2004


Freitag, 16. Januar

“Romeo und Julia”

Uli Boettcher

Allein der Umstand, dass sein Darsteller (Uli Boettcher) so sehr an Hunger litt, rettete Romeo Montague am vergangenen Freitagabend davor, nicht noch mehr Tode sterben zu müssen. Dies und die Gefahr textlich noch weniger zu verstehen als bei dem eigenwilligen japanischen Hochlanddialekt der endgültig finalen Sterbevariante, gaben letztlich den Ausschlag, den Künstler nach diesem überaus unterhaltsamen Abend aus dem “Mühlesaal” wieder zu entlassen. Diese kam - als eine von zehn vorgeschlagenen und letzte von drei “ausgelosten” Nationen - für die mentalitätsgerechte Drama-Sterbeart bei “The Great International Romeo-Dying” als krönender Schlusspunkt an der Reihe.

Davor alllerdings sprühte Boettcher nur so vor Spielwitz, Mimik und Wortgewalt. Rede und Gegenrede ohne seitenlanges Vers-Gerede “hinter” (nicht: nach) Shakespeare´s wohl bekanntestem Werk. Frei interpretiert, prägnant analysiert und prächtig persifliert – so steigt dieses “Romeo und Julia” wohl auch zu Boettchers bekanntesten Stücken auf. (Andere, sowie “Das Leben des Boettcher” sind unter www.frot.net zu finden)

Hintergründig wird nach dem Zustand der Geschlechter gefragt, wenn diese von Amors Pfeilen getroffen. Erleuchtend für Manchem die “These der zwei Gehirne” in jedem Menschen – eines jeweils im Kopf, das andere bei den Frauen im Bauch und bei den Männern etwas darunter. Der kleine/große Unterschied dabei, dass beim weiblichen Geschlecht Beide kommunizieren und bei Männern eben nicht. Eindrucksvoll und lachsalvengarantiert auch die (überzeichneten) Beispiele die Boettcher durch “Beobachtungen bei Freunden” sammeln und zum besseren Verstehen der Handlung wiedergeben konnte.

Hinter der “weltersten Alujalousie - extra aus dem mittelalterlichen Verona importiert” und demgemäß ramponiert – jener allumfassenden Dekoration, welche die Bühne “schmückte” (“zu spät” kam eine rote Rose aus dem Publikum dazu!) - sammelte sich Boettcher zwischen zwar fiktiven, aber immerhin angesagten “blacks” um seine “Spielmasse” mal als unbewegliche, stumme Capulet-Frühlingsfestgäste, mal als Julias Nachhilfegruppe oder “einfach nur” als applausspendendes Ansprechkollektiv an zu spielen. Und eben als dieses kapiert hatte, wann es angebracht sei zu klatschen, beendete ein hungriger Boettcher seine erheiternd erläuternde Zeitreise nach 1148 und somit auch den Suizidvoyeurismus seines Publikums.

Für “Kultur in der Mühle” - Bruno Rauscher

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Samstag, 01. Februar

“JazzTalk”

Jazz Matinèe

Smooth, Swing, Bebop vor begeisterten Publikum, dazu Weißwürste samt passenden Getränk – da lässt sich ein Vormittag gut aushalten. Ausnehmend viele Besucher waren wohl derselben Ansicht und füllten so am vergangenen Sonntag das Mühlengewölbe um urgemütlich “Jazz Talk” zu genießen.

Roland Fischer´s Saxofon und Claudia Schade´s Gesang ergänzten sich prächtig, egal ob es bei gängigen Jazz-Standards oder bei den “verjazzten” Pop-Nummern darum ging den anderen zu unterstützen oder auch “nur” zu untermalen. Da konnte es schon sein, dass Schade zu ihrem “Schepperle” griff oder Fischer Gegenläufe anstimmte. Abgerundet wurde der musikalische Talk durch Christoph Veit am Keyboard und Bass so wie von Rainer Hertkorn am Schlagzeug und Percussion.

Seit mehr als 20 Jahren kennen sich die Musiker bereits, aber erst seit eineinhalb Jahren besteht diese Formation, die mit ihrem Anspruch (Spielfreude und homogenen Gruppensound) bei dieser Matinee in Oberteuringen viele Freunde gewonnen haben.

“Gerade richtig für den späten Vormittag”, so das Repertoire nach Meinung der Besucher - war es doch für die Jazzer selbst eher eine ungewöhnliche Zeit und so brauchte es laut Fischer “eine geraume Weile um richtig warm zu werden” – allerdings ohne dass ihr Publikum etwas davon gemerkt hätte. Und als ihr programmiertes Zeitfenster schon längst ausgefüllt war, legten sie nochmal zu und gaben so einen Vorgeschmack darauf, was bei einer abendlichen Session von ihnen alles zu erwarten wäre.

Für “Kultur in der Mühle” - Bruno Rauscher

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Freitag, 13. Februar

“Schmunzeltexte am Spieß”

Ingrid Koch + Werner Israel

“Wo nimmt sie bloß alle ihre Ideen her?” So fragten sich viele der begeisterten Zuhörer nach dem gelungenen Auftritt Ingrid Kochs im bis zum letzten Platz besetzten Saal der “Mühle”. Auch nach der Vorstellung wurde noch lange sinniert und sich amüsiert über die Beleuchtung der vielen “banalen” Alltagsbegebenheiten, die bis ins Kleinste seziert und gereimt dadurch plötzlich Größe und Wichtigkeit erlangen.

Ob sie wohl alle traurig gewesen wären, wenn sie um die “Welturaufführung” des gesungenen Gedichtes herumgekommen wären? Fraglich - denn es gab soviel zum Schmunzeln, Lachen und auch Grübeln, dass es dieser “Drohung” nicht bedurft hätte, welche Ingrid Koch mit Flügel-Untermalung durch Werner Israel über die Nöte des Textens ihrem Publikum näherbrachte. – Bei dermaßen vielen Silben und Vokalen ist es wahrlich nicht einfach, ausreichend Töne für jene Lautmalerei zu finden, die sich dann auch noch als Bodensee-schwäbisch und somit als die schönste und vielseitigste Form der zwischenmenschlichen Ausdrucksweise “zoiga sott”.

Viel kopiert, von Nicht-Eingeborenen jedoch nie erreicht, von außen belächelt und vielfach geschmäht, zu “it Fisch odr Fleisch” im Honoratorenschwäbisch herabgemildert oder gänzlich im “schwä-nglish” anglizistisch verfremdet, findet das Schwäbische dennoch immer wieder zahlreichere Mitreiter auf seiner Renaissancewelle, durch welche die Heimatsprache mit ihrer empirischen Prägung, all das warme, behütete Erleben aus kindlicher Erinnerung wachruft, zu neuem Leben erweckt und so zu einem festigenden Selbst-Bewusstseinszustand beiträgt.

Welches andere Idiom kann denn auch mit lediglich zwei Lauten, nämlich “H” und “A”, eine ganze Palette an Befindlichkeiten so präzise ausdrücken, wie es hierzulande täglich häufig geschieht? Von “Ha” und seiner ähnlichen und durchaus sinnverwandten Form des “Hä”, über “Aha” bis “Ha-a” spannt sich das Spektrum dessen, worauf jeder stolz sein kann, der alles kann – außer Hochdeutsch!

Koketterie oder nicht – was Koch über Lampenfieber, Vergesslichkeit, Beziehungsgemauschel, Alltagsstress, Alterungsprozess oder auch “nur” den schwäbischen Mann vorbrachte, hatte Hand und Fuß. In ihrer selbstironischen Art hielt sie ihrem Publikum einen Spiegel vor, aus welchem allerdings meist ein schmunzelndes, wenn nicht gar herzhaft lachendes Gesicht zurückschaute.

Mit ihrem Vortragspartner, Werner Israel am Flügel, stellt Koch ein eingespieltes Team dar, das schon viele erfolgreiche Auftritte in der Region “hinter sich brachte”. Ein Wink, ein auffordernder Blick und schon begibt sich der leidenschaftliche Pianist zu “seinem” Instrument und verschafft Koch mit seinen swingend bis konzertant dramatischen Arrangements (von Moskauer Nächte bis Saint Luis Blues) Verschnaufpausen und dem dankbaren Publikum die Zeit, damit das Gehörte sich setzen kann und um die kommenden Lautmalereien gebührend genüsslich in sich aufsaugen zu können.

Für “Kultur in der Mühle” - Bruno Rauscher

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Freitag, 05. März

“Dirty Little Gillebach Street Band”

Die beste – weil vermutlich einzige – “speed dixie band” Deutschlands brannte am Donnerstagabend im Kulturhaus “Mühle” mit ihrem Klamaukprogramm ein sprühendes Feuerwerk voller Gags und Slapstick ab. Vollbesetzt erbebte der Mühlensaal mal wegen des rhythmisch bis aufs Äußerste beschleunigten LK-Sounds – eben gerade so, dass die Bläser noch hinter ihrer “Randgruppe” herkamen – und dazwischen, wenn die “guet aussehende, gscheide” Jungs ihre “Kunschtschtickle” mit allerlei Improvisationsgabe vorgeführt hatten und darauf donnernder Applaus einsetzte. Gerade dieser aber sorgte für einen riskanten Gefahrenpunkt an diesem Abend. Als nämlich bei einer magischen Einlage der Zauberer sich – in Ermangelung einer Publikumjungfrau – selbst zum Schweben brachte, wurde er doch glatt vom undisziplinierten Szenenapplaus dermaßen aus der Konzentration gerissen, dass er nur durch das aufbringen einer gehörigen Portion an akrobatischer Körperbeherrschung, zwar nicht den Fall, wohl aber einen schweren Sturz verhindern konnte. Beim zweiten Versuch klappte es besser mit der dann vielbestaunten Schwebenummer.

Kernige Sprüche, witzige Wortspielereien, Plaudern wie Wasserfälle – auch das ist es, was den Gillenbachern zu einer stetig wachsenden Fangemeinde verhilft. Ihre satte Bühnenpräsenz hat sich die Truppe in den nunmehr bald zwölf jährigen Bestehen “hart erarbeitet”. Wenn auch der Grundstock ihres Programmes schon einige Jahre auf dem Buckel hat, werden die Gags von den treuen Fans geradezu herbeigesehnt, im Wissen, wenn die Jungs gut drauf sind, wird wieder ein Kracher draus. Und gut drauf sind die Freizeitmusiker, -Arrangeure, -Gags- und Textschreiber auf der Bühne eigentlich immer!

Die DLGSB: Rudi Hämmerle (Posaune), Elmar Fuchs (Trompete), Markus Petretti (Tuba) und Stefan Abt (Schlagzeug)

Für “Kultur in der Mühle” - Bruno Rauscher

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Sonntag, 14. März

“Jedermänner”

Vernissage Maria Niermann-Schubert

“Get Arround” – mit dem Eröffnungstitel schien die A-Capella-Gruppe “VoiceNet” am vergangenen Sonntagmorgen im Kulturhaus “Mühle” auch Maria Niermann-Schuberts Bilder zusätzlich Leben eingehaucht zu haben.

“Jedermänner” stehen gleichermaßen für Frauen und Männer. Auf das Wesentliche reduzierte Figuren – entstanden durch das Verknüpfen von zeichnerischen und malerischen Elementen – bilden den Schwerpunkt der gezeigten Werke. In diese Reihe zählen auch die “Zwölf Monatsbilder”, welche erst durch einen speziellen Herstellungsprozess zu ihren Namen kamen. Zwölf in 2001 bemalte Zellstoffbahnen wurden im Januar 2002 im Freien aufgehängt und unterschiedlich lange der Witterung ausgesetzt. “Das Januarblatt einen Monat und jedes weitere Kalenderblatt je einen Monat länger, so dass das Dezemberblatt zwölf Monate lang Wind, Regen, Sonne, Hagel und Schnee abbekam”, meinte die Grafikerin, Künstlerin und Verlegerin (“gelber hund”, Baienfurt). Die einzelnen Monatsbilder wurden anschließend gepresst, auf gleichmäßige Formate reduziert und in die jahreszeitlich verschieden lasierten Holzträger eingeklebt. Erst im März 2003 war die Fertigstellung dieser Bilderreihe abgeschlossen.

Viel Aufmerksamkeit konnten aber auch die “kleinen Hexen” auf sich ziehen, die heiter und lebendig aber auch keck so manches Betrachterschmunzeln provozierten.

Ebenso die “Schablonetten”, Moosgummipiktogramme als “Urbilder der Geschichte”, in Gruppen angeordnet, auch symbolhaft als Lebensbühne zum Thema “die Frau im Manne und umgekehrt” zu deuten ..... Überhaupt lassen die minimalistischen Gestalten viel Freiraum für tiefergehende Gedankengänge – jedoch ohne melancholische Suggestion. Im Gegenteil – den Werken entströmt ein wohltuender Hauch von Lebensfreude und Optimismus – also genau das richtige Motivationssignal für den nicht mehr aufzuhaltenden Lenz.

Musikalisch angereichert wurde die Vernissage durch die Ravensburger a-capella-Gruppe “voiceNet”, bei der Niermann-Schubert selbst Mitsängerin ist und welche die Vernissage als Test für die Vorstellung ihres neuen Programmes am 25. April im Theater Ravensburg nutzten.

Für “Kultur in der Mühle” - Bruno Rauscher

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Mittwoch, 19. Mai

“Dongaclass und Jaff”

Gewöhnungsbedürftig für die Teuringer Jugend, dass speziell für sie ein Programmpunkt im Veranstaltungskalender des “Kulturhaus Mühle” erstmals zum Tragen kam. So verpassten sie den voll hippen Sound zweier Rockbands, der so schnell nicht wieder in der Rotachgemeinde zu diesen Preis zu hören sein wird.

Sei´s drum, diejenigen welche dabei waren, erlebten ein Superkonzert zweier Bands, die sich auf einer Italien-Tournee kennen lernten und die Chemie von anfang an passte.

Dongaclass (Robert Lehenherr, Gitarre, Wolfgang Lülle Lüftner, Schlagzeug, Trompete und Uwe Gossner, Bass), die bereits seit 1994 zusammenspielen und zwei Jahre später ihr eigenes Label gründeten, bestachen vor allem durch einen originellen Stil, der durch die Verbindung der musikalischen Vorgeschichten der Bandmitglieder entstanden ist. So finden sich neben klassisch-indischen ebenso Anflüge traditionell-spanischer Elemente. Um eine Einordnung in eine bestimmte Rocksparte, haben sich schon mehrere Musikexperten bemüht – mit ihren Experimenten und Improvisationen lassen die drei Soz.Päd´ler all diese Versuche auch solche bleiben. Satter Gitarrensound mit treibenden Bassfiguren und kraftvollem Schlagzeug - “Rock’n’Roll rulez!”

Schade, dass verquere Musik hierzulande einen so schweren Stand hat, dabei gibt es neben bratenden Gitarren durchaus auch poppiges zu entdecken, so etwa der opener "age of the rainbow". Roberto, Lülle und Gossi sind Spaßvögel und “Dongaclass” sind alles, nur nicht berechenbar. Man merkt, dass noch kein Marketingexperte den Anpassungsprozess in Gang gesetzt hat. Die “Dongas” spielen, was ihnen gerade einfällt. Und wenn der nächste Song nach einem Walzer-Rhythmus, Girliegroup-Sampler mit heavy-metal-Schluss oder Triangel-Solo verlangt, nun, dann soll es halt so sein. Und was macht man jetzt, wenn man ratlos ist? Man geht auf www.Dongaclass.de und lädt sich (extrem schnell!) 12 der 13 Tracks runter (“Overload” gibt’s nur auf CD). - Wenn´s gefällt, rate ich dringend die CD zu kaufen (Gute Aufmachung und “Overload” - außerdem: Wer unterstützt den Underground denn nicht gern?)

Thrashigen Britpop brachten die drei Jungs (John Davy, Gitarre und Gesang!, Chris Lawton, Drums und Troy Hess, Bass) von der Themse nach Oberteuringen. Melancholisch-psychedelische Gesangsmelodien trafen auf noisigen Gitarrenlärm. Aber “Jaff” lässt’s nicht nur im heimischen London mächtig krachen. Auf Festivals in Deutschland, Frankreich, Belgien , Italien und Holland wurde der Sprung über den Kanal gewagt. Wer sie live erlebt, dem wird sehr schnell klar, dies könnte eine Band sein, die eine große Zukunft vor sich hat.

Für “Kultur in der Mühle” - Bruno Rausche

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Samstag, 19 Juni

“HeiliXblechle!”

Hellwach war am Samstagabend “HeiliXblechle!”´s Publikum im Kulturhaus “Mühle”, als Leader und Entertainer, “Barny” Bitterwolf für die schnellste und vor allem richtige Antwort ein Präsent versprach. Mit dem Quiz zog sich ein roter Faden durch das anspruchsvoll-witzige Programm der oberschwäbischen Boy-Group, in dessen Verlauf sich die begeisterten Besucher zunehmend daran beteiligten.

Zwei Trompeten, eine Posaune und ein Horn – was sich aus dieser Konstellation an Instrumenten nicht ganz so eindrucksvoll machen ließ, machten die vier Vollblutmusiker halt a-capella und zeigten auch hier erstaunliche Qualitäten. Und als ob dies bei ihrem Streifzug durch die Musikgeschichte noch nicht reichen würde, vermittelten sie bei William J. Schinstines Percussionkomposition mit (tiefbayerisch anmutenden) Klatschtechniken und Solopfeifen (Eugen) den Geist der Donaueschinger Musiktage. So hangelte sich das Quartett von Renaissance über Bach (nur, von dem brachten sie nichts, aber dafür von Mozart) und C.M. von Weber bis zu den Anfängen des Jazz (Ragtime und uriger St.Luis-Blues). Beim neuzeitlichen Hip-Hop und einem Einführungskurs ins sprechgesangliche Rappen (bei dem auch dem Letzten der Unterschied zum Rebeln klar wurde), bekamen die Zuhörer erst vor Lachen und später wegen unterstützendem “I:boum-tscha, boum-boum-tscha:I” von den tiefgründigen Texten so gut wie nichts mit.

Wie es sich für eine zünftige Boygroup so gehört, wurde diese abwechselnd immer wieder Dessous-Teilen und Blumen beworfen, so dass manches Girl nach der Pause Obacht geben musste, nicht (in ihrer Hysterie) irrtümlich eines der verteilten Rhythmusinstrumente stattdessen durch die Luft fliegen zu lassen. Das besorgte dann doch lieber das zeitnaheste Geburtstagskind, welches als Knaller zu “Lollipop, Lollipop” mittels geköpfter Fahrradpumpe taktgerecht Flaschenkorken abzuschießen hatte. Gag folgte auf Gag und so wundert es auch nicht, dass “HeiliXblechle!” schon Mitte der zweiten Halbzeit die Zugaben anzuzählen begann. Erst mit dem blechgeblasenen Ausmarsch zu “Muss i denn” gelang es Ihnen samt ihren Instrumenten unbeschadet aus dem Saal zu entkommen.

Jeder der vier Interpreten von “HeiliXblechle!” steht normalerweise einem Orchester oder Chor vor. So Karlheinz Vetter (Trompete) als Musikdirektor in Kressbronn, Eugen Maucher (Trompete) der “Original Bauernkapelle Oberschwaben”, Thomas Räth (Posaune) ist Musikpädagoge und Dirigent eines Musikvereins im Allgäu und Bernhard Bitterwolf (Baritonhorn) ist als Multiinstrumentalist, Komponist und Arrangeur vokaler und instrumentaler Musik, so wie Interpret überlieferter schwäbischer Volksmusik weit über die “Ländle”-Grenzen hinaus bekannt.

Den “Spaß auf der Bühne” und beim gemeinsamen Musizieren wollen sie sich trotz den räumlichen Entfernungen zueinander und allem Eingespannt-Sein in ihre “alltäglichen Aufgaben” nicht entgehen lassen. “Viele Proben brauchen wir nicht”, meinte ein schmunzelnder Bitterwolf “Jeder ist Musiker genug, um mit dem zuvor zugesandten, ausgesuchten Notenmaterial bis zum nächsten Auftritt fit genug zu sein. Was dann noch fehlt, wird interpretiert.”

Die an dem Abend neu gewonnenen Freunde ihrer Kleinkunst-Show wurden über einen nächsten “HeiliXblechle!”-Auftrittstermin allerdings im Unklaren gelassen – da heißt´s halt Augen offenhalten, wachgerüttelt wurden sie alle.

Für “Kultur in der Mühle” - Bruno Rauscher

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Freitag, 25. Juni

“Pigmentgedankenfrauen”

Vernissage Brigitte Meßmer

“Lust und Frust” spiegeln sich in den Werken der Häfler Künstlerin Brigitte Meßmer wider. Mit ihren “Pigmentgedankenfrauen” zeigt Meßmer eindrucksvoll das “Auf und Ab” im Leben, welches alle die bereit sind es zuzugeben so oder andersförmlich bereits selbst empfunden, geträumt oder von einem “Seelenarzt” erfahrbar gemacht wurde. Ein ebensolcher, kein geringerer als Rüdiger Rogoll, ergründete denn auch in seiner Laudatio die Stimmungen und Aussagen mit welchen Meßmer auf die BetrachterInnen durch ihre Bilder einwirkt.

Frauen, mit ihrer Gabe zum speziellen Kontext mit der übersinnlichen, nichtstofflichen Welt, rühren durch Farbgebung und Kontraste als lebensgroße “Ich-innen” an, wenn es die BetrachterInnen zulassen. Durch die meist unproportionierte Bildgröße (Zwei Meter hoch bei 25 Zentimeter Breite) wird Größe, aber auch Tiefgang vermittelt. Dabei ist bei aller scheinbarer Eingrenzung, Beengung oder gar Beschneidung - durch die Weiterführung des Motivs über den Rand der rahmenlosen Bilder - ein Umfangen/die Chance zur Befreiung erkennbar, das Vorgenanntes wieder aufzuheben im Stande ist.

Sowohl von den Themen als auch von den Farben gibt Meßmer einen Blick auf das “Durchwachsene” im Dasein frei, das allerdings (beabsichtigt) das optimistisch Helle und Starke durch intensives Rot-Orange in den Vordergrund stellt.

Transaktionsanalytiker Rogoll las natürlich noch bedeutend mehr aus den ausgestellten Werken. – Meßmer ließ es nicht ohne Neugier über sich ergehen und die mehr als 70 Prozent Frauen unter den Mühle-füllenden Vernissage-Besuchern lauschten und verinnerlichten am vergangenen Freitag die tiefenpsychologischen Aussagen, welche durchaus auch für Männer aufschlussreiche Projektionen freigaben.

Für “Kultur in der Mühle” - Bruno Rauscher

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Dienstag, 12. Oktober

“MundArt –g´schwätzt und g´essa”

Teuringer Poetenkreis

“Einmal den anderen Weg ausprobieren” wollte das Team um den Teuringer Poetenkreis und veranstaltete - anstelle des sonst üblichen “Literatur-Frühstücks” - einen Abend mit Gereimten über und mit schwäbischen Spezialitäten.

Schon längst vor Anmeldeschluss war die Veranstaltung ausgebucht. So fanden sich am vergangenen Dienstag an die dreißig Reim-Hungrige voller Erwartung im damit voll besetzten evangelischen Gemeindesaal der Rotachgemeinde ein und verbrachten einen gemütlichen Abend - gespickt mit Leckereien voll Poesie.

Die Teuringer Mundart-Dichterinnen Marie-Luise Sprenger und Hermine Gaus holten sich Verstärkung durch die Tettnangerin Erika Walter und gemeinsam trugen sie ihre Werke rund ums Essen vor. Vor- und Zubereitung, aber auch die leidlichen Auswirkungen der Gaumenfreuden, beleuchteten sie in Zwerchfell-hüpfen- und Wasser-im-Mund-zusammen-laufen-lassender Weise. Gut dass derart Vorgetragenes nicht nur “trockenes Gerede” war! In kleinen Häppchen servierten sie ihre Gedichte über die Gerichte, bevor es zu dem jeweils Beschriebenem die hausgemachten Schmankerln gab. Von leckerer Kürbissuppe mit –Kernen und –Öl, über “exotische Ausreißer” wie Pizza-Muffins, zurück zu Zwiebelkuchen mit Suser und weiter bis hin zu Ofaschlupfer samt Vanillesoße reichte das Spektrum der “Magenlochfüller” – und wer dann noch etwas Platz im Bund hatte, konnte sich an ofenfrischen Hefezöpfen mit selbstgemachten Marmeladen laben. In diesen Esspausen unterhielt Alma Knödl am Piano die heitere Gesellschaft mit einem der Jahreszeit und dem Anlass angepassten Repertoire.

Rundum satt und erheitert spendete das begeisterte Publikum seinen Vor- und Auftragenden reichlich Applaus und ermunterte die Veranstalter zu einer baldigen Neuauflage der gelungenen Veranstaltung.

Für “Kultur in der Mühle” - Bruno Rauscher

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Freitag, 15. Oktober

Vernissage Brasilianische Kunst

Um den halben Erdball reisten “für nur vierzehn Tage” Werke von 16 brasilianischen Künstlern, die seit vergangenen Freitag im “Kulturhaus Mühle” zu sehen sind. Organisator dieser “fliegenden Ausstellung” ist Erich G. Landmayer jr., der mit seiner Firma “Eric-Art” beinahe weltweit für eine stetig steigende Bekanntheit der brasilianischen Kunstszene sorgt.

Die ausgestellten Werke namhafter brasilianischer Künstler seien so vielfältig wie die Schaffenden selbst, war von Landmayer jr., zu erfahren. Bilder in Öl, Aquarelle, Zeichnungen und Skulpturen in verschiedenen Techniken geben einen Einblick in die archaisch bis abstrakte Ausdruckskraft der aus vielen Nationen ursprünglich abstammenden Kunstschaffenden. Vielfach sind dies Autodidakten, welche durch Meister-Kurse ihre Techniken verfeinerten und “mehr aus dem Bauch heraus” die Eindrücke ihrer Welt wiedergeben, meinte Izolda Langenberg Landmayer, deren deutsche Wurzeln bis nach Bitzenhofen reichen und die nicht zu letzt durch die “exhibition-work” ihres Sohnes zu einer Größe in der Szene im Sao Paulo Distrikt avancierte. Izolda “male seit 34 Jahren ununterbrochen”, wie sie den Vernissage-Besuchern gestand. Doch sei dies nichts im Vergleich zu ihrer Kollegin, Zica Bergami, die mit ihren stolzen 91 Jahren es immer noch nicht lassen kann, ihre naiven Tuschezeichnungen akribisch anzufertigen und “auch sonst noch sehr lebendig ist”.

Mehr als 40 Exponate wurden mit freundlicher Unterstützung von KLM Royal Dutch Airlines nach Europa eingeflogen und geben “einen kleinen Überblick” über das Spektrum und den urwüchsigen Ausdrucksdrang des “Schmelztigels Brasilien” – Einwanderungsland seit Entdeckung Südamerikas. Wenngleich die Mehrzahl der ausgestellten Bilder aus der Werkstatt Izoldas kommen, finden sich neben den lateinamerikanischen auch japanisch-, polnisch- und serbischstämmige Aussteller in der Sammlung.

Für “Kultur in der Mühle” - Bruno Rauscher

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Samstag, 16. Oktober

Varieté der Extraklasse XL

“Wenn Miss Nellie strippt”

Wenige Besucher erlebten köstliches Figuren-Varieté mit menschlichen Ersatzspieler.

Gary Birkle (Gerald Ettwein) hatte es nicht leicht – gleich bei seiner ersten Vorstellung musste er in mehr Rollen schlüpfen, als er sich in seinem verirrten Taxi bei der Anreise hätte ausmalen können. Um bei seiner neuen Truppe Eindruck zu schinden, brachte er noch vor seinem ersten Auftritt das – zwar spärliche, aber deswegen um nichts weniger begeisterte - Publikum hinter sich. Als Conférencier und Magier wurde er ja ohnehin engagiert, dass er aber auch noch für Gregor, den böhmischen Putzteufel, und Leila, der Perle des Orients einspringen musste, machte ihn zwar rat- aber keineswegs tatenlos. Dass er zu dem für den eifersüchtigen Zaubermeister Malakka als Voodoo-Racheopfer herhalten musste, verdankt er seiner aufkeimenden Leidenschaft als Miss Nellie´s Neo-Liebhaber. Doch gerade bei Letzterem hatte er sich die undankbarste Rolle eingehandelt ..... (Sorry, den tragenden Gag verrate ich nicht!)

Miss Nellie die personifizierte Erotik, der mysteriöse Meister Malakka und “Beatle, Bügel, nein: Beagle Flädli Brünetti” als Varieté-Direktor und steppender Entertainer erwachten zum Leben, wenn sie von Miriam Helfferichs Händen und Stimme “beseelt” wurden. Mal als überschäumende Diva und Vamp, mal spiritistisch bis exstatisch und dann wieder moderat-welterfahren mit Ami-Slang – auch mit geschlossenen Augen wären dank Helfferichs Stimmverwandlungskünste die verschiedenen Charaktere deutlich erkennbar gewesen – doch wer schließt schon die Augen, wenn es auf der Bühne dermaßen ab geht?

In Ermangelung einer echten Jungfrau (Kein Wunder, bei den schlüpfrigen Texten war die Vorstellung extra als Erwachsenenprogramm angekündigt;-), musste der “Weiße Schwan” des Abends “Miss Nellie” dem Zauber Meister Malakka´s erliegen und demonstrieren wie leicht das Schweben ist, wenn man sich nur richtig leicht machen kann. (Allerhand für eine Nilpferddame!!) Köstlich auch, deren dichterische Reimversuche, die jedoch nicht zur Gänze ausgekostet werden konnten, denn beim unterbrechenden, dramaturgischen Stromausfall brennen auf der Suche nach der richtigen Sicherung (natürlich muss wieder Birkle ran), gleich nacheinander bei beiden ebendiese durch. – Das ist der Beginn ihrer heftigen, doch leider kurzen Romanze.

Miriam Helfferich, Diplom-Puppenspielerin hat ihr Domizil im Figurentheater Martinshof 11 in Kirchentellinsfurt. Mit ihren Programmen - jährlich kommt ein neues dazu – ist sie in ganz Deutschland unterwegs. Nicht nur für Erwachsene, sondern speziell auch für Kinder lässt sie ihre kunstvoll gearbeiteten Stofffiguren leben. So auch am Nachmittag, als sie zahlreichen Kindern mit “Harry – der Froschkönig” königliches Vergnügen bereitete.

Gerald Ettwein ist im Theater Lindenhof “zu Hause”. Als Erfinder des selbstironischen Varietés, präsentiert er eine enorme Vielseitigkeit und versprüht charmant jenen bodenständigen Witz, der bei vielen Besuchern Muskelkater zurücklässt.

INFO: www.geraldettwein.de

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Freitag, 22. Oktober

Grachmusikoff-Trio

Mit dem Ausdrucksstärksten, das die (Musik-)Sprache hergibt, dem Dialekt, immer noch, wieder und weiterhin auf Erfolgskurs, als Kult gefeiert, dem Kult huldigend und voll kultig durchgezogen – das ist “Grachmusikoff” wie es leibt, lebt und von ihren Fans geliebt wird. Auch wenn sie “nur” als Trio unterwegs sind, ziehen sie ihre mittlerweile “mittelalterlich” angegrauten, getreuen Bewunderer aus der ganzen Gegend von ihren Sofas hoch. Am vergangenen Freitag im Teuringer “Kulturhaus Mühle” war das nicht anders. Nicht als “Sprungbrett-Arena”, sondern quasi als “Comeback-Port”, präsentierte sich da die “Mühle” und beeindruckte mit ihrem Flair neuerlich nicht nur die Akteure, sondern auch die Besucher, welche zum ersten Mal zu einem “Event” hierher fanden.

Bei dem Schwäbischkurs mit Schussenquellen-Idiom (bis auf wenige Ausnahmen - und auch da fraß sich dieser bis in die englischen Texte hinein) brachten die einstigen “wild boys aus Schussariad” einen ausgesuchten Querschnitt durch ihre mittlerweile mehr als ein Viertel Jahrhundert währenden Kreativ-Ergüsse. Gereift, doch deswegen um nichts weniger “spritzig”, bieten “Grachmusikoff” Raggee, Rock, Beat, Blues, Flamenco und selbst Schnulzen oder alte Volksweisen die Basis für ironische Verschwäbelungen auf hohem musikalischen Niveau.

Was mit “D´Marie hoggd dussa ond bläred” im Sommer 1978 begann, führte die Köberlein-Brüder, Georg und Alex und kurz darauf auch Hansi Fink auf eine damals unahnbare Erfolgsspur auf der sie nicht nur Titel von “die beste schwäbische Rockband der Welt” bis “the oldest boygroup of the world” einheimsten, sondern für ihr nimmermüdes Wirken, getreu ihrem Motto “haben Nichts – geben Alles”, 1999 sogar den Ravensburger Kleinkunstpreis “Kupferle” überreicht bekamen. Der ganz große Durchbruch auf dem deutschen Musikmarkt blieb ihnen zwar verwehrt, doch dafür blieben sie ihren treuen regionalen Fans authentisch erhalten. Ob in Kneipe, Bierzelt oder Konzertsaal-Atmosphäre – der (Wort-)Witz und ihre Bühnenpräsenz kommt überall gut an.

Grachmusikoff-Trio: Alex Köberlein (Keyboard, Saxofon, Querflöte, Gesang), Georg Köberlein (Posaune, Gitarre, Gesang, Percussion) und Hansi Fink (Gitarren, Akkordeon, Gesang). Gegründet 1978; Ravensburger “Kupferle”-Preis 1999;

Home: www.GRACHMUSIKOFF.de

Für “Kultur in der Mühle” - Bruno Rauscher

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Freitag, 12. November

"Berührungen"

Vernissage Claudia Baumgartner

Endlich mal wieder ein volles Haus gab es zur Ausstellungseröffnung der Ur-Teuringer-Künstlerin, Claudia Baumgartner.

Alle, die sich an der “Kunst aus dem Örtle” (also auch solche von außerhalb) interessieren, waren auch präsent. - Und das füllte die Ausstellungssräume im Zwischengeschoss der Mühle doch schon gewaltig. Anja Zirkel bot dazu noch eine musikalische Umrahmung vom Feinsten. Begleitet von Jürgen Jakob am Klavier, machte sie mit einem Zyklus an Liedern von Gabrielle Fauré und dessen beschwingten, tiefgründigen und geradezu fließenden Melodien und Texten, so richtig Lust auf das “Berühren”-lassen durch Claudias Bilder. Starke Farben – sinnige Motive – gefühlvolle Umsetzung, das zeichnet Baumgartners Arbeiten aus. Von denen behauptete Jürgen Polke als Laudator, seines Zeichens Professor und Doktor der Betriebswissenschaften und mit auf der FDP-Gemeinderatskandidatenliste bei den vergangenen Wahlen, dass sie den Beginn eines neuen kreativen Schaffensabschnittes Baumgartners darstellen würden. Sie selbst empfindet die aus ihrem tiefen Inneren kommenden Bilder als “Eingeständnis zu sich Selbst, mit allen Wenn und Abern”.

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Samstag, 20. November

"Geht doch!"

Mike Jörg

Äußerst unangenehme Seiten der Wirklichkeit vor der erlösenden quergedachten Pointe, gab am vergangenen Samstag Mike Jörg mit seinem Kabarett-Programm, den rund 100 Gästen im Mühlensaal zum Grübeln mit nach Hause.

Unverblümt zog er (von Bush mit Hartz bis zum Teufel) die vielen Wahrheiten auf den Tisch und wenn’s doch nicht mehr ging, musste für gewisse Verstopfungen halt der Rohrreiniger herhalten. Den hat ein gewissenhafter Haus- und Hofzusammenhalter besser immer bei sich zu haben, bevor noch was überläuft.

Trotz seines feinen Gespürs für die Pointe zum richtigen Zeitpunkt, hätten am Liebsten einige den mehrdeutigen Titel seiner Vorstellung “Geht doch!” in der Pause als Aufforderung genommen. Die dann doch wirklich gingen, verpassten die Einsicht, dass es doch ging und dass es doch auch weiter zu gehen hat! Was gerade abgeht, doch als Zusammenhänge - bei großzügiger Informationsfreiheit - nicht von allen auch so gesehen wird, brachte der Speditions-Nachtparkplatz-Wächter mit präziser Treffergenauigkeit auf den Punkt. Als Innenarchitekt, gescheiterter Immobili- Börsianer, knapp an HartzIV vorbeigeschrammt, habe er nun doch viel Zeit um seinen Gedanken nach zu gehen.

Der Mittfünfziger Mike Jörg sieht sich selbst nicht als den Zyniker, als der er gerne bezeichnet wird. Eher hält er sich an Lessings Empfehlung der zufolge eine Tat, welche die Menschen zum Lachen bringt mehr wert sei als 1000 solcher mit Weinen am Ende. Im Zuge seiner Recherchen komme ihm selber oft das Weinen, doch - sollten möglichst alle von den Ergebnissen seiner langjährigen investigativen Arbeit teilhaben – deswegen möchte er aber nicht vor einen weinenden Saal spielen. So holt er sich die Lacher, auch wenn diese aus der geschockten Ecke kommen als Ventil für angestaute Frust, Lust, Trauer, Bitterkeit, und Ohnmacht. Beileibe kein Commedy – blitzgescheid statt platt. Nichts für einfachen Unterhaltungs-Konsum, dafür ist beim Mitdenken Hirn-einschalten angesagt. Einmal nur kurz überwinden und dann kommts: Na ja - “Geht doch!”

www.mikejoerg.de.

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Sonntag, 05. Dezember

“Streiflichter der Klaviermusik”

Ein paar mehr Besucher hätten gut noch in den Mühlensaal hineingepasst, als am vergangenen Sonntag zur Fünf-Uhr-Tee-Zeit das Ehepaar Baumann mit ihren “Streiflichter der Klaviermusik” ihr Debüt auf der Teuringer Showbühne des Kulturhauses gaben. Ein mit Bedacht gewähltes Programm - von Bach über Mozart, über Chopin und Rachmaninoff bis Bartok, Ravel und Gershwin – ließ die gut hundert Zuhörer gebannt lauschen. Jarmila Sanders-Baumann gab hier am Flügel eine erste Kostprobe ihres Könnens und es ist zu hoffen, dass dies bald eine Fortsetzung findet. Rainer Baumann führte mit seiner Zwischenmoderation das Publikum in heiter bis wissenswerter Weise durch die Jahrhunderte. Manch neuer Aspekt in der Betrachtung der Komponisten kam da zum Vorschein. Interessante Anekdoten gepaart mit Meisterwerken der klassischen Klavierliteratur, dazu ein prächtig geschmückter Saal (Beate Stark) – eine gelungene Veranstaltung in stimmungsvollem Ambiente – also genau das Richtige in der hektischen Vorweihnachtszeit!

Für “Kultur in der Mühle” - Bruno Rauscher

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Samstag, 18. Dezember

Advent in der Mühle

Thema "Licht"

Scharen von Kindern bevölkerten am vergangenen Samstag das Kulturhaus und genossen und bereicherten das vielfältige Programmangebot beim “Advent in der Mühle”. Von nachmittags bis weit in die Abendstunden hinein zogen sich am roten Faden gleich die Lichterpunkte der einzelnen Veranstaltungen rund um das Thema “Licht”. Von den ärgsten Wetterkapriolen des Wochenendes verschont, konnten der vom Kulturkreis zusammengestellten Programmablauf sowohl drinnen wie draußen stattfinden.

Leckere Kuchen und Kaffee lockten die ersten Groß-Eltern in den Gewölbekeller, solange der Chor der Teuringer Grundschule (rund 70 SängerInnen; Leitung: Julie Adam; Begleitung am Flügel: Gatte) sich noch einsang. Ganz an den Beginn des Ablaufes gesetzt, hatten die Kids nach erbrachter und zu Recht vielbeklatschter Leistung noch den ganzen Nachmittag vor sich und konnten diesen dann dadurch unbeschwert genießen. Für sie und ihre Geschwister gab es auch viel zu entdecken und zu erleben. Etwa wie es “Alanda” mit “ihrem” Räuber erging, das vom Puppentheater “Fädchen” (Ute und Thomas Theuer) liebevoll und einfühlsam dargeboten wurde.

Oder sie suchten an dem meterlangen “Flechtwerk” von Kerstin Dürnay “ihre Licht-Darstellung” unter den anderen 335 von Kinderhand gefertigten Kärtchen heraus, die Dürnay mit System, Geschick und viel Geduld zu einem - beide Kindergärten und die Grundschule – verbindenden Aktionskunstwerk gestaltet hatte.

Doch geradeso voller Abwechslung gestaltete sich der Mühlenhof, auf dem sich ein nostalgisches, kleines Karussell (fast ständig vollbesetzt) mit kleinen Kindern drehte, allerlei “Süßkram” feilgeboten wurde, eine Runde auf einem richtigen Pony machbar war, ein Esel und zwei Ziegen hautnah zu spüren waren (wer sich traute!) und gegen später, als es schon dunkelte, sich “Feuertänzer” bei Trommelklängen in tanzende Funkenstieber hüllten, die “Schwedenfeuer” punktuelle Wärme verhießen und adventliche Weisen von den Turmbläsern aus den Mühlenfenstern erschallten. Lichter-basteln mit den Zwergen und vor allem Kerzen-ziehen mit den “Größeren” fanden reichlich Zulauf und mit viel Eifer schufen die kleinen Kreateure ihre momentanen Meisterstücke.

Viele Hände waren zum Gelingen des Adventnachmittages nötig. Das würdigte auch Bürgermeister Karl-Heinz Beck in seiner kurzen Eröffnungsrede. Auch Gemeindamann Roger Hochreuttener, Präsident der schweizer PartnergemeindeTübach, zeigte sich beeindruckt von so viel an kreativem, bürgerschaftlichem Engagement und orderte – so wie im vergangenem Jahr den Projekt-Gospelchor (Teuringen goes Gospel) diesmal den Schülerchor zu einem Besuch “in Übersee”. Mit “Kind und Kegel” unterwegs musste, er gleich im Anschluss an das gefühlvoll vorgetragene Konzert vom “Zeppelin-Ensemble” selbst auf den Weg dorthin machen. Davor genoss er noch die stimmige Auswahl aus ihrem reichen Fundus, mit der Peter Bergmüller und seine MusikerIn dem Nachmittag/Abend in der “Mühle” die Instrumental-musikalische Krone auf setzten.

Für “Kultur in der Mühle” - Bruno Rauscher

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