15. September 2012

Die Liederspenstigen

"Mögen hätten wir schon wollen - aber dürfen haben wir uns nicht getraut"

Von Irmgard Dollansky - erschienen: Amtsblatt Oberteuringen, KW 38


Von Heißwachs und unerfüllten Träumen

Von Valerie Gerards - erschienen: 17.09.2012, Schwäbische Zeitung

 


"Mögen hätten wir schon wollen - aber dürfen haben wir uns nicht getraut"

Von Irmgard Dollansky - erschienen: Amtsblatt Oberteuringen, KW 38

Ein freches Frauenkabarett stand am vergangenen Samstag auf dem Programm und das haben die Zuschauer auch bekommen. Gabi Elsässer, Brigitte Hofmann, Ursula Haller Turetzek und die Neue am Klavier, Myriam Endriss, zogen vom Leder über was wohl, na, über die Männer im Allgemeinen und über die Beziehungskisten im Besonderen. Da  gab es einen nur telefonisch anwesenden Herrn Käsmann, der das Frauenquartett ständig mit irgendetwas gängelte. Und während die Drei sich über ihn ausließen, waren sie doch recht handzahm, wenn er vom Golfplatz aus anrief und seine Anweisungen erteilte. Überhaupt war das ein recht lockeres Büro in dem man über Gott, die Welt und sich selbst schwadronieren und vor allen Dingen singen konnte. Alte Schlager dienten als Grundlage, wie beispielsweise Hazy Osterwalds Konjuktursong oder der alte Nowak, der keine Frau verkommen läßt. So konnten die Träume und die Enttäuschungen besungen oder im Alkohol ertränkt werden. Alles wäre so einfach, wenn Frauen Frauen lieben könnten. Aber das ginge auch nicht lange gut, dazu giftelten sich die vier viel zu sehr an. Und überhaupt, so ganz ohne Männer wäre das ganze Programm nichts wert.

Nein, liebe Liederspenstigen, euer vorhergehendes Programm hatte mehr Pfiff, da gab es etwas zu lachen, denn es speiste sich aus Situationskomik. Die Philosophierereien in dem jetzigen Programm hatten durchaus Witz und Hintersinn, aber sie sind zugleich ein schwieriges Metier und der Grat zum Danebentappen ist schmal. Eure Version von Tucholskys literarischer Betrachtung über das Loch war schon etwas gewöhnungsbedürftig. Der Funke wollte an diesem Abend einfach nicht überspringen. Man vermisste ein bisschen den roten Faden, der sich durch den Abend ziehen sollte und manchmal hatte man das Gefühl, der fehlte euch auch. Oder war Nervosität mit im Spiel, dass ihr streckenweise so textunsicher ward?

Im Großen und Ganzen war es ein unterhaltsamer Abend, der den Besuchern so manchen Lacher entlockte, aber ihr könnt es besser und ihr hättet euch auch trauen dürfen.

 


Von Heißwachs und unerfüllten Träumen

Einen Großangriff auf die Lachmuskeln haben die Li(e)derspenstigen am vergangenen Samstagabend in Oberteuringen verübt: Mit Witzen mal oberhalb, mal unterhalb der Gürtellinie hat das Kabarett-Quartett die Gäste im Kulturhaus in der Mühle voll den Geschmack des Publikums getroffen – und sogar die zahlreichen Männer lachen, die so einiges wegstecken müssen.

Die Damen haben es aber auch nicht leicht. Als Sekretärinnen sind sie für die Wunscherfüllung mächtiger Männer zuständig, und werden etwa mit dem Handy vom Golfclub aus tyrannisiert. Ausgerechnet Golf. Das ist ja so ein blöder Sport, findet Frau Müller-Miesling, ein 18 Löcher langer Scheidungssport. Sie müssen Reden überarbeiten, dem Chauffeur Ersatzsocken mitgeben, Krampfaderverödungstermine für die Ehegattin machen, Knöpfe annähen, eine Ballonfahrt buchen. Dabei können sie doch viel mehr. Lieder singen zum Beispiel.

Frau Müller-Miesling, Frau Sabbelgamm und Frau Schreck-Schlotterbeck (Gabi Elsässer, Brigitte Hoffmann, Ursula Haller-Turetzek) werden bei ihren unverfrorenen Liedern bissig von Frau Mozart-Kügele (Myriam Endriss) begleitet. Sie singen über fremdgehende Männer, Heißwachsenthaarungen, unerfüllte Träume, einen verzweifelten Banküberfall und ein von Stöhnen begleitetes inneres Peeling – natürlich geht es nicht wirklich um ein Peeling.

Schläge unter die weibliche Gürtellinie bleiben im Büro auch nicht auf der Strecke. „Sie wissen schon, so ´ne Scheidung ist noch viel teurer als ´ne Hochzeit.“ „Ja, aber man hat auch viel länger Freude daran!“ Dass sich die Karriere der Ehefrau negativ auf die Potenz des Ehemannes auswirkt, sei ja ebenfalls bekannt, „oder wie ist das bei Ihnen zu Hause?“, fragen die bissigen Büroangestellten einen Mann in der ersten Zuschauerreihe.

Die ausgelassensten Lacher ernten Frau Müller-Miesling und Frau Schreck-Schlotterbeck bei der Weinprobe, bei der sie ihre Chefs vertreten müssen. Der eine Wein ist zu sauer, der nächste dick, fett, ölig und mächtig. „Na, das passt ja!“ vergleichen die beiden den Wein mit dem Chef. Ihr glaubwürdiges Lallen und ungezügeltes Lachen stecken erneut den ganzen Saal an. Drei mal holt das Publikum das Quartett auf die Bühne und erklatscht sich eine Zugabe. Die Gäste der Oberteuringer Mühle haben an diesem Abend viel Nützliches gelernt: Über die Tragik und Komik des zweigeschlechtlichen Zusammenseins. Es wäre ja alles so einfach, könnten Frauen einfach nur Frauen lieben.

Von Valerie Gerards (Erschienen: 17.09.2012 Schwäbische Zeitung)