Comedy mit kaltem Handy-Entzug in der "Mühle"

Jakob Nacken und Helge Thun spotten in Oberteuringen über Trump, Erdogan, Ursula von der Leyen und was ihnen sonst noch vor die Flinte kommt.

SK 22.05.2017 von Karin Kehlert

Zwei junge Männer sprinten auf die Bühne der Kulturmühle in Oberteuringen. Begleitet vom Applaus der Zuschauer, wirft sich das Duo auch schon die ersten gut gezielten, verbal ausgeklügelten Bälle zu. Denn Nacken und Thun sind dafür bekannt, dass sie das Publikum in Sachen Lachen nicht zur Ruhe kommen lassen.

Klobige grüne Turnschuhe zieren die Füße des Einen, der sich lasziv ans Keyboard setzt, während der Andere mit reger Körpersprache ebenso glänzt wie mit den Orangetönen seiner Oberbekleidung. Beide liefern sich ein Wortduell über Handys und endecken es als Kosmetikinstrument: Fotografiert man sein eigenes Konterfei mit offenen Augen, kann man mit dem Handy getrost Augenpflege betreiben und keiner merkt es. Doch dann lädt Helge Thun zu mindestens eineCor Stunde "kaltem Handy-Entzug" ein und der offizielle Abend beginnt mit dem Lied "Sidekick", gesungen von Jakob Nacken. An Klavier und Keyboard macht ihm keiner etwas vor.

Da betritt die Politik die Bühne und als Erstes bekommt Donald Trump sein Fett weg. Lässig vergleicht Thun Trump mit Kim Jong Un anhand der ähnlichen Frisuren und dem stoischen Gesichtsausdruck. Dann jagt ein Sidekick den nächsten. 100 Tage Trump sind wirklich genug, genauso wie ein Jahr Grün/Schwarz in Baden Württemberg, findet Thun. Trump war der Erste, der Erdogan zum Wahlsieg gratulierte, und Thun stellt die Frage: "Wie kann jemand, der so offensichtlich inkompetent ist, zu so einem Job kommen?" Auch "der Russe" wird nicht verschont. Das berühmte Foto von Putin, oben ohne auf einem Pferd, möchte man mit Sigmar Gabriel oder einigen anderen deutschen Politikern jedenfalls nicht sehen. Außerdem heißt der russische Präsident wie ein deutsches Geflügel, was dem Ganzen auch nicht wirklich zu Gute kommt.

Thun und Nacken klären auf, dass Verteidigungsministerin von der Leyen bei der Bundeswehr "unserer schnelle Eingreif-Puppe" genannt wird, und schließlich kommen sie zum Dritten Reich: Die Neuauflage von Hitlers "Mein Kampf" wurde von zig Wissenschaftlern mit 3400 Kommentaren versehen, wo doch ein Satz gereicht hätte: Hier schreibt der Autor einen Scheißdreck. Den Maßstab für Political Correctness liefert ein Leitsatz von Schopenhauer: "Wir sind nicht nur verantwortlich für das, was wir tun, sondern auch für das, was wir widerspruchslos hinnehmen."Und der letzte Satz an diesem Abend lautet: Die Welt braucht Optimisten und vor allem Humoristen."