Acht Kreative um Dorothee Schraube-Löffler stellen aus

Im Kulturhaus Mühle ist bis 11. Juni die Ausstellung "Phantasie in Farbe und Form" zu sehen.

SK 19.05.2017 von Harald Ruppert

„Ich finde es gut, wenn jeder seinen eigenen Weg geht. Eigene Wege gehen, das fördert.“ Mit diesem Satz zitiert Andrea Dreher bei ihrer Einführung zur Ausstellung in der Mühle Oberteuringen die Künstlerin Dorothee Schraube-Löffler. Seit Jahrzehnten steht sie einem Kreis von Freizeitkünstlerinnen und einem -künstler vor, der regelmäßig zusammen arbeitet und ausstellt – nun in der Mühle Oberteuringen.

Dorothee Schraube-Löffler studierte an der Stuttgarter Akademie Textildesign und Malerei. Sie zeigt in der Mühle einige eigene Arbeiten – darunter mit Alltagsmaterialien, die vergoldet wurden und sich dadurch verwandeln, weil nicht mehr ersichtlich ist, welches Material sich unter dem Blattgold verbirgt. Es entstehe barocke und doch reduzierte Formen, die in serieller Konsequenz variiert werden. Immer wieder findet sich die Verwandlung von Gefundenem auch bei den Mitgliedern ihres Kunstkreises, in Materialcollagen, Plastiken und in der Malerei, aber auf jeweils eigene Weise.

Bei Ingrid Marquart verbinden sich Experimentierfreude und Assoziationskraft, wenn das Profil gerollten Kartons eine Blumenwiese ergibt. Aufeinander geschichtete Furnierscheibchen, in blauer Leinwand aufgetürmt, ergeben einen „Baumstamm“. Die Funktion von Stricknadeln wird kurzgeschlossen, wenn sie durch farbige Stoffstreifen miteinander verwoben werden und so selbst zum Teil eines Textils werden. Und in der Malerei werden auch Buchstaben verwoben: „Augenblicksblühen sah ich im Vorüberwehn sah ich das Glück mir winken“, steht da in einem Spruchband vor Himmelsblau, das selbst in nächsten Augenblick, beim nächsten Windstoß, verweht zu sein scheint.

 

Immer wieder taucht innerhalb der Gruppe die für Schraube-Löffler so wichtige Farbe Gold auf. Bei Hanne Rueß etwa, wo sie in sakralen Bezug gestellt wird: „Hoffnung“ heißt eine Arbeit, das ein Stück Borke in angedeuteter Kreuzform vor goldenem Hintergrund zeigt. Oft werden Fundstücke bei Hanne Rueß zum sprechenden Zeichen – wird etwa rostzerfressenes Metall zum Zeichen einer Vergänglichkeit, vor der trotzdem ein unzerbrochener Ring schwebt. Zusammen mit diesem Ganzheitszeichen mutet das fast schon Vergangene wie Engelsflügel an.

Gabi Nold ist Malerin, deren Bilder in vielen Schichten entstehen. Farbe aufzutragen, sie abzukratzen und neu wieder aufzutragen lasse einen „Raum im Bild“ entstehen, gibt Andrea Dreher die Arbeitsweise wieder. Es ist ein weiter und tiefer Raum, den das Bild „Heimkehr“ bildet, in dem drei Figuren einer blauen Ferne entgegengehen. Weit ist auch die Landschaft der „Blauen Lagune“, in der das Wasser paradoxerweise wie ein Gebirgsmassiv erscheint, das das Land zur Zunge verengt. Und im „Regentag“ gerät die Farbe einfach mal in Fluss: anstatt sie zu schichten, wird das Motiv von Menschen mit Regenschirmen als Aquarell umgesetzt.

In der Malerei von Margit Hofmiller wird die Welt zum Ornament: Da wird eine Kleiderbordüre in Malerei umgesetzt, die wie der vergrößerte Ausschnitt aus einem altmeisterlichen Porträt wirkt. Dann wieder beginnen die Farben Schwarz, Rot und Gold miteinander zu tanzen – das erinnert weniger an eine Deutschlandflagge im Wind als an die Ornamentfülle eines Bildes von Gustav Klimt, die ihre Starrheit verliert, indem sie zur Beschwingtheit des „Reigens“ von Matisse anhebt.

Sehr weit fortentwickelt sind die grafischen Fähigkeiten von Maria Jank. Die Tiefe ihrer Bildräume wirkt, als befänden sich mehrere halbtransparente Motivebenen hintereinander, die sich wechselseitig überblenden. Ihre Phantastik erinnert an den noch weiter fortgetriebenen Bilderschatz eines Grafikers wie Christoph Meckel. Geometrische Formen und „realistische“ Gegenständlichkeit werden verwoben, ergeben traumartige Gespinste. Ein Blatt wie „Wasser ist Leben“ scheint wiederum auf die mechanischen Maschinenwelten eines Francis Picabia zurückzukommen. Die „Rhapsodie auf Blau“ wirkt nun , als sei die Verspieltheit von Hundertwasser durch die Formstrenge eines Piet Mondrian gegangen.

Der Wille zum Experiment treibt bei Josefine Schneider Früchte. Da steht der Teil fürs Ganze, wenn malerisch überarbeitete Blätter eine Baumgruppe ergeben. Spannungsvoll in seine geometrischen Formen zerlegt wird das Motiv einer Frau mit Regenschirm. Die Plastik eines Fisches schwimmt schwerelos durch die Luft und wirkt, als habe einst Paul Klee ihn gemalt. Und das Auge wird überlistet, wenn das gemalte Dach eines alten Hauses so plastisch aussieht, als habe Josefine Schneider Profilbleche eingefügt.

Christa Dallmann zeigt Freude an Gegensätzen: Da wird in die Oberfläche verbrannten Holzes ein „kühler“ und transparenter Bergkristall eingefügt. Dallmanns Ziel sei es, der Schönheit Raum zu geben – aber nicht, in dem das (Fund-)Material verarbeitet, sondern inszeniert werde, so Andrea Dreher. Das trifft es: Mineralien hebt Christa Dallmann durch die Platzierung vor pastos bemalten Hintergründen hervor. Das Interesse am ursprünglichen Material teilt Richard Sorg, aber er verarbeitet es malerisch, in Gestalt der vier Elemente Erde, Feuer, Wasser und Luft. Und das Feuer kehrt bei ihm wieder, in einem Goldrelief, das den deutlichen Einfluss von Dorothee Schraube-Löffler verrät. Ein Kreis schließt sich.

Bis 11. Juni im Kulturhaus Mühle in Oberteuringen. Zu sehen jeweils samstags und sonntags von 14 bis 18 Uhr und zu den Veranstaltungen.