Samstag, 19. Januar 2013
Dubravko Lapaine - experimentelles Didgeridoo in Perfektion
- kroatischer Musiker und Komponist
- einer der weltweit geachtetsten Didgeridoo Künstler
- Finalist des World of Music Awards 2009
mehr Videos: http://youtu.be/pW_F8wokHa0
http://youtu.be/csOWGc5xVOc
Oberteuringen: Musik macht Emotionen fühlbar
21.01.2013 von Claudia Wörner:
http://www.suedkurier.de/region/bodenseekreis-oberschwaben/oberteuringen/Musik-macht-Emotionen-fuehlbar;art372488,5865386
Didgeridoo-Konzert mit Dubravko Lapaine in der „Mühle“ in Oberteuringen
„Ich fühle die Schönheit der Musik und ich möchte sie teilen“, schickte Dubravko Lapaine seinem Konzert in der „Mühle“ voraus. „Listen with your whole body – hör mit deinem ganzen Körper“, empfahl der außergewöhnliche Musiker und begann, seine Didgeridoos zu spielen. Zu hören, besser gesagt, zu erleben, waren experimentelle Klänge, die in ihrer archaischen Anmutung von Lapaine zu einem dichten, faszinierenden Klangteppich verwoben wurden. Musik, bei der es nicht auf Noten, eine Rhythmik oder gar auf einen einen Takt ankommt, sondern Musik, die Emotionen hör- und fühlbar macht.
Wer die Didgeridooklänge von Straßenfesten kennt, wurde in der „Mühle“ überrascht. Hat der Künstler irgendwo eine Rhythmus-Maschine versteckt? Kaum zu glauben, dass der komplette Sound, hinter dem man eine ganze Percussion-Group vermutet, von nur einem Mund erzeugt wird. Der aus Kroatien stammende Weltmusiker – er war 2009 Finalist des „World of Music Awards“ – versteht es, allein mit Lippen, Stimmbändern und Atem die mehr als zwei Meter lange Röhre zu füllen und Musik von beeindruckender Stärke und Intensität zu erzeugen. „Die ganze Welt in einer kleinen Stimme“, kündigte er den nächsten Song an und betonte den meditativen Charakter seiner Musik. Man hörte den Wind blasen, der sich zum gewaltigen Sturm auswuchs, aus einzelnen Regentropfen wurde ein prasselnder Guss, der alles hinwegschwemmte. Dann wieder ein Stück, bei dem sich die Klänge fröhlich aneinander reihten und Lapaine einen entspannten Dialog mit seinem Didgeridoo zu führen schien. Oder war da gar Vogelgezwitscher herauszuhören?
Mit dem Didgeridoo-Spiel begonnen hat Lapaine vor 13 Jahren. „Ich machte nichts anderes mehr. Meine Freundin verließ mich und ich gab meinen Job auf“, erzählt er. „Ich habe nur noch gespielt, jeden Tag acht Stunden.“ In Australien war der Musiker noch nie. „Man sagt, das Didgeridoo kommt von dort, aber ich glaube, dass es uns vom Kosmos geschenkt wurde.“ Und wieder ließ er das Instrument klingen. Im Rhythmus des Herzschlags setzte er einen Beat an den anderen. Der Puls stieg erneut und man meinte, ein Trommelorchester zu hören. Mit seinem tiefen Didgerodoo ließ Lapaine einen Elefant über den Himmel marschieren. Schritt für Schritt. Das Zwerchfell der Zuhörer schwingt mit und man möchte sich dem Tier auf seinem Weg durch Raum und Zeit anschließen. Lapaines Sound wühlt sich tief hinein in das akustische Empfinden. Aber die Ohren allein reichen nicht. Man muss seine Musik mit dem ganzen Körper wahrnehmen.
Dubravko Lapaine lässt die hölzerne Röhre gurren
Oberteuringen Minuntenlanger Mono-Ton, der an das tiefe Brummen eines Bärs erinnert. Meditatives Grollen aus einem hölzernen Rüssel, das einen schier in Tiefschlaf schwingt. Fehlanzeige. Der kroatische Didgeridoo-Virtuose Dubravko Lapaine entlockt seinem ausgehölten Stamm in der Mühle in Oberteuringen vor rund 100 Zuhörern am vergangenen Samstag andere Töne. Völlig andere. Einzigartige. „Das klingt, also ob drei, vier Musiker auf einmal spielen. Das ist fast wie das Konzert einer Band. Mehrstimmig“, zeigt sich eine Zuhörerin in der Pause so verzückt wie verwundert. „Wie schafft der das nur?“
Nach einer Stunde unermüdlichen Blasens, Pustens und Schwitzens gönnt sich der Kroate eine kurze Pause. Schnell ist er umlagert, ein gefragter Mann. „Original ist das, was aus dir herauskommt, was du erzeugst“, gibt er als Antwort auf die Frage, warum er nicht wie andere auf dem Didgeridoo spielt, eher ursprünglich. Nein. Für Dubravko Lapaine gebe es kein wirkliches Original, wie er selbst sagt.
Die enorme Konzentration ist dem Virtuosen anzumerken. In drei Didgeridoos bläst er abwechselnd hinein, stets mit einem Kopfhörer auf. „Damit höre ich ganz nebenher Musik und Nachrichten“, scherzt Lapaine. „Nein, nein. Während des Spielens habe ich so viele Stimmen im Kopf, dass ich meine eigene Musik ganz laut über die Kopfhörer ins Ohr bekommen. So kann mich nichts mehr ablenken. “ Seit mehr als zehn Jahren feilt Lapaine an seiner Methoden, um das uralte Instrument zu neu zu bespielen.
So verzerrt er die Töne, dehnt diese, sucht weiter nach den schier unendlichen Möglichkeiten des noch recht unerforschten Didgeridoos. Das Ergebnis ist zu hören, zu spüren, gar zu fühlen: Murren, gurren, grunzen, gurgeln, röhren – Lapaine holt aus der hölzernen Röhre raus, was andere höchstens auf dem elektronischen Weg schaffen. Wenn überhaupt. Und das alles nur mit der Kraft seiner Puste. Puste? Nein. Der Begriff Druckluft bringt es besser auf den Punkt. „Mein Atem hat eine enorme Kraft, die Luft kommt mit viel Druck heraus“, ist sich Lapaine bewusst.
Kaum etwas erinnert in den zwei Stunden Konzert an die Kunst, wie die australischen Ureinwohner minutenlang ihre Röhre zum Murren brachten. Lapaine hat die Kunst des Didgeridoos weiter entwickelt. „Der ist fünf Stufen weiter“, ist eine der Organisatorinnen des Konzertes überzeugt. Nicht ohne Grund hat der Kroate internationale Musikpreise gewonnen, unter anderem den World of Music Award 2009.