend der “Teuringer Leistungsschau 09”, am dritten Septemberwochenende erfolgen. Info unter: www.muehle-ot.de - Dabei wird auch der Startschuss für den “Kunst Erlebnis Weg Bodensee-Oberschwaben” (KEW) gesetzt. Bis dahin soll bereits die Entscheidung gefallen sein, welches Kunstwerk als Teuringer KEW-Beitrag am Kirchweg, Richtung Unterteuringen, im kommenden Jahr entstehen soll. Am letzten Mittwoch im Mai traf sich die Auswahljury erstmals um aus zehn – von KEW-Kurator Bernd Stieghorst und KEW-Koordinator Gunar Seitz - vorgestellten Künstlern drei für die engere Wahl auszusuchen.

Für “Kultur in der Mühle” – Bruno Rauscher

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Samstag, 16. Mai

“Ach du grüne Neune!”

Literatur und Musik um die Farbe Grün - Jutta Klawuhn, Sabine Essich und Armin Jäger

Schon das (grüne!) Plakat regte zu allerlei Forschungsarbeit an. Hatte das Trio Jutta Klawuhn, Sabine Essich und Armin Jäger bereits einiges Grünes in seinen Ankündigungtext eingebaut, so tauchte im Hirn des Betrachters noch jede Menge weiteres Grünzeug auf. Unmöglich, alles Grüne an einem Abend auf die Bühne zu bringen. Die Künstler kamen natürlich dennoch auf einen grünen Zweig und nahmen die vergnügten Zuhörer mit in die Gefilde der grünen Heiterkeit.

Alle drei Akteure hatten selbst diebischen Spaß bei ihrem Tun, alle drei beleibe keine Greenhorns! Grüngrüngrün waren alle ihre Kleider zwar nicht, doch jeder trug zumindest ein grünes Kleidungsstück.
Dreh- und Angelpunkt waren die Rezitationen der Schauspielerin Jutta Klawuhn. Sie hatte aus der Weltliteratur hübsche Petitessen oder längere Prosapassagen ausgewählt oder Anekdotisches ausgegraben. Allein ihrer angenehmen Stimme zu lauschen, ist bereits ein Vergnügen, zumal sie sich der schauspielerischen Sprechtechnik nur als Mittel zum Zweck bedient, ohne jemals manieriert daherzukommen. Sparsam unterstrich sie das Gelesene mitunter per Gestik oder Geräusch. Charmant ihr eigenes Gelächter, das heimlich zwischen den Zeilen dahergluckste.
Apropos Glucksen: Richtiges Plitsch-Platsch gab es an diesem Abend auch! Hatte sich manch einer schon über den Glas-Hafen samt grüner Gummihandschuhe gewundert, so wurde die Neugier später durchaus befriedigt: Sabine Essich performte lautlich, also mit Wasser und Stimme, was Jutta Klawuhn vortrug über eine absurde Nixe von Kurt Schwitters.

Ganz großartig die Auszüge aus dem “grünen Akkordeon” von E. Annie Proulx, illustriert von Armin Jäger mit akkordeonischer Folklore. Eine Tarantella? Per favore! Darf es auch ebbes Jiddisches seyn? Bitterscheen! Bluegrass, Blues, Musette, Jazz Jäger und Essich sind musikalisch weltweit unterwegs inklusive Jodler! Jäger begleitete Sabine Essich nicht nur instrumental, auch vokal. Und sang auch alleine. An dieser Stelle möge trösten, was ein Besucher feststellte: “Das war eine Lesung mit Musik!” Musik als distanzstiftende Überleitung zum nächsten Text. Eigentlich bedauerlich, denn die Musiker hatten sicher nicht minder Mühe auf die Auswahl der Stücke verwendet wie die Rezitatorin. Leider waren jedoch die Texte nur zum Teil zu verstehen. Dennoch war sich das Publikum angesichts der übersichtlich gefüllten Stuhlreihen einig: “Wer nicht hier war, hat was versäumt!”
Soweit Sabine von Bellersheim von einer früheren Vorstellung im SÜDKURIER.

Dem gäbe es für die Mühlenveranstaltung höchstens noch hinzuzufügen, dass diese hier nur wenige versäumen wollten und somit den Mühlensaal gut füllten. Weiters wäre noch das farblich abgestimmte Essensangebot zu erwähnen – Tortelloni an Spinatsauce machte viele an und die anderen bedauerten schon Zuhause gevespert zu haben.

Tipp: Was gerade am Speiseplan steht, lässt sich über das Telefon an der Abendkasse, 07546/299-57, erfragen. Dieses ist 75 Minuten vor Vorstellungsbeginn besetzt. 15 Minuten später erfolgt der Saaleinlass, und ab da wird auch bewirtet;-)

Für “Kultur in der Mühle” - Bruno Rauscher

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Freitag, 24.04.

Sprungbrett X

Teuringer-Talent-Präsentation

Auf hohem Niveau brachten die Teilnehmer des jüngsten Sprungbretts am vergangenen Freitag ihre Talente dem saalfüllenden Publikum dar. Es wurde geprägt von Liedermachern und –Bringern, die zum größten Teil schon “erfahrene Sprungbretthasen” sind. Moderiert wurde die zehnte Auflage der Teuringer-Talent-Präsentation erstmalig von Jens Müller, der damit ein weiteres Sprungbrett-Mal seine Bühnenpräsenz schärfte.

“Einfach toll”, schwärmten die treuen Sprungbrettfans, welche die Anfänge mancher Wiederholungs-Interpreten noch im Gedächtnis haben, über die erlebbare Weiterentwicklung derselben. Und auch die “Frischlinge” qualifizierten sich durchaus fürs Dreimeterbrett. Stefan Hell etwa, der mit seinem Liedern im Musikstil von “Meinhard Ray oder Wannes Hader” mit seinen surrealen Texten schon wieder fast an den Fesl Freddi anklang. Oder die “Jazz Mallets” (Max Weber, Joscha Sonne, Christian Baum und Patrick Schmidt), die ihre musikalische Begabung in der Häfler Musikschule von “Fuchsi” Fuchsloch “geschliffen” kriegten und mit Stäben und Klöppeln in hierzulande ungewöhnlicher Marimba-Formation zeigten, was Freude an Musik und Beherrschung der Instrumente an Stimmung und Begeisterung bei den Zuhörern auslösen kann. Bereits zum zweiten Mal dabei war Thomas Macat mit seinem auf europäische Weise “gebrauchten” Didgeridoo. Überaus heiter kamen seine Darbietungen mit – schon wieder traditionell Aborigeneehaft vorgetragenen – Textfrequenzen in den rhythmusbetonten Stücken. Ebenso oft wie er war das Markdorfer Grungerockduo “Spank the Hans Müller” (Christoph Peschel und Sascha Rumpel) auf der Sprungbrettbühne. Auch ihr Zusammenspiel und ihre Bühnenperformance zeigte deutliche Weiterentwicklungsspuren – Kurt Cobaine lässt grüßen! In deren Gefolge und später auch gemeinsam, dennoch eigenständig und mit veränderter Randbesetzung, bewiesen “The Jammers” mit ihrem zweiten Sprungbrett-Gig in der Mühle ihr Talentpotential als Impro-Band. Wenige Tage zuvor kreierte Akkord- und Rhythmusfolgen vervollständigten Daniel Hafner, Philip Dreizler, Johannes Städele und David Ehinger mit Gesang und Instrumenten an dem Abend zu einem Unikat-Hörerlebnis. “Leider erst zum zweiten Mal” war Tanja Zwergers bluesige Altstimme beim Sprungbrett zu hören. “SB-Urgestein”, Jürgen Vischer konnte die “skinunder”-Singerin dazu bewegen gemeinsam mit ihm als Überraschungsgast aufzutreten. Seine perfektionierten Gitarrenfinger samt sonorer Gesangstimme verschmolz bei den vorgebrachten Titeln in angenehmer Weise mit Tanjas Timbre und ließ das Publikum wie elektrisiert lauschen. Ebensolches war angesagt bei Adrian Vajzovic, der diesmal solo als “Alue” sich selbst am Flügel begleitete. Seine Entwicklung kann schon als herausragend bezeichnet werden. War es bei seinen vorangegangenen drei Sprungbrettauftritten besonders sein stimmliches Talent das auffiel, präsentierte er sich diesmal mit Eigenkompositionen als geborener Chansonier. Mit seiner ausgefeilten Darbietung zu eigenen Drang- und Liebesliedertexten, faszinierte der 18jährige die demografisch bunt gemischte Zuhörerschar. Gut gemischt war auch der Sound, für den zum wiederholtem Mal “Der Gute Ton” sponsorenhaft für das Sprungbrett sorgte. Diesmal checkten und mischten Michael Bock und Tobias Dieterich.

“Das Niveau ist schwer zu halten”, mutmaßten viele der Sprungbrett-Familie gegenüber den Organisatoren des Arbeitskreises “Kultur in der Mühle”. Dort ist man nicht ganz der Meinung. Vielmehr ist mittlerweile Gewissheit, dass jedes Sprungbrett anders ist. Sowohl in seiner Zusammensetzung als auch von der verbesserten Performance der “Wiederholungstäter” her.

Für “Kultur in der Mühle” – Bruno Rauscher

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Freitag, 03. April

Kapelle Fröschl

Gutelaunemusik

Volle Parkplätze rund um die “Mühle” sind ein untrügliches Zeichen für viele Besucher – besonders von außerhalb. Die Fans der “Fröschl” nutzen jede der (noch) spärlichen Gelegenheiten um ihr Tanzhirn von denen anregen zu lassen. Von Cha-Cha bis Polka ist da alles drin. Und wer keine Standardtänze drauf hat oder grad nicht den richtigen Partner, der gibt sich einfach in der Menge seinem Bewegungsdrang hin. Allerdings – was andernorts wohl gleich von Anfang an flutscht, brauchte diesmal erst Didi Fröschls Ermunterung. Doch nachdem ein Anfang gemacht war, wollte die rhythmusgetriebene Aufputschentladung auch so schnell nicht wieder abflachen. Zugabe um Zugabe wurde gefordert und gegeben. Die Freude der sieben Musiker an ihrem Tun sprang über in Freude ihrer Gäste, was wiederum die Musiker freute. Dermaßen hochgeschaukelt, kam das Ende für die Tänzer doch zu früh – hätten sie nur früher angefangen......

Anscheinend tragen die dargebrachten Liedtexte durchaus sozialkritische Komponenten. Aber wer versteht schon so viel spanisch, rumänisch oder italienisch um das beurteilen zu können? – Und war nicht auch russisch dabei oder griechisch, vielleicht gar ungarisch oder isländisch? Elektrisierend, die vielfältige Instrumentenbeherrschung der Fröschls. Wer spielt beim nächsten Titel was? Ganz selbstverständlich, fast schon wie zufällig, tauschten die Musiker ihre Instrumente. Geradeso unübersichtlich die Besetzungsliste: Didi Fröschl-Mogwitz - Gesang, Gitarre, Bass, Querflöte Akkordeon; Jürgen Fröschl-Fässler - Gitarre, Gesang, Bass; Peter Fröschl-Fischer - Gitarre, Mandoline; Dirk Fröschl-Meiners - Schlagzeug, Perkussion; Reinhold Fröschl-Hug - Perkussion; Carolin Fröschl-Riedl - Trompeta, Perkussion sowie Tobias Fröschl-Zahn - Saxofon, Perkussion.

Was sich vor rund fünf Jahren in Heiligenberg etablierte, entwickelt sich zunehmend zu einem regionalen Geheimtipp für gutlauniges Abendprogramm. Für grad mal zwölf Auftritte können sich die sieben zwischen Ulm und Friedrichshafen verstreuten Fröschls im Jahr zusammen terminieren – “gerade so unter der Professionalitätsgrenze”, wie Dirk “Fröschl” bei der After-Show-Party von sich gab. Macht dies die ungehemmte Freude am Musizieren aus? Nach zweieinhalb Stunden schweißtreibender Kapellenarbeit noch richtig aufgedreht, genossen die Kapellenfröschls ihr Bad in den Fans – und das bis ins nächste Heute hinein. Und wenn anfangs die Rede davon war, dass viele Auswärtige die “Mühle mit Fröschls” besuchten sei erwähnt, dass geradesoviele Teuringer sich auch davon angezogen fühlten.
www.kapellefroeschl.de

Für “Kultur in der Mühle” - Bruno Rauscher

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Sonntag, 29. März

“Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar”

Klavierschüler von J. Sanders-Baumann Florian Loebermann (sax., klar.)
Texte aus “Der kleine Prinz” rezitiert von: Rainer und Marek Baumann

Eine bezaubernde Darbietung gab es am Spätnachmittag des vergangenen Sonntags rund um den kleinen Prinzen – dem literarischen Meisterwerk von Antoine de Saint-Exupéry. Musikalisch wurden die ausgesuchten Textpassagen untermalt von Schülern aus dem Teuringer Musikinstitut Sanders-Baumann sowie Jarmila Sanders-Baumann am Klavier und Florian Loebermann am Saxofon und Klarinette.

Es lasen: Rainer und Marek Baumann.
Die Klaviersschüler - Marion Lange, Carola Schraff, Daniel Kulke, Thea Kuhnle, Mara Hold, Lisa Jungnitz, Fanny und Gregor Brodbeck, Leo Tschritter und Malin Schwarz – überzeugten mit durchwegs guten Leistungen und Stücken, die ihrem derzeitigen Leistungsstand angepasst waren. Leider etwas untergegangen sind die Bilder und Zeichnungen, die von den Kindern und Jugendlichen kreiert wurden – jeweils passend zu dem Kapitel, für das ihr Intermezzo zugedacht war.
Zur Geschichte: "Der kleine Prinz" ist einerseits die kurze Erzählung des notgelandeten Piloten in der Wüste, der während der Reparatur seines Fliegers den "kleinen Prinzen" trifft, und es ist andererseits die Geschichte des kleinen Prinzen selbst. Gerade so, wie er sie dem Piloten erzählt und dieser dem Leser weiter erzählt.
Der kleine Prinz ist ein Weltenreisender: Er reist von Planet zu Planet, von Mensch zu Mensch, von Charakter zu Charakter, von Situation zu Situation. Er lernt, will verstehen und tut sich doch so schwer damit, weil die Erwachsenen, die "großen Leute", es ihm wahrlich nicht leicht machen, in ihrem Tun einen Sinn zu erkennen. Der kleine Prinz ist einerseits ein “Suchender” - aber andererseits auch ein “Angekommener”, denn er ruht in sich und ist sich seiner eigenen Grundsätze ganz fest bewusst - es gibt keine Zweifel daran, was er für statthaft hält und was nicht. Er erlebt "die großen Leute", aber er scheint niemals den Drang zu haben auf die Verhältnisse einzuwirken, die er vorfindet - er fragt, er beobachtet, er zieht seine Schlüsse - aber er belässt alle in ihrem eigenen Lebenskreis zurück, ohne ihn anzutasten. Darin liegt Respekt (bei allem Unverständnis und Kopfschütteln), aber darin liegt auch Resignation und die Vermutung der Sinnlosigkeit und Erfolglosigkeit jeden Versuches, sich einmischen zu wollen.
Antoine de Saint-Exupéry war kein Träumer. Er meldete sich freiwillig im Krieg als Pilot. Er wusste, dass er sterben konnte - als einer von Millionen anderer auch, die bei dem Gemetzel Europas umkamen. Das Buch zeigt ein Ziel, einen Ort, wohin die Reise gehen könnte, wenn Frieden herrscht. Jedoch: Frieden gibt es nur, wenn jeder seinen Frieden mit sich selber macht - und mit seinen Nächsten um sich herum. Im Kleinen beginnt, was vielleicht einmal im Großen enden könnte: Eine Welt des Friedens.
Im Nachwort schreibt der Autor zum einfachen Bild zweier Sanddünen in der Wüste: "Das ist für mich die schönste und traurigste Landschaft der Welt. Hier ist der kleine Prinz auf der Erde erschienen und wieder verschwunden." Und am Ende bleibt bei der Wunsch, er möge doch eines Tages wieder da sein. Und der Autor - der Pilot (in dem Fall: Rainer Baumann) - wandte sich an seine Zuhörer: "Schreibt mir schnell, wenn er wieder da ist..."

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Sonntag, 15. März

“Papperla und Papp suchen das Glück”

Ines Pfluger und Niko Andresen

So gar nicht zufrieden waren Papp und Papperla mit ihrem momentanen Leben! Und das, obwohl Papp extra Kuchen gebacken und einen schöööönen Kaffeetisch für Papperlas Besuch vorbereitet hatte. Aber warum dann? Die Papperla hatte es gut gemeint und die Gratiswochenzeitung aus Papps Briefkasten mit ins Haus gebracht. Nein, das war es auch noch nicht, sondern vielmehr das, was die Beiden darin lasen, produzierte ihre plötzliche Unzufriedenheit. Die Menschen sind nicht mehr glücklich, stand da. Aus ihrer erst aufkeimenden, dann überbordenden Traurigkeit heraus entschlossen sie sich, das verloren geglaubte Glück zu suchen. Denn irgendwo musste es ja sein. Glück verschwindet doch nicht so einfach, oder? Also nix wie rein ins Schlauchboot und schon stranden sie auf der Spielzeuginsel. Spielen den ganzen Tag und die ganze Nacht und immer und immer wieder – wird auf die Dauer auch langweilig. Sowieso, wenn das Spielzeug die Dauerbelastung nicht aushält. Gut, dass Papp seinen Reservehelikopter im Koffer hat! Der bringt das Pappduo nach Quatschistan, wo es immer und ständig was zum Lachen gibt. Da tut einem aber bald der Bauch weh und sind sie recht froh, dass die Kinder kräftig dabei helfen, Papps Rettungsballon (aus dem Koffer) aufzublasen. Dieser trägt sie ins Süßigkeitenland. Aber auch dort ist es nur anfangs schön. Löcher in den Zähnen und kaum Patz in der Hose, lassen die Zwei enttäuscht weitermarschieren und landen unvermittelt – bei Papp zu Hause! Es dauerte eine Weile bis sie dies bemerken. Danach ist allerdings die Freude groß und Beide nehmen sich vor, künftig nicht mehr alles zu glauben, was in der Zeitung steht und lieber nach dem Glück “vor der eigenen Nase” Ausschau zu halten. Die rund 70 großen und kleinen Besucher mussten versprechen, es genauso zu machen.

Papperla - Ines Pfluger, Jahrgang 1966, ist Sportlehrerin und spielt seit vielen Jahren Gitarre. Sie wohnt in Grünkraut, ist verheiratet und hat zwei Töchter - Ricarda und Amelie.
Papp - Niko Andresen, Jahrgang 1970, ist von Beruf Schulsozialpädagoge. Er macht seit vielen Jahren Musik. Wohnt in Ravensburg, ist verheiratet und hat einen Sohn namens Jakob, der auch eine kleine Rolle übernahm.
Info: www.niko-andresen.de

Für “Kultur in der Mühle” – Bruno Rauscher

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Freitag, 06. März

“Krumme Kunst” - Christine Trenkner

Die Kunst, fröhlich zu stimmen

Die durchwegs heiteren Motive in Christine Trenkners “Krumme Kunst”-Ausstellung, bewirkten bei der Vernissage am vergangenen Freitag ... durchwegs fröhliche Gesichter. Und das, obwohl sich an dem Tag der Winter aus grauverhangenem Himmel mit nassem Schnee ungemütlich zurückgemeldet hatte.

Doch in der angenehm temperierten Mühlengalerie war von alldem nichts zu spüren. Da krochen bereits die Schnecken zu einem - nur ihnen geltenden - Warnschild hoch, da tummelten sich Frösche im Teich und sonnenbeschienene Zwergenhuthäuschen wiegten sich in einer leichten Brise. Geradeso wie der zum Trocknen auf die Leine gehängte “Tropfen” oder die “Grashalme”, deren Platz dadurch im üblichen Bildformat nicht ausreichte und die sich daraufhin kurzerhand entschlossen eben selbst zum Bilderrahmen zu werden. Überhaupt kommen die in der Galerie ausgestellten Werke der Wilhelmsdorfer Arbeitstherapeutin nur in Einzelfällen - das heißt: bei ihren älteren Bildern – akkurat rechtgewinkelt daher. Da werden den Bildinhalten ihre jeweiligen Umrahmungen angepasst - mal bauchig, mal kurvig schräg, mal mit positiven und/oder negativen Ecken. Da wird aus der Bildumgrenzung schon mal ein Fensterrahmen, auf dessen Fensterbrett ein kleiner grüner Kaktus die “Aussicht” genießt, die Magritte-Escher-mäßig erst beim zweiten Hinschauen Rätsel aufgibt und lüftet.

“Krickel”, wie ihre Mutter die ständig zeichnende kleine Christine scherzhaft nannte, entdeckte also schon früh ihre Berufung. Dennoch lernte sie erst was “Anständiges”. Doch der Beruf als Drogistin erwies sich für sie als zuwenig Selbstverwirklichungs-tauglich. Ihr zweiter Bildungsweg brachte sie wieder zur kreativen Schiene zurück. Als Arbeitstherapeutin ist sie nun in der Behindertenbetreuung tätig.

Christine Trenkner, die Malkurse gibt und auch gerne Auftragsarbeiten annimmt, hat mit ihren Bildern zu einer Froschgeschichte selbst einen Auftrag zu vergeben. Ein Zyklus von Froschbildern, der im Untergeschoss der Mühlengalerie zu sehen ist, wartet noch auf die passenden Texte, so dass daraus ein Kinderbuch werden könnte.
Keinen Mangel an Texten hat Stephan Hell, der sich seit Jahren selbst welche einfallen lässt, wenn andere, auch von bekannten Meistern, nicht zu seiner selbstkomponierten Musik zu passen scheinen. Eine kleine Kostprobe daraus gab der Heilerziehungspfleger bei der Ausstellungseröffnung zum allgemeinen Amüsement der – hauptsächlich aus Wilhelmsdorf angereisten - Gäste zum Besten. Info im Internet: www.krummekunst.de

Für “Kultur in der Mühle” – Bruno Rauscher


Christine Trenkner stellt ihre Acrylgemälde aus

"Lassen Sie sich entführen in die Welt der krummen Häuschen", schreibt Christine Trenkner auf ihrer Homepage. In Gemeinschaft mit einer ganzen Froschfamilie beleben ihre tanzenden und Kopf stehenden "krummen Häuschen" bis 5. April die Mühle Oberteuringen. Vernissage ist heute Abend um 19 Uhr.
Beim Hängen ihrer Bilder erzählt Christine Trenkner, die in Wilhelmsdorf mit schwerstbehinderten Menschen als Arbeitstherapeutin mit Schwerpunkt Kunsttherapie arbeitet, dass sie ganz konventionell mit Aquarellieren angefangen habe. 1998 fand sie zum Acryl und gab jedem Bild einen eigenen Rahmen. Schon bald griffen ihre Bilder auf die Rahmen hinaus, doch die Malerin wollte sich noch mehr abgrenzen von dem, was auf dem Kunstmarkt üblicherweise zu sehen war. Da fingen ihre Rahmen an, sich selbständig zu machen, und spielen seither auf ihre eigene "krumme" Weise mit, bauchen sich aus, bilden Wellenlinien oder wollen schräg auf einer Ecke stehen.

Eigenwillig sind auch Trenkners Motive. Sie sind zwar figürlich, aber keineswegs realistisch, sondern kippen ins Surreale und reizen zum Schmunzeln. Im Mittelpunkt stehen Häuschen mit Dächern wie Zipfelmützen. Wie Zwerge klammern sie sich fest, flattern an der Wäscheleine, klettern am Mast eines Bootes hoch, blinzeln aus einem Wassertropfen oder einer Margerite, eines guckt sogar kopfüber von einer Brücke und guckt nach, was sich unten tut. Auch wenn keine Lebewesen bei den putzigen Häuschen sind, scheinen diese von Leben erfüllt. Jedes Bild erzählt seine eigene Geschichte.

Um eine richtige Geschichte geht es bei den Froschbildern, die sich die Treppe hinab ins Untergeschoss ziehen. Im Mittelpunkt steht eine Froschfamilie. Liebevoll kümmern sich die Eltern um den Nachwuchs. Doch dann hat die Geborgenheit fürs Erste ein Ende, denn wie so oft trennen sich die Eltern.
Jeder versucht das Beste aus der Situation zu machen. Frau Frosch hält sich am Bein einer Ente fest und lässt sich in die neue Heimat fliegen, wo die Berge sind. Auf dem Rücken der Ente sitzt ein kleines Froschkind. Die Bilder sollen ein Kinderbuch illustrieren, für das die Malerin noch nach der passenden Texterin sucht.

Für die “Schwäbische Zeitung” – Herbert Voith

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Samstag, 28. Februar & Sonntag, 01. März

“Die Party ist zu Ende - Ü40” - Uli Boettcher

Kabarett & Comedy

“Ich liebe Abkürzungen! Die können Gespräche erheblich verkürzen und so die Lebenszeit verlängern”, proklamierte Uli Boettcher, gleich zu Beginn seines Programms “Die Party ist zu Ende – Ü40”. Dass dies nicht unbedingt seine Spielzeit auf der Mühlenbühne abkürzt, bekam er bald zu spüren. Ein samstägliches Publikum, dass sich nicht an die vorgegeben Abmachungen hielt, wollte und wollte nicht mit dem Applaudieren aufhören.- Nicht so am Sonntag - da gab es dann aber auch keine Zugabe!

Dabei schwang bei den Zugabenforderungen schon eine gehörige Portion Masochismus mit – oder war es pure Schadenfreude? – Denn schonungslos erhellte Uli die verschiedenen Lebensabschnitte bis endlich ein Vierer vorn dransteht. Mit den so beschrieben und glänzend bespielten Nöte, Sorgen und Ängste, aber auch Freuden, Lust und Leichtsinnigkeiten wurden seine Gäste immer wieder vom eigenen an-der-Nase-packen überrascht. Von durchgängigen Abschieds- und Trennungsschmerz, vom auf- und abwallenden Ver- und Entlieben, von verzweifelter Partnersuche und Zweifel nach Partnerfindung, von Glücksschauer und Spottgräuel, von all den menschlichen Unzulänglichkeiten eben, welche die eigene Entwicklungsgeschichte beeinflussen. Natürlich stets mit dem mehr oder weniger deutlichen Hinweis auf die Eigenverantwortung dabei. Boettcher zeigt aber auch immer Wege aus den verzwickten Situationen, egal ob beim Thema “Bauer sucht Frau” oder “Patchwork-Familiengründung in Junggesellenbude”. Gerne bezieht er dabei sein Publikum mit ein – nicht immer zur Freude der Auserkorenen. Mit: “Ab‘r da hätt’schd di it in de erschte Roi setza solla, wenns‘d des it willscht” – gibt es da allerdings kein Entrinnen. Scharfsinnige und –züngige Interpretationen von vagen Antworten auf seine konkreten Fragen ergänzte er schlagfertig mit therapeutischen Ehegesprächs- und anderen Konfliktbewältigungsweisheiten, so dass man Böttchers Vornamen durchaus als die Abkürzung von “unverklärte Lebens Information” verstehen könnte. Spontan (v)erlegenes Betroffenheitsgelächter in Abwechslung mit tosendem Beifall unterstrich Ulis gedankliche Nähe zu dem anwesenden “demografischen Mischmasch”, dessen U40-Anteil wohl einfach nur am “Grauen” schnuppern wollte.

Für “Kultur in der Mühle” - Bruno Rauscher

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Samstag, 28. Februar & Sonntag, 01. März

“Wie kommt das Schaf zum Filz?”

Evelyn Selegrad und Marlies Rösler - anschauliche Filzkunst

Ganz ohne Abkürzung, sogar mit erheblicher Ausweitung, präsentierten an dem Wochenende Evelyn Selegrad und Marlies Rösler ihre Arbeiten und Demonstrationen zum Thema “Filzkunst” im Rahmen der Reihe “Kunsthandwerk in der Mühle”. Sie waren von 14 Uhr durchgehend bis nach Boettchers “Partyende” zugegen und erreichten so an den zwei Tagen noch viele Interessierte, die mit dem Filzen - außer am Hut - sonst “nicht viel am Hut” haben.
Evelyn Selegrad beschrieb: “Dieses uralte Handwerk bedient sich sehr weniger Hilfsmittel, die allesamt im Haushalt vorhanden sind. Das Hauptinstrument jedoch sind die Hände der Künstlerinnen. Hände, die fühlen, zupfen, streichen, drücken oder formen, Hände, die durch die Art der Tätigkeit aus der rohen, wenig gekämmten Wolle kleine Kunstwerke schaffen. Diese Tätigkeit der Hände sorgt für die Faszination, die diese Technik in den letzten Jahren wieder so bekannt gemacht hat.”

Für “Kultur in der Mühle”: Bruno Rauscher

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Freitag, 13. Februar

“Newbeats”

Ein wirklich außergewöhnlicher Musikgenuss - Wohlbekanntes mit vielen Überraschungen

Hier die Pressemeinungen dazu:

Musik, bei der man denken muss, ist Kunst. Kann eine Beatband Kunst machen? Die Newbeats können es. Bei ihrem Konzert ... kam man aus dem Denken und aus dem Staunen nicht heraus. Die Newbeats, das sind die drei gestandenen Recken Rolf Frambach (Gitarre, Gesang), Harald Fuchsloch (Schlagzeug, Mundharmonika, Gesang) und Peter Schweikert (E-Bass). Sie greifen sich Oldies von den Beatles, den Rolling Stones, John Mayall oder Spencer Davis und verwandeln sie in Musik, die es so bisher nicht gegeben hat. Die Newbeats sind der Stachel im Fleisch jedes Rockfans, der in den 50ern und 60er sozialisiert wurde, denn bei ihnen werden die alten Zeiten nicht verklärt, sondern auf den Kopf gestellt. Die Newbeats lassen markige Melodielinien in jazzigen Blue Notes absaufen; sie verwandeln Rock, bei dem außer Tempo gar nichts zählt, in ein abgehacktes Stakkato als wären sie eine New Wave-Combo aus den 80er-Jahren, die mit einem Bein im Punk steht. Die Musik der Newbeats splittert und sie kracht. Sie ist so verdammt unbequem wie ein abgebrochener Zahnstocher, der zwischen den Zähnen steckt – und das Beste daran: sie begeistert. Das Publikum lässt die Newbeats nicht von der Bühne. Wer hätte gedacht, dass in den alten Songs von damals ein solches Leben stecken könnte! Und es steckt ja auch nicht darin: Die Newbeats haben es ihnen erst gegeben. Ein Arrangement der Newbeats ist ganz einfach zu erkennen: Wenn sich nicht spätestens nach 30 Sekunden eine Kehrtwende ereignet, wenn Melodie und Rhythmus nicht völlig auf den Kopf gestellt werden, dann handelt es sich um eine ungewöhnliche Oldie-Band, aber nicht um die Newbeats.

Die Newbeats bringen es fertig, die Beatles-Ballade “Michelle” mit dem Intro von “Get together” einzuleiten, ebenfalls von den Beatles. Danach folgen denn “Paint it black” von den Stones sowie “Black magic woman” von Santana – und dennoch bleibt die gute alte “Michelle” stets auf irritierende Weise wiedererkennbar – auch wenn aus einer Ballade hier ein Rocksong wird, der den Ohren einen rechten Haken verpasst. Mit ihrem postmodernen Flickenteppich, der immer ein Ganzes ergibt, ziehen die Newbeats die Quersumme der Popularmusik. Sie verknüpfen, was damals, in den 60ern, unmöglich zusammenging: Man war ein Fan der Beatles oder des Jazz von Miles Davis - aber doch nicht beides! Heute dagegen schnappen sich die Newbeats “Help” von den Beatles und legen den coolen Rhythmus von Miles Davis' “So what” darunter. Auf diese Weise muss man bei den Newbeats immer auf mindestens zwei Ebenen zuhören, während man sich noch wundert, wie wunderbar die merkwürdige Mischung der Genres launemäßig abgeht.
Die Newbeats ziehen aber auch auf andere Weise eine Quersumme: Sie packen die Geschichte einer ganzen Band in einen einzigen Song. Die kompletten “The Who” etwa stecken in ihrer Version von “Substitute”. Dieser Song von 1966 kommt mit irritierenden Lärm-Aufwallungen daher, die typisch sind für The Who. Unterm Strich also ein Konzert mit Bauchmusik für den Kopf, wie man sie vor den Newbeats noch nicht gehört hat.

Harald Ruppert im SÜDKURIER


Ein nicht alltägliches Konzert haben rund 45 Besucher .... genossen. Die Ravensburger Formation "Newbeats" präsentierte Oldies und Popklassiker aus den 60ern und frühen 70er Jahren, die sie mit Jazz- und Rocksoundelementen gekonnt unterlegten.

Die "Newbeats", das sind Peter Schweikert am Bass, Rolf Frambach mit Gitarre und Gesang sowie der Schlagzeuger Harald Fuchsloch. "Newbeats", das ist aber auch Oldiesound, freizügig und doch elementar aber eigenwillig toniert und in verschiedensten Stilrichtungen. Die begnadeten Musiker spielen die Klassiker der Beat-Ära neu ein und eröffnen dem Zuhörer eine völlig neue, melodische Welt. Dabei müssen Evergreens der Beatles genauso experimentell hinhalten wie legendäre Hits der "Spencer Davis Group", den "Rolling Stones" oder von "The Kings" und Jimy Hendrix. Das Ergebnis ist eine einzigartig trashige, nicht alltägliche Mischung aus Jazz, Bossa Nova, Reggae, New Wave und Punk - und das bisweilen alles im selben Song.

"Wir konnten die Songs damals nicht spielen und wir können sie auch heute noch nicht spielen. Darum spielen wir sie heute anders", kokettiert Harald Fuchsloch mit seinen Fans. Die Musik seiner Band ist um einige Grade schräger als der Turm von Pisa, doch nicht etwa, weil den Musikern die Fundamente fehlten. Nein, die "Newbeats" kämmen die Oldies der Beat-Ära ganz bewusst gegen den Strich - mit oder ohne riskante Nebenwirkungen.
Dem Publikum hat dieser experimentelle Ausflug in die Welt der "gen(ial)manipulierten Oldies" mit seinen Jazzattacken und rhythmischen Funktionsstörungen jedenfalls sehr gut gefallen.

A.Heinrich in der Schwäbischen Zeitung

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Samstag, 31. Januar

“Zurück zu den Träumen”

nach einem Poem von Alexander Puschkin KIECK-Theater Weimar
Altrussisches Honeymoon-Drama mit Happy End

Schwere Kost auf leichtere Art zubereiten und stilvoll zu servieren ist so etwas wie das Markenzeichen vom Kieck-Theater Weimar, das am vergangenen Samstag im Kulturhaus “Mühle” Puschkins märchenhaftes Versepos “Ruslan und Ljudmila” einem gebannt lauschenden Publikum kredenzte.

Höchste Aufmerksamkeit war auch von Nöten, wollte man der quirligen Cornelia folgen, die knapp eineinhalb Stunden rezitierte, sang und tanzte. Dabei schlüpfte sie in gut zehn verschiedene Rollen und ersetzte so ein ganzes Ensemble. Ganz schön gerafft, wenn man bedenkt, dass Michael Iwanowitsch Glinka daraus eine dreieinhalbstündige Oper machte. Gerade dieses straff in einen Rahmen bringen, zeichnet die Inszenierungen von Cornelia aus. Bereits zwei Mal gastierten Cornelia und Thomas Kieck in der Mühle. Als Missionare in Sachen gehobene Literatur, gelang es ihnen schon mit ihrem Literaturvarieté “Liebe, Lachen, Tod und Teufel” (2003) anspruchsvolle Texte heiter und “gut verdaulich” darzubieten. Danach (2005) entstaubten sie den “ollen Schiller” und demonstrierten, wie ausdrucksreich dessen Gedichte und Balladen sein können, wird dessen Grunderkenntnis von “Ewig jung ist nur die Phantasie” beim Vortrag beherzt.

Phantasie braucht es auch um “Zurück zu den Träumen” zu gelangen, wie die Kiecks ihr jetziges Programm nennen. In die Märchenzeit und ein heidnisches Russland entführt Alexander Puschkin mit seinem Bestreben, der russischen Seele zu Beginn des 19. Jahrhunderts wieder nationale Heldenepen zu bescheren. “Ein Niedergang des Hohen Kanons”, wetterten 1820 die Kritiker nach der ersten Vorstellung des Werkes. Heute gilt Puschkin für seine Landsleute als der bedeutendste Nationaldichter, der unter Verwendung der Umgangssprache jenen erzählerischen Stil schuf, der seitdem untrennbar mit der russischen Literatur verbunden ist und zahlreiche russische Dichter massiv beeinflusst hat. Gerade mal 38 Jahre wurde Puschkin, als er 1837 den Folgen eines Duells erlag. Bis dahin schrieb er eine Vielzahl an Gedichten und Verserzählungen, Dramen, Romane und andere Erzählungen.

Einen kleinen Hauch davon trug nun das Kieck-Theater in die Mühle und ließ Zauberer, Hexen, Zwerge, Prinzessinnen und Ritter geistig auferstehen. Brautentführung in der Hochzeitsnacht. Doch was ein aufrechter Gatte ist, der scheut keine Dämonen und böse Zaubersprüche um seine Geliebte zurück zu erobern. Gut, dass es ja auch noch guten Zauber gibt. Damit es mit dem Versverfolgen nicht gar zu anstrengend wurde, lockerte Thomas mit seiner Gitarre und eigens arrangierten, neuzeitlicheren Liedern die Szenen und den Geist der Besucher auf.

Für “Kultur in der Mühle” – Bruno Rauscher

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Freitag, 09. Januar

Neujahrskonzert “All’ Italiana”

Tina Speckhofer und Katja Verdi - Cembalo und Blockflöte

Bezaubernd der noch weihnachtliche Sternenhimmel in der Mühle in Oberteuringen. Bezaubernd die beiden jungen Musikerinnen. Bezaubernd vor allem aber die Töne, die sie in den Raum schickten. All' Italiana nannten Katja Verdi und Tina Speckhofer ihr Programm, mit dem sie dank italienischer Wärme, mit Temperament und Können der Eiseskälte draußen eine lange Nase machten. Bedauerlich, dass sie vor nur spärlich besetzten Reihen spielten.

Cembalistin Tina Speckhofer übernahm die Conférence mit musikwissenschaftlichen und anekdotischen Informationen. Aus der Zeit des Früh- und des Hochbarock stammten alle Komponisten, der älteste (Andrea Gabrieli) 1510 geboren, der jüngste (Francesco Maria Veracini) lebte von 1690 bis 1768, unter anderm auch in Dresden (August der Starke).
Locker vom Hocker, ganz unprätentiös plaudernd erzählte Speckhofer, dass Bassano Flöte, Violine und Zink spielte, dass der hitzköpfige Veracini zeitweise von seinem Orchester getrennt werden musste oder das Bach nie in Italien war.

Genauso natürlich gingen beide Musikantinnen aber auch mit ihren Instrumenten um. Cembalo und Flöten waren selbstverständlich Nachbauten barocker Instrumente. Die kostbaren Flöten lagerten gar auf einem Heizkissen. Dabei war ein sehr besonderes Instrument: eine Altflöte aus Ahornholz in G-Dur-Bauweise. Auffallend die ungemein großen Grifflöcher. “Da muss man zielen können!”, lachte Katja Verdi. Oh ja, sie konnte zielen! Die Fingerfertigkeit war die eine Komponente. Die andere die Atem- und Anblastechnik. So vielseitig kann das nur selten erlebt werden.
Dass Tina Speckhofer vollkommen in der Alten Musik zu Hause ist, bewies sie damit, dass etliche Stücke in Originalnotierung, teils als Faksimile-Druck, auf ihrem Notenpult lagen. Sie spielte also wirklich Generalbass. Das bedeutet, dass sie zwar die Flötenstimme vorliegen hatte, die Begleitung jedoch nur mit Ziffern, allenfalls mit Orientierungstönen bezeichnet war. Die linke Hand liefert das Harmonie-Fundament, die rechte umspielt akkordisch in freier Form. Solches Können in so wunderbar unangestrengter Weise genießen zu dürfen, war ein Geschenk.

Frescobaldi, der Tastenkönig, gab in der “Toccata” dem Cembalo reichlich Gelegenheit zu virtuosen Solopartien. Die Sopranflötistin glänzte durch sensibel gestaltenden Atem. Sehr anmutig die “Bernadinia” mit imitatorischen Elementen und Echo-Wirkung. Dieses Werk basierte, wie noch zwei weitere an dem Abend, auf einem Madrigal.
So auch ein ganz verrücktes Stück von Giovanni Antonio Pandolfi Mealli: “La Bernabea”. Ungemein rasant durcheilte Katja Verdi mit der Sopranflöte diverse Tonarten, immer aufmerksam begleitet von Tina Speckhofer. Schön, wie sie bei Kadenzen der Flöte förmlich mitatmete, wartend die Spannung hielt, bis sich das Cembalo wieder dazugesellen durfte. Das soll auch angemerkt werden: Beide Musikerinnen waren ständig im Dialog, vollführten wahres Konzertieren.

Ungemein einfach in den Motiven – Dreiklang oder Tonleiter abwärts -, doch genial komponiert schmeichelte die Triosonate von Bach besonders im Adagio dem Ohr. Da diese Sonate in der Heimattonart der F-Flöte geschrieben ist, war hier die Stimmung einwandfrei sauber.

Sabine von Bellersheim, SÜDKURIER


Mit einem Neujahrskonzert hat das Kulturprogramm 2009 in der Mühle begonnen. Es entführte in die musikalische Welt der italienischen Renaissance und des Barocks.

Katja Verdi und Tina Speckhofer, zwei Virtuosinnen an der Blockflöte und am Cembalo, boten fein ziselierte Musik aus alter Zeit, bei hervorragendem Zusammenspiel. Der große Saal unter dem mächtigen Mühlendach mit seinen markanten ,frei liegenden hölzernen Dachbalken war der ideale Ort für das Konzert auf Cembalo und Flöte. Zur alt ehrwürdigen Ausstrahlung des ehemaligen Mühlengebäudes passte die Musik aus einer Zeit, als die Stilrichtungen der Renaissance und des Barocks in den damals noch kleinen Konzertsälen üblich waren. Diese Musik wieder zum Leben zu erwecken, drei- und vierhundert Jahre später, gelang der Flötistin Katja Verdi gemeinsam mit der Cembalistin Tina Speckhofer auf eindrucksvolle Weise. Das Duo verbindet die Liebe zu "alter Musik" bereits seit dem Jahre 2001.
"All Italiana" hatten sie ihre von neun verschiedenen Komponisten geschaffenen Werke überschrieben. Berühmte italienische Musiker wie Andrea Gabrieli (1510 bis 1586), der Organist im Markusdom von Venedig gewesen war, oder den Violinisten Arcangelo Corelli, der von 1653 bis 1713 lebte, hatten sie ausgewählt. Girolamo Frescobaldi aus Ferrara, einflussreicher italienischer Komponist des 17. Jahrhunderts, durfte auch nicht fehlen. Wie ein munteres Tänzchen klang seine Sonate "La Bernadinia".

Bei Giovanni Bassano, einem Komponisten aus der Zeit um 1600, hatten sie das kleine Musikstück "Arousez vo violette" gefunden. Bei der Interpretation dieses Kleinods venezianischer Schule wurde besonders deutlich, wie harmonisch sich die beiden Virtuosinnen im Zusammenspiel ergänzten: Kunstvoll, mit vielen Läufen und Tremolos, umgarnte die Flötistin die "Veilchengießerin". Diesen Part verkörperte die Cembalistin am Tasteninstrument mit seinem charakteristisch zirpenden Klang - diesmal unaufgeregt, in ruhiger Gangart. Bereits im ersten Konzertteil war ein beglückendes musikalisches Pas de deux aufgefallen, das Allegro moderato aus der Triosonate in F-Dur von Johann Sebastian Bach. Es wirkte wie ein tönendes Fang-Spiel, als ob Cembalo und Flöte spielerisch neckend einander jagten und schließlich fingen. Das Publikum spendete reichlich Beifall und durfte sich zur Belohnung als Zugabe noch ein englisches Musikstück anhören.

Angrit Döhmann, Schwäbische Zeitung

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