18. Oktober

SPRUNGBRETT XXIV

19.10.2014 Schwäbische Zeitung FN

Von Hannes Köhle

Talente treten in Teuringer Mühle auf

22.10.2014 SÜDKURIER FN

Von Harald Ruppert

Temperament statt Tamtam

 19.10.2014 Schwäbische Zeitung FN
Von Hannes Köhle

Talente treten in Teuringer Mühle auf

 Die Oberteuringer Mühle hat am Samstagabend zum 24. Mal jungen Künstlern wieder ein „Sprungbrett“ geboten, um erste Bühnenerfahrung zu sammeln. Der Kulturabend soll Künstlern auch die Möglichkeit bieten, in der Region bekannter zu werden.
„Zu uns kommen Leute, die sonst in der Garage proben. Hier können sie dann auftreten um Sicherheit auf der Bühne zu bekommen“, sagt Bruno Rauscher, Organisator des „Sprungbretts“. Ganz nach dem Motto „wenn’s daneben geht - geht´s daneben“. Neben der Möglichkeit, das Lampenfieber zu besiegen und auf der Bühne Routine zu bekommen, soll die Veranstaltung den Künstlern in der Region zu mehr Bekanntheit verhelfen – sozusagen ein Sprungbrett bieten. Die Vielfalt ist groß. „Zu dieser Veranstaltung kommen ganz unterschiedliche Leute“, sagt Rauscher – von Dichtern, die eigene Werke rezitieren über Stand-Up Comedians bis zu Mundharmonika-Spielern. Zu sehen ist „einfach alles was sich auf einer Bühne abspielen kann.“ Pünktlich um 19.24 Uhr beginnt das Programm. Den Anfang macht die Tänzergruppe „Special Mix“ aus Ravensburg. Mit heißen Rythmen und einer gut einstudierten Choreografie stimmen sie das Publikum auf einen Abend mit viel Musik ein.
Michael Schuch braucht nur eine Gitarre, einen Verstärker und ein Mikrofon, um das Publikum mit seinen selbstkomponierten Stücken zu verzaubern. „Ich gehöre zu den Menschen, die vor dem Einschlafen grübeln“, sagt er seinen Zuhörern und spielt seinen Song „Looking back“. „Ich war angespannt, jetzt bin ich voller Glücksgefühle“, sagt Schuch nach seinem Auftritt. Bei der Musik sei er immer voll bei der Sache, sagt er. Dann betritt die Band „Relax“ die Bühne. Drei Menschen mit Behinderung spielen zusammen mit ihrem Betreuer selbst komponierte Stücke mit witzigen Texten. So besingt „Relax“ etwa die „Currywurst“. Und das zur Freude des Publikums. Am Ende covert die Band noch Whitney Houston’s „I will always love you“. Diese Leistung würdigt das Publikum mit einem langen Applaus und viel Lob. „Das ist gelebte Inklusion“, sagt etwa Zuhörerin Margreth Schäfer.
Melodie im Kopf
Kurzer Umbau. Die drei Keyboards werden gegen zwei E-Gitarren ausgetauscht. Die Band „Own Opinion“ tritt auf. Auch ihre Songs sind selbst komponiert. „Fast immer kommt einer mit einer Meoldie im Kopf zur Probe – daraus basteln wir dann ein Lied“, sagt Gitarrist Samuel Specker. Die letzte Band an diesem Abend ist „Black Canvas“. Auch hier dominieren die E-Gitarren. Spätestens jetzt ist die Mühle wieder wach. Musikalisch rocken die vier Jungs ab – die kruden Texte sind allerdings etwas gewöhnungsbedürftig. Zum Abschluss tanzen nochmal „Special Mix“ aus Ravensburg in der Mühle – in aufwendigen ägyptischen Kostümen. Ein abwechslungsreicher Abend mit einigen Überraschungen. Das nächste Sprungbrett findet am 18. April statt.

Einen kleinen Ausschnitt sehen Sie online im Video unter www.schwaebische.de/sprungbrett-muehle

Geschafft: die Künstler haben das Programm gemeistert und das Publikum begeistert

22.10.2014 SÜDKURIER FN

Von Harald Ruppert

Temperament statt Tamtam

Bruno Rauscher hat es nicht so mit den großen Worten in eigener Sache. „Irgendwann ist mal gut“, meint er; und das ist alles, was er zu den eigenen Verdiensten zu sagen hat: Zwei Dutzend Mal hat er das Sprungbrett in der Mühle Oberteuringen organisiert. 24 Talentbörsen, in denen alles zusammenfand, was die Region an zuvor verborgener Unterhaltungskultur zu bieten hat. Nun hört Rauscher damit auf, gibt seine Aufgabe weiter – und alles ohne Tamtam. Fürs Tamtam ist schließlich die Bühne da. Auch an diesem Abend.
Das 24. Sprungbrett ist nicht mehr so unvorhersehbar wie manches andere. Aber das liegt daran, dass das Sprungbrett seine eigene Geschichte geschrieben hat. Für keinen der Nachwuchskünstler dieses Abends ist es das erste Sprungbrett. Alle sind sie schon ein- oder mehrere Male hier aufgetreten, und manche haben sich hier einen Namen gemacht. Die Publikumslieblinge im bestens besuchten Saal sind schnell ausgemacht: die Tanztruppe „Special Mix“ aus Ravensburg und die integrative Band „Relax“ der Heimschule Haslachmühle um ihren Leiter und Lehrer Reinhard Löhl. Der Auftritt der Musiker mit Behinderung hat den Charme des Ungebremsten, für den vor allem Andrej Kindsvater am Schlagzeug sorgt. Mit drei Keyboards und Gitarre spielt die schon seit zehn Jahren in wechselnder Besetzung bestehende Band Lieder mit Texten, die arglos erscheinen und dennoch verschmitzt sind: „Döner – Döner macht mich schöner“ fasst Luwana Reinhardt ihre Schwäche für Fastfood in Worte. Bei einer Ballade von Whitney Houston, die natürlich weniger gesangsduselig daherkommt als im Original, zückt das Publikum die Feuerzeuge.
Wieder einmal treiben Special Mix für ihre beiden jeweils nur fünfminütigen Clubdance-Auftritte gewaltigen Aufwand: In bauchfreien Kostümen legen sie eine kraftvolle Choreographie hin, in der die Pop- und Rap-Rhythmen impulsiv umgesetzt werden. Und am Ende geht's sogar ins alte Ägypten, zum Tanz der lose stoffumwickelten Mumien-Mädchen. Auch hier wird der Sexappeal von „Special Mix“ nicht gerade vernachlässigt. Großer Applaus für ein großes Spektakel.
Nach dieser Show hat es Michael Schuch mit seinen introspektiven Folkpopstücken auf der akustischen Gitarre freilich schwer. Waren „Special Mix“ aus dem Häuschen, ging's bei ihm zurück ins Schneckenhaus, in mäandernden Melodien, von denen manche kein Zentrum fanden. „I was a shadow in the street“, singt der ernsthafte Liedermacher zur suchenden Gitarenlinien, und: „The future never calls a silent boy like me”. Klingt, als müsse der Junge ein wenig ins Leben hinausgestoßen werden, um die Zaghaftigkeit zu verlieren.
Zaghaft ist der Rock von Black Canvas demgegenüber nicht gerade: Die 2012 gegründete Band aus Meckenbeuren und Tettnang spielt in ihren eigenen Stücken einen merkwürdigen Crossover zwischen hartem Pop und einem Gesang, aus dem stellenweise der Death Metal grüßt. Die fürs Genre obligatorischen bösen Grunzer sind jedenfalls drin. Es wird aber auch richtig lustig, wenn die Jungs erst richtig den Hormonhahn aufdrehen. „Baby, Baby it's fuck time“, lautet dann das Motto nach alter Bürgerschreck-Manier, und die Gitarre gniedelt einen Boogie, der nach verschwitztem schwarzen Leder riecht.
Weniger fett in Sachen Showfaktor, aber ambitioniert in der Erarbeitung komplexerer Songstrukturen sind die Youngster von „Own Opinion“ aus Oberuhldingen. Wenn's auf diesem Weg weitergeht, entwickelt sich die Band um Sängerin Debora D'Arca zu einer Art „Die Happy“ mit Rap-Einlagen – wobei der Sprechgesang von Samuel Specker stammt. Trotz Bands wie Aerosmith und Rage Against the Machine stößt man auf die Rap/Rock-Kombipackung nicht allzu häufig. „Own Opinion“ schürfen also in einer interessanten Gegend. Weiterzumachen lohnt sich für sie wie auch für das ganze Sprungbrett. Die 25. Auflage wird am 18. April 20125 stattfinden. Bewerben kann man sich schon jetzt (www.sprungbrett-muehle.de).