22. Mai – 21. Juni 2015
KopfART
Margit Vischer-King
Die bevorzugte Farbe von Margit Vischer-King aus Überlingen ist BLAU - die Symbolfarbe für Himmel, Wasser, Klarheit, Sehnsucht, Geist oder Weite - sie öffnet für Träume, auch für Träume der Betrachter. Spontan und intuitiv trägt sie die Farben mit Pinsel, Spachtel und Händen auf die Leinwand auf - eine impulsive, expressive Malerei, deren großzügige Geste mit figürlichen Elementen wie Kopfformen von Mensch und Tier verbunden ist. Symbolhaft stehen Augen als Fenster zur Seele, Vögel als Hinweis auf die Freiheit des Geistes und Fische für den Anfang der Evolutionsgeschichte.
Es werden auch Linolschnitte zum Thema Kopf gezeigt.
www.vischer-king.de
Laudatorin: Katharina Koerth (Text siehe unten)
Saxofon: Leo Ure
Ihre Bilder erzählen von geistigen Welten
Von Christel Voith
Margit Vischer-King stellt in der Oberteuringer Mühle aus
Von Elfie Braschel
Ihre Bilder erzählen von geistigen Welten
Von Christel Voith
Margit Vischer-King zeigt Malerei in der Mühle Oberteuringen
„KopfART“ nennt Margit Vischer-King ihre Malerei, die sie ab Freitag, 22. Mai, in der Mühle in Oberteuringen ausstellt. Eine KopfART, die geprägt ist von der Suche nach dem Geistigen, nach dem, was das menschliche Leben ausmacht, und zugleich einlädt zum Träumen.
Margit Vischer-King steht vor ihren Bildern und nennt sie „ziemlich wild“. Eruptiv sind sie gemalt, ungeplant. Aus der ersten Bewegung heraus entstehen Urgründe, dann schälen sich Formen heraus, die sie dann zeichnerisch herausarbeitet. Immer wieder sind es Köpfe, die sich überlagern, einander anblicken, sogar nach einem Kuss hungern. Es sind Köpfe von Menschen und Tieren, überwiegend Vögeln und Fischen. Denn alles in ihrer Gedankenwelt greift ineinander, alles hat seine Symbolik und bleibt doch offen für die eigene Deutung: Ist der Vogel, der seine Schwingen über einem Fisch ausbreitet, ein Beschützer oder ist er bedrohlich? Will der spitze Schnabel, der den Fisch berührt, ihn wirklich küssen oder könnte es sein, dass er ihn aufreißt? Der Fisch steht für Margit Vischer-King am Anfang der Evolution, der Vogel steht darüber, als Zeichen der Befreiung, so wie die Katze für das Wohlfühlen steht.
In den Bildern ist das Blau die beherrschende Farbe, das Blau des Himmels, das für Licht, für eine geistige Energie steht. Man muss sie von einiger Ferne betrachten, um die dominierenden Figuren zu erkennen, und man muss nah herangehen, um immer neue Einzelheiten, neue Köpfe oder Figuren zu entdecken, denn die Malerin liebt die Überraschung, das Spiel mit Strichen und Strukturen, die wiederum Gestalt annehmen. Bilder auch aus dem Unterbewusstsein, dem Urgrund, an den sie das Unterwasserleben erinnert, in dem sie gerne geschnorchelt hat. Frei will sie malen, Bilder, die von Freiheit erzählen, aber nicht ganz abstrakt: „Es kann frei sein, aber ich brauche Inhalt.“ Und so entdeckt man neben dem Schutzvogel auch das Einhorn, den Märchenerzähler, das Dino-Baby, über das sich wieder schützende Schwingen legen.
Lange hatte Margit Vischer-King als Fremdsprachenkorrespondentin für die Pharma-Industrie gearbeitet, später als Grafik-Designerin, doch das genügte ihr nicht: „Ich habe mit 30 nach dem Sinn des Lebens gesucht, weg vom Geld zum Geistigen.“ So hat sie sich mit Philosophie und Psychologie beschäftigt und zugleich die Freie Kunstschule in Stuttgart besucht, um die Bilder zu malen, die in ihrem Kopf entstanden,
Margit Vischer-King stellt in der Oberteuringer Mühle aus
Von Elfie Braschel
In vielen ihrer Bilder begegnen sich Köpfe von Tier und Mensch.
In den Weltreligionen spielt Blau häufig eine Rolle, wenn es darum geht, Gottheiten abzubilden – als Ausdruck der Farbe des Himmels. Da sich Margit Vischer-King mit vielen Religionen beschäftigt hat, mag es mit ein Grund sein, weshalb sie vornehmlich zur Farbe Blau greift, Sinnbild für Klarheit, Geist und Weite. Ihre „KopfART“-Bilder stellt sie zurzeit in der Mühle in Oberteuringen aus.
„Ich male rein intuitiv, die Inhalte kommen, ohne dass ich es will“, erklärt sie. Unwillkürlich entstünden Formen und Symbole, und wenn das Bild fertig ist, überlege sie, ob es positiv sei, wie der schützende Vogel oder negativ, wie vielleicht der Fisch, der mit weit aufgerissenem Maul aus dem Untergrund nach oben schießt. In ihren symbolhaften, mal poetischen, mal energievollen Bildern, begegnen sich hauptsächlich Köpfe von Tier und Mensch, die wichtigsten Körperteile für die Überlinger Kunstmalerin. Diese treten entweder deutlich hervor oder nur vage in Erscheinung. Kommen Körper vor, dann nur andeutungsweise. Anfangs waren es nur Köpfe, mit der Zeit kamen immer mehr Fische und Vögel dazu, der Fisch als unterste Stufe der Evolution, der Vogel als oberste Stufe. Losgelöst von allem Irdischen ist er für sie das Symbol für Freiheit schlechthin. In manchen Bildern löst er deshalb auch die Schwere auf. Die kleinen, blumigen Texte von zum Beispiel Rilke oder Khalil Gibran sollen zum Nachdenken anregen und stehen oft in starkem Kontrast zu Dynamik und Energie. Nicht nur der Fische wegen muten die Bilder zum Teil wie ein Unterwasserwelt-Porträt an. Auch der Vergleich mit der „blauen Stunde“ drängt sich auf, wenn der Tag sich neigt und zum Träumen einlädt. So gesehen, versinkt der Blick in einem Traum in Blau.
Wenn Margit Vischer-King malt, dann bestimmt der Bauch Richtung und Rhythmus, dann bannt sie ihr Innerstes auf die Leinwand. Magisch sind in den Köpfen die Augen, deren forschender Blick einen zu beobachten scheinen. Und der Vogel? Beschützt er oder bedroht er? In manchen Bildern löst er auch die Schwere auf. Immer öfter entstehen Vögel, die eine schützende Position einnehmen, zum Beispiel im Bild mit dem Dinosaurier-Baby. Geht man näher heran, schälen sich immer mehr Einzelheiten heraus. Bei ihren Linolschnitten hat Margit Vischer-King eine andere Herangehensweise mit nur einer Vorlage, sodass sich die Motive zwar wiederholen, durch die Farbzusammenstellung jedoch immer anders wirken und jedes für sich ein Unikat ist. Hier experimentiert sie mehr mit anderen Farben. „Manchmal sind es auch Collagen, die ich überdrucke. Ich arbeite ohne Walze, sondern reibe den Druck mit den Fingern aus“, erklärt sie.
Auf der Suche nach dem Geistigen fließt in Margit Vischer-Kings Bildern durch die eine große Energie alles zusammen. Ganz gezielt malt sie nicht gegenständlich, sondern so frei wie möglich: „Um den Betrachter was Eigenes träumen zu lassen.“ Passiert es doch einmal, muss sie es zerstören und von Neuem beginnen, mit Pinsel, Spachtel, Stiften. Eigentlich ist ihr jedes Mittel recht.
Laudatio auf der Vernissage zur Austellung „KopfART“ der Künstlerin Margit Vischer-King
Am 22.05.2015 in der Galerie Mühle Oberteuringen
Laudatorin: Katharina Koerth
Saxofon: Leo Ure
„Guten Abend! Mein Name ist Katharina Koerth, neben mir am Saxophon steht Leo Ure, wir studieren beide an der Zeppelin Universität in Friedrichshafen und freuen uns, Margit Vischer-Kings Vernissage heute eröffnen zu dürfen!
Ich möchte Ihnen heute drei bezeichnende Elemente von Margit Vischer-Kings Kunst mit auf den Weg geben: Zuerst werde ich über die Formen und Symbole in ihren Werken sprechen, danach über die Farben und zum Schluss bekommen Sie einen Eindruck von der Entstehungsgeschichte der Bilder. Zwischendurch hören Sie Improvisationen von Leo Ure am Saxophon.
Um Sie in die Symbolik der Künstlerin einzuführen, habe ich Ihnen ein kleines Gedicht von Wolfgang Borchert mitgebracht:
- Der Vogel -
Du bist vom Wind erlöste Ackerkrume,
du bist ein Kind von Fisch und Blume.
Aus allem aufgehoben,
bist du der Wunsch der Seele,
dass sie im tollsten Toben
sich nicht mehr quäle.
Du bist vom Stern geboren
in einer großen Nacht.
Pan hat sein Herz verloren
und dich daraus gemacht!
Die Freiheit des Vogels, von der Borchert spricht, findet sich auch in der Malerei der Künstlerin wieder. In ihren expressiven Bildern steht der Vogel für die Freiheit des Geistes, breitet seine Schwingen aus. Beschützt oder bedroht er? Das bleibt Ihrer Empfindung überlassen.
Neben dem Vogel finden sich zahlreiche andere Symbole in Margit Vischer-Kings Bildern. Da finden wir den Ursprung des Lebens, das Symbol für die Evolution, den Fisch. Mal ist er in eine Unterwasser-Kulisse eingebettet, schwimmt ruhig und friedlich. Aber er kann auch furchteinflößend wirken, mit faltiger Fischhaut, offenem Mund und groß aufgerissenen Augen.
Die Augen in Margit Vischer-Kings Bildern haben eine ganz besondere Anziehungskraft. Manchmal erkennt man sie auf den ersten Blick, sie ziehen einen sofort in den Bann. Oft ertappt man sie aber erst spät dabei, wie sie den Beobachter des Bildes beobachten.
Die menschlichen oder tierischen Köpfe, zu denen sie gehören, fließen im Blau ineinander ohne jemals zu Gegenständlich zu werden. Einige Köpfe sind geradezu fantastisch, das Dino-Baby, das Einhorn, der Märchenerzähler.
In Margit Vischer-Kings Gedankenwelt wird so alles eines und bildet durch die Struktur des Bildes ein großes Ganzes. Aus einer Form erwächst eine andere, alles fließt. Im Fluss entstehen auch ihre Bilder, sie sind spontan und intuitiv und doch hat jedes eine Reise hinter sich, einen Entstehungsprozess mit viel Wandel.“
„Ich möchte Sie um ein kurzes Handzeichen bitten: Wer von Ihnen kennt ‚Er ist’s‘, das Gedicht von Eduard Mörike das beginnt mit ‚Frühling lässt sein blaues Band wieder flattern durch die Lüfte‘? (Allgemeines Handheben und Nicken) Das sind soweit ich das sehen kann alle! Und wer von Ihnen kennt das Jazz-Stück ‚Blue Moon‘, das gerade in Leos Improvisation schon kurz angeklungen ist und unter anderem von Ella Fitzgerald und Frank Sinatra gesungen wurde? (Viele melden sich) Das ist immer noch die Hälfte! Nach Heinos „Blau blau blau blüht der Enzian“ frage ich an dieser Stelle mal nicht... (lachen). Was ich damit sagen möchte: Die Farbe Blau scheint die Menschen zu faszinieren.
Die ‚blaue Stunde‘ zum Beispiel bezeichnet die Dämmerstunde wenn sich der Himmel blau färbt, nach Sonnenuntergang und vor Einbruch der Dunkelheit. Sie ist die Stunde zwischen Wachen und Träumen, zwischen Tag und Nacht. Der Literatur, Kunst und Musik hat sie schon immer als Inspirationsquelle gedient, denn in der blauen Stunde herrscht eine besondere Stimmung. Es ist, als würde die Zeit dann etwas langsamer laufen und die Schriftsteller melancholisch werden lassen. Theodor Storm schreibt in seinem Gedicht ‚Dämmerstunde‘:
Im Sessel du, und ich zu deinen Füßen,
das Haupt zu dir gewendet, saßen wir;
und sanfter fühlten wir die Stunden fließen,
und stiller ward es zwischen mir und dir;
bis unsre Augen ineinandersanken
und wir berauscht der Seele Atem tranken.
Auch Margit Vischer-King ist dieser besonderen Farbe verfallen und wie die blaue Stunde in der Literatur führen auch ihre blauen Bilder ins Innere des Menschen. Die Farbe drückt dabei Freiheit, Sehnsucht, Klarheit und Tiefe aus und lädt damit zum Träumen ein. Man findet das Blau in Himmel, Wasser, den Köpfen und allen Strukturen und überraschenden Formen und Strichen ihrer Malerei. Das Blau ist sozusagen ihr roter Faden.
Dabei entdeckt man die Vielfarbigkeit einiger Bilder erst auf den zweiten Blick, das Rot, das Gelb, das Weiß, das Grün, die Mischfarben. Wer aber die blaue Stunde miterleben möchte, den möchte ich herzlich einladen in zwei Stunden noch einmal einen Blick auf die Bilder zu werfen, dann beginnt die blaue Stunde am Bodensee und kreiert hoffentlich auch hier eine ganz besondere Stimmung.“
„Wenn Margit Vischer-King malt, dann malt sie das Innen mit Symbolen des Außen, das Unterbewusste und die Ursprünge des Lebens mit Tier- und Menschenköpfen. Sie legt dazu zunächst die Leinwand auf den Boden und wirft Farbe darauf, probiert aus, schaut was passiert, was noch fehlt, lässt das Bild auch mal trocknen und ruhen. Erst nach und nach entstehen die Formen und die Strukturen des Bildes, in die oft sogar Textfragmente oder Aphorismen von Literaten und Philosophen eingebettet sind.
Die Malerei passiert also durch und durch intuitiv und expressiv, dabei kommen nicht nur Pinsel und Farbe zum Einsatz, sondern auch Spachtel, Hände, Jackson Kreiden und manchmal sogar so ungewöhnliche Malutensilien wie Salatöl.
Sie malt ihre Köpfe also ohne Kopf, kreiert Gedankenwelten ganz aus dem Gefühl heraus. Deshalb nennt sie ihre Kunst KopfART.
Trotz der Symbolik lässt sie dem Beobachter unglaublich viel Freiraum. Je nachdem wer wie mit welcher Stimmung auf das Bild schaut, kommen ganz unterschiedliche Empfindungen, Gedanken und Interpretationen dabei heraus. Somit spiegelt sich in der eigenen Betrachtung auch immer ein Stück der eigenen Persönlichkeit, durch die Augen im Bild betrachtet man auch ein wenig sich selbst.
Daher möchte ich Sie dazu einladen, die Bilder aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten und sich über sie auszutauschen. Gehen Sie mal näher ran und schauen Sie auch mal aus der Ferne drauf. Ich verspreche Ihnen, die Werke bleiben spannend und entdeckungsreich.
Also wagen Sie sich ins Blaue hinein!
Ich wünsche Ihnen viel Spaß dabei.“