Von der großen Liebe zu Mini-Bäumen
Der Bonsai-Arbeitskreis Bodensee hat anlässlich seines 25-jährigen Bestehens eine Ausstellung in der Oberteuringer Mühle gezeigt. Die Exponate sind teils schon 80 Jahre alt.
SK 18.06.2017 von Andrea Fritz
Mit einer winzigen Schere und meditativer Vorsicht zwickt Hans-Martin Schmid zwei Triebe von dem kleinen Nadelbäumchen ab. Charlotte Mayer nickt zufrieden, nun stimmt die Silhouette ihres Bonsai-Bäumchens. Jetzt können auch die Besucher kommen. "Alle unsere Bonsais präsentieren sich ihnen heute im Sonntagskleid", sagt Schmid, der als Arbeitskreisleiter die Ausstellung zum 25-jährigen Bestehen des Bonsai-Arbeitskreises Bodensee am Samstagnachmittag eröffnet und übers Wochenende mehrfach durch die Teuringer Mühle geführt hat. Als Gründungsmitglied kennt er nicht nur jedes der 30 ausgestellten Bäumchen, sondern auch deren Geschichten und die Besitzer, davon viele schon seit Jahrzehnten.
"Dieser Baum hier ist mehr als 80 Jahre alt", sagt Schmid und zeigt auf einen kleinen Fächer-Ahorn aus seiner Sammlung, "der Beschaffungswert für diesen Bonsai liegt knapp unter 3000 Euro." Das müsse Einsteiger aber nicht abschrecken, denn in der Baumschule gebe es gute junge Bäume schon für rund 50 Euro. Noch preiswerter ist es, sich ein Übungsobjekt im eigenen Garten heranzuziehen oder mit Erlaubnis des Gartenbesitzers im Nachbargarten auszugraben. Nicht alle haben so viel Glück wie Tobias Bahmüller, er hat seinen Yamadori, so nennt man Bonsai-Findlinge, auf einem Parkplatz entdeckt. Es handelt sich um eine 40 Jahre alte Heckenmyrte mit viel schönem Totholz. In der Ausstellung war sie neben Exponaten wie der 15 Jahre alten Penjing-Landschaft, Chinesischem Wacholder aus Japan, einer liegenden Rotbuche (ebenfalls ein Yamadori), einem zwölf Jahre alten Winterlinden-Wald aus der Baumschule und anderen spannenden Baumwinzlingen zu sehen.
"Im Grunde kann man aus jedem Gehölz einen Bonsai formen, mitbringen muss man nur die Liebe zur Natur", erklärt Hans-Martin Schmid. Für den Anfang genügen eine scharfe Schere und ein gutes Lehrbuch. Noch besser wäre es natürlich, sich gleich dem Arbeitskreis anzuschließen, der sich regelmäßig zu Vorträgen und der Gestaltung aller Baum- und Straucharten trifft. Es geht um Techniken bei der Formgebung, Umtopfen, Gießen, Düngen, Pflanzenschutz und mehr. Zweimal im Jahr finden Schulungen durch einen erfahrenen Bonsai-Lehrer statt.
Das Heranziehen des eigenen Märchenwaldes in der Schale ist eine 2000 Jahre alte Kunst und ein Hobby für jedes Alter. Man sollte allerdings wissen, dass die meisten Bonsais Freilandpflanzen sind und auch draußen überwintern wollen. Deshalb war auch die Ausstellung kurz und die kleinen Bäumchen durften nach zwei Tagen wieder zurück an die frische Luft.
Der Arbeitskreis
- Der Bonsai-Arbeitskreis Bodensee trifft sich regelmäßig jeden ersten Dienstag im Monat um 20 Uhr im Naturfreundehaus in Friedrichshafen, Untereschstraße 11, Telefon 0 75 41/2 52 88. Gäste sind immer willkommen. Am 4. Juli ist das Thema "Bäume zeichnen und skizzieren", am 5. August findet ein Sommertreff beim Arbeitskreisleiter statt, am 5. September geht es um den Baum des Jahres und ums Umtopfen, am 10. Oktober sind Obstbäume und Herbstarbeiten an der Reihe, am 7. November geht es um Stilkunde und die Vorbereitung der Überwinterung und am 10. Dezember gibt es den gemütlichen Jahresabschluss. Zudem findet am 22. Oktober die Regionalschulung mit Wolfgang Meinhard in Eislingen statt.
- Wer Kontakt Arbeitskreis aufnehmen möchte, wendet sich an Leiter Hans-Martin Schmid, Bürglen 4, 88090 Immenstaad, Telefon 0 75 45/35 53, E-Mail:
Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. ; oder an Stellvertreterin Charlotte Mayer, Dietrich-Bonhoefferweg 7, 88094 Oberteuringen, Telefon 0 75 46/12 39, E-Mail:Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. (afr)