Samstag, 20. Oktober 2012

ZoffVoices

Super Voices - ganz ohne Zoff

Von wegen Zoff! - Mann staunt: Da stehen 25 Frauen gemeinsam auf einer Bühne und nichts zu hören außer Harmonie! Fertig brachte dies der Konstanzer Chor „Zoff Voices“.

 

Mit einem Repertoire, das so gut wie alle Stilrichtungen der Chorliteratur umfasst, begeisterten die Sonder-Preisträger des diesjährigen Internationalen Chorwettbewerbs in Frankfurt/Main die mehr als 100 Mühlenbesucher. Gut aufgelegt und vor allem gut von Chorleiter Dirk Werner vorbereitet, schafften es die „Zoffies“ erneut, ihre Zuhörer aus der Reserve zu locken. Mitschnippen, mitklatschen, mitsingen und mit Regen simulieren (Here comes the rain again), waren nach der Pause gar kein Thema mehr. Tolle Stimmen, klasse Solistinnen (Dana, Siggi, Dagmar und Charlotte), pfiffige Arrangements und (meist) unverkrampfte Choreografie sind ihr Markenzeichen, dem sie voll gerecht wurden. Kein behinderndes Notenblatt schränkte die Bewegungsfreiheit der Frauenriege ein, was nicht nur gut für den unterhaltsamen Gesamteindruck ist, sondern auch manchen Lauscher zur Frage drängte: „Wie merken sie die bloß all die Texte?“ Egal wie – sie tun es. Und das in mehreren Sprachen. Dirk be- und geleitete den Chor gekonnt am Flügel, zu dem sich phasenweise Saxophone oder diverse Perkussionsinstrumente gesellten, die Frederik Mademann zum Klingen brachte.

Für die „Zoff Voices“ war der Abend in der „Mühle“ nichts weniger als eine gelungene Hauptprobe für ihr anstehendes Konzert, das sie gemeinsam mit der Do-X-Memorial Big Band am 10. November in der Linzgauhalle in Immenstaad abzuhalten gedenken, wie an dem Abend mehrfach angekündigt wurde und  wofür der Vorverkauf bereits im vollen Gange sei. Also gleich die nächste Gelegenheit, diesen wunderbaren Chor zu genießen.

Bruno Rauscher


Musikalische Schatzgräberinnen begeistern in der Mühle

Konstanzer „Zoff Voices“ nehmen mit auf eine Reise durch die Popkultur

Von Christel Voith

Oberteuringen Ein Wiedersehen mit den „Zoff Voices“ aus Konstanz gab’s am Samstagabend in der Mühle in Oberteuringen. Vor zwei Jahren hatte sie ihr erster Ausflug ans Nordufer des Sees nach Oberteuringen geführt und wieder begeisterten sie ihre Zuhörer mit ihrer Musikalität, ihrer Stimmkultur, ihrer rhythmischen Sicherheit und ansteckenden Dynamik, auch in den bewegten Choreografien.

26 junge Frauen kamen auf die Bühne, schwarz gekleidet, doch mit verschiedensten türkisfarbenen Farbtupfern, die die Individualität der Einzelnen unterstrichen. Denn immer wieder neue Frontfrauen treten vor, allein oder als Duo, und treten dann wieder zurück in die Reihen. Bis zu sechsstimmig wird gesungen, teils a cappella, schwungvoll dirigiert von Chorleiter Dirk Werner, der sich dann wieder ans Klavier zurückzieht und von dort aus leitet und begleitet. Er ist es auch, der ihnen die anspruchsvollen Arrangements schreibt, die ein spannungsvoll wechselndes Geflecht sind von Melodie und „Begleitmusik“, von rhythmischer Untermalung. Zuweilen mischt sich auch noch der 19-jährige Saxofonist Frederik Mademann mit ein, etwa bei Stings Stalker-Song „Every breath you take“ von der Band „The Police“.

Damit wären wir schon beim Programm des Frauenchors, der sich der Popkultur verschrieben hat, vor allem Popsongs der 80er, aber auch Jazzstandards und Swing. Dabei betätigen sich Dirk Werner und seine Frauen gerne auch als „Schatzgräber“, suchen verschollene Juwelen unter einstigen Hits, beispielsweise Terence Trent D’Arbys „Sign your name across my heart“.

Überhaupt macht es Spaß, den Texten zu folgen, die in bewundernswert sauberer Diktion herüberkommen, ob sie nun Englisch singen oder die seltenen deutschen Songs wie „Lass die Leute reden“ der Gruppe „Die Ärzte“ oder die stimmungsvolle spanische Ballade „Hijo de la luna“ der in den 80er Jahren berühmten spanischen Popmusikgruppe Mecano.

Dagmar Egger führt mit humorvollen Ansagen durch den Abend, macht bekannt mit sozialkritischen oder traurigen Songs wie Eva Cassidys „The time is a healer“, „No son of mine“ der Gruppe „Genesis“ oder „Hush, hush, hush“ der Pussycat Dolls, ein „Schlaflied“ für eine gestorbene Liebe, und sie verspricht gruselige und romantische Stücke und viel Spaß am Ende – ein Versprechen, das die Frauen mit sprühendem Temperament einlösen. Sicher gilt für alle ein Appell aus Stings „Englishman in New York“, den Egger als Frontfrau so markant singt: „Be yourself, no matter what they say“. Ja, sie sind sie selbst, jede für sich mit ansteckender Frauenpower und sichtbarer Begeisterung.

(Erschienen: Schwäbische Zeitung, 21.10.2012)