28.06. - 26.07.2015
Sichtweisen Christa B. Schweizer
Durch die Fotografien der Künstlerin aus Konstanz lernen wir wieder zu sehen, sie lassen uns innehalten in der schnelllebigen Zeit. Die Gegenständlichkeit des Gezeigten verliert sich umso mehr, je mehr sie sich einem Motiv nähert, je weiter sie sich vom konkreten zum abstrakten Ausdruck bewegt und neben Malerei auch Assoziationen zur Zeichnung, Radierung und Sgraffito bietet. Sie will vor allem Bilder erzeugen, die ihrer Sicht auf die Welt Ausdruck verleihen. „Wichtig ist das Bild und nicht das Abbild.“
„Ich suche nicht, ich finde“ von Christel Voith Christa B. Schweizers Fotografien haben ästhetischen Reiz und sind geheimnisvoll
In der Ausstellung mit dem Titel „Sichtweisen“ überwiegen Pastellfarben, ein zartes Grau oder Hellblau, ein gedämpftes warmes Rot, Rostrot. Man tritt näher, will erkunden, was die abstrakt wirkenden und doch nicht manipulierten Fotografien zeigen. Man entdeckt im Ungewissen ein hingewehtes Blatt, eine einzelne scheue Blüte, doch was verbirgt sich dahinter?
„Ich suche nicht, ich finde“, zitiert die Fotografin eine Aussage von Picasso. „Die Kamera ist meine ständige Wegbegleiterin auf Spaziergängen, Spazierfahrten.“ Wo hat sie wohl die mattglänzende Stoffbahn mit dem straffen Faltenwurf gefunden? Als Schaufensterdekoration? Nein, ganz nah ist sie an einen verpackten Heuballen herangegangen, wie jeder sie an Wiesenrändern sehen kann, aber kaum aus dieser Perspektive wahrnimmt. Aufmerksam betrachtet man das Foto ein zweites Mal und sieht die Folie vor sich. Um aber so ein Bild zu erreichen, braucht man den Blick dafür und das Gespür für die passende Tageszeit, den passenden Lichteinfall, den passenden Ausschnitt.
Dass in einer Reihe von Bildern Rostrot als Farbe auftaucht, kommt auch nicht von ungefähr: Ein riesiges ausrangiertes Ölfass war ihr da ins Auge gefallen, der Nietenkranz auf der rostigen Oberfläche erinnert an ein abgetakeltes Schiff. Ein abstraktes Motiv findet sich zweimal, aber in veränderten Farben. Und Christa Schweizer erzählt, wie sie hier ein und denselben U-Träger auf einer Baustelle im Abstand eines halben Jahres aufgenommen hat – die Witterung hatte die Farben verblassen lassen.
Magische Anziehung
So wie Folien und Rost sie anziehen, so sind es auch verwitterte Zinkabdeckungen auf gelagerten Baumstämmen. Dafür geht sie schon einmal auf Motivsuche in den Wald oder auf eine Baustelle, aber sie bleibt offen für das Neue, Überraschende: „Letztlich gehe ich intuitiv vor, es zieht mich magisch an.“ Etwas von dieser Magie ist in ihren Bildern zu spüren. Einerseits verleiten sie zur Spurensuche, andererseits möchte man es gar nicht so genau wissen, denn rasch findet man seine eigenen Assoziationen. Während noch letzte Arbeiten – meist auf Alu aufgezogen – aufs Aufhängen warten, erzählt die gebürtige Freiburgerin, die in Konstanz lebt, dass sie bereits seit 20 Jahren leidenschaftlich fotografiert. Als Fotografin ist sie Autodidaktin, ein schöner Ausgleich zum Beruf als Sozialpädagogin und Schreinerin.
Die Ausstellung in der Mühle Oberteuringen wird am Sonntag, 28. Juni um 14 Uhr eröffnet. Sie ist bis 26. Juli jeweils sonntags von 14 bis 18 Uhr und bei Veranstaltungen zu sehen