05. April - 28. April 2013

Silke Sautter-Walker

"Alles (Außer) Irdisch - Malerei und Objekte"

http://www.silke-sautter-walker.de/

Die Künstlerin Silke Sautter-Walker aus Tettnang setzt sich mit der Schöpfung der Erde und des Kosmos auseinander. Reisen inspirieren sie, sich in die Zeit der Entstehung von Gebirgen und Ozeanen und in den Urzustand der Erde hineinzuversetzen. Daraus entstehen Landschaftsbilder, die in Farben und Formen von der Urkraft der Elemente erzählen - kosmische Landschaften, galaktische Formationen und Objekte, die an Wesen von einem anderen Stern erinnern und die Gedanken beflügeln, in fremde Welten zu entfliehen.

Rede zur Vernissage

Andrea Dutton-Kölbl  -  Leiterin der Sybille Mang Gallery in Lindau

Guten Abend liebe Gäste, liebe Kunstfreunde,

Ich begrüße Sie in Namen der wunderschönen Kulturhaus „Mühle“  in Oberteuringen zu der Eröffnung der Ausstellung der Tettnanger Künstlerin Silke Sautter-Walker.
Ich habe Silke Sautter-Walker zum ersten Mal vor 2 Jahren in der Produzentengalerie im Kavalierhaus in Langenargen kennengelernt.
Sie wurde mir von einem gemeinsamen Künstlerfreund, Christian Leithhäuser aus Donaueschingen, als eine sehr interessante Künstlerin vorgestellt, die gerade an einer Serie arbeitet, die in unserem aktuellen Programm passen könnte. Diese Serie aus  Malerei und Zeichnung war  als Hommage an die große Schauspielerin Romy Schneider anlässlich deren 30. Todestag 2012 gedacht. Ich war vom Können und der Vielseitigkeit von Silke Sautter-Walker  - sanfte Kohle- und Graphitzeichnungen, großflächige Porträts in Acryl auf Leinwand in leuchtenden jedoch subtilen Farben  - beeindruckt und lud sie ein bei uns in der Sybille Mang Gallery in Lindau Ende 2012 auszustellen. Das Publikum war von „Romy“ begeistert!

Dass Silke Sautter-Walkers Vielseitigkeit noch mehr anzubieten hat, erfuhr ich später als sie mir Arbeiten aus ihrer eindrucksvollen Abstrakt Serie „Dramatische Landschaften“ zeigte. Einige dieser Bilder hängen heute  bei uns in Lindau.
Heute Abend freue ich mich besonders mit Ihnen weitere Beispiele ihrer neuen Landschaften zu entdecken und  habe jetzt die schöne Aufgabe Sie ein bisschen in die Entstehung dieser Bilder einzuweihen.

Silke Sautter-Walker gibt Ihrer Ausstellung den Titel:

ALLES (AUSSER) IRDISCH.

Wenn man die Schreibweise des Titels betrachtet, kann man zweierlei Richtungen herauslesen: zum einen, lässt man die Klammer mit dem Wort AUSSER weg, heißt es: ALLES IRDISCH, womit wir schon beim ersten Teil der gezeigten Arbeiten sind: den Ur-oder Schöpfungslandschaften, wie die Künstlerin ihre Serie nennt. Ausgangspunkt der Liebe zur Landschaft im Allgemeinen sind die vielen Reisen, u.a. durch Amerika und Australien, die die Künstlerin seit Jahren immer wieder unternimmt. Es sind aber nicht nur Reiseeindrücke und Naturbeobachtungen, sondern auch Naturgewalten und Phänomene wie Vulkanismus, Überflutungen etc., die die Künstlerin inspirieren, Gesehenes und Erlebtes in farbintensive Kompositionen umzusetzen.

In ihren Bildern geht die Künstlerin sogar noch einen Schritt weiter: Sie begibt sich mental und imaginär zurück in die Urgeschichte unserer Erde, ja sogar zurück in die Schöpfungsära unseres Planeten.... und hat einen Zyklus abstrahierter, imaginärer und dramatischer Schöpfungsszenerien geschaffen, frei von Spuren menschlicher Zivilisation, reine Landschaft aus Form und Farbe.

Die Werkreihe beginnt inhaltlich mit dem Bild: „ Entstehung“. Es zeigt eine Szenerie, wie die Erdgeschichte hätte beginnen können: Aus einer roten Masse glühender Materie formen sich Schicht um Schicht Ebenen, die in der Schwebe zu sein scheinen und Gebirgszüge, die sich in der Mitte auftürmen. Dahinter eine senkrechte Wand aus aufsteigendem Nebel mit Schriftzügen, als habe der Schöpfer oder weniger pathetisch der „Verursacher“ dieser Vorgänge seine Gedanken dort niedergeschrieben.

Die Künstlerin interessiert bei der Auseinandersetzung mit der Entstehungsgeschichte unseres Planeten weder der biblische noch der wissenschaftliche Aspekt dieser Vorgänge, sondern die mentale Erfahrung, die Dimension des Schöpfungsaktes auf künstlerischer Ebene zu spüren und nachzuvollziehen. Das Hineinfühlen in die Zeit der Entstehung von Land und Ozeanen, von Gebirgen und Urstromtälern, brachte sie dazu, diese Schöpfungsprozesse mit Hilfe von Papier nachzuvollziehen
Aus feuchtem Papier wird eine Landschaft geformt und auf die Leinwand geklebt.  Durch das feuchte Papier wird ein Eingreifen und Neuformen erlaubt.  Die daraus entstehende faltige Dreidimensionalität des Papiers stellt den Bezug zur Landschaftsformation her und ermöglicht gleichzeitig ein haptisches Erleben und Nachempfinden.

Anschließend werden mit Acrylfarbe Höhen und Tiefen der Faltung sowie freie Flächen entsprechend der Bildaussage bemalt. Silke Sautter-Walker entwickelte innerhalb dieser Serie auch Objekte bzw. Relikte aus unterschiedlichen Materialien. Sie ergänzen als eigenständige Dokumente ihrer Zeitreise die gemalten Arbeiten.
Aus Fundholz, Papier, Steinen und Metall geschaffen, stehen sie in direktem Bezug zu den Bildern und deren Aussage.

Lassen Sie mich nun wieder zurück zum Titel der Ausstellung kommen:

ALLES (AUSSER) IRDISCH: Lässt man im zweiten Schritt die Klammer weg, bleibt die klare Aussage: ALLES AUSSER IRDISCH. Womit der zweite Teil der Ausstellung definiert ist: Die kosmischen Landschaften.

Ihre künstlerische Annäherung an den Schöpfungsakt brachte Silke Sautter-Walker dazu, Polaritäten wie Schöpfung und Zerstörung, Zeit und Raum, Ewigkeit und Augenblick, Werden und Vergehen, Macht und Ohnmacht, Kosmos und Mikrokosmos auszuloten.

In dieser Phase besuchte die Künstlerin eine Fotoausstellung der NASA im Planetarium Oberhausen. Es wurden riesige Farbaufnahmen von Sternengeburten, Galaxien und kosmischen Formationen gezeigt. Überwältigt von diesen Aufnahmen, begann sie, diese Eindrücke auf ihr Schöpfungsthema zu übertragen, bzw. ihr irdisches Thema auf das Universum auszudehnen.

Um dies künstlerisch umzusetzen, bedurfte es einer ganz anderen Ausdrucksform und Maltechnik. Waren bei den Urlandschaften noch Pinsel, Spachtel und zum Teil Papier die Mittel der Wahl, konnte sie mit dieser Arbeitsweise nicht das ausdrücken, was sie beim Betrachten von kosmischen Ereignissen empfand. Nach einer Zeit des Experimentierens war Acrylfarbe, in unterschiedlichen Verdünnungsgraden auf die Leinwand gegossen, die richtige Technik, um inhaltlich annähernd das auszudrücken, was die Künstlerin an ihrem neuen Thema so faszinierte:

Gewaltige Licht- und Materialexplosionen, Aufleuchten und Erlöschen von Sternen, Galaxien in unendlicher Erscheinungsvielfalt. Kosmische Schöpfung, erschaffen und geleitet von uns unbekannte Kräfte. Fließende Farbe, ungehemmt ineinander strömend und unberechenbar von der Schwerkraft geleitet, bis zum Endstadium des Trocknens, lässt die Künstlerin immer aufs Neue unbeschreibliche Phasen der Spannung und Erwartung durchleben.

Sie befindet sich in einer unaufhörlichen Interaktion zwischen Materie und Impulsen. Ganz ähnlich den Prozessen im Kosmos.

Die kosmischen Landschaften sind ebenfalls imaginäre Bildräume, die Silke Sautter-Walker weiter inspiriert haben, Geschöpfe bzw. Relikte, wie von einem anderen Stern“ zu ersinnen. Aus feinen, unterschiedlichen Japanpapieren und Treibholz gefertigt, sind die Lichtobjekte, die vor allem in der Dunkelheit ihre magische Wirkung entfalten, eine Hommage an die faszinierenden Lichterscheinungen am Himmel..

In dieser Ausstellung zeigt Silke Sautter-Walker ihre künstlerische Vielfalt und enorme Kreativität.