Für alle Schwaben und den Rest der Welt
SZ 1.Juli 2019 von Wilfried Geiselhart
Sehen gut aus: „Die Ziegelbacher“ – Kuno Reichle, Walter Strobel, Bruno Häfele und Günter Musch (von links) – wissen auch über den Krankenhausalltag bestens Bescheid.
Schwaben sind rechte Kerle. Allgäuer natürlich auch. Und sie sind pünktlich wie die Maurer. Wenn sie auch noch singen können und über allerlei Wortwitz verfügen, dann steht einem vergnüglichen Abend nichts im Wege. So gesehen und erlebt am vergangenen Samstag in der Mühle Oberteuringen. „Die Ziegelbacher“ zogen mit gepflegtem A-cappella-Gesang und Comedy-Einlagen alle Register und sorgten dafür, dass im voll besetzten Saal getreu ihrem Anspruch „kein Auge trocken blieb“.
Howie – aber gern. Elvis – natürlich. Und auch die Beatles kommen nicht ungeschoren davon. Gecovert wird von Günter Musch, Kuno Reichle, Walter Strobel und Bruno Häfele so gut wie alles. Unter einer Bedingung: Der Text muss schwäbisch präsentiert werden. Natürlich gehören auch Eigenkompositionen zu ihrem Repertoire. „Hauptsache, dass koiner grätiger hoimgoht, als er herkomma isch“, legt Günter Musch schon mal die Marschroute fest. Die vier schwäbischen Prachtexemplare machen übrigens in jeglichem Outfit eine prächtige Figur – sei es mit Badekappen, im Chirurgendress, als sexy Krankenschwestern oder als kultige Pilzköpfe. Und sie haben viel zu erzählen. Über die Lust und Last des Ehealltags, natürlich übers Essen und vor allem übers Trinken. Nicht zuletzt über die Gallenblase, über juckende Hämorrhoiden und lästige Arztbesuche, schließlich ist man ja auch schon etwas in die Jahre gekommen, gell?
Weltoffen und gemütlich
Schwaben sind in der ganzen Welt zu Hause. So sollen doch bei der Entdeckung von Amerika auch schon Sindelfinger und Böblinger mit von der Partie gewesen sein. Doch bei aller Weltoffenheit zählt die Gemütlichkeit doch eigentlich viel mehr. Also nichts wie das Dschungelbuch aufgemacht und in die Rolle des pelzigen Balu geschlüpft.
Schade eigentlich, dass die Jungs manchmal allzu rustikal daherkommen, weil sie der Versuchung nicht widerstehen können, auch schon hundertmal gehörte, harmlose Kalauer – die sich nicht selten um die Primärbedürfnisse drehen – aus der letzten Kommodenschublade herauszuholen. Dabei haben die „Ziegelbacher“ gerade gesanglich so viel zu bieten. Immer wieder wird der Ball der Leadstimme von einem zum anderen Sänger geworfen. Einen Part, den Kurt Reichle als erster Tenor perfekt übernimmt, der aber auch Bruno Häfele beim ihm auf den Leib geschriebenen „Ranzenlied“ gut zu pass kommt. Natürlich scheut er auch das Bad in der Menge nicht.
Als Geräuschinstrumente kommen zwischendurch auch schon mal ein paar Löffel zum Einsatz. Beim neuen Dieselauto kommt letztlich nichts anderes als „Return to Sender“ infrage und so darf die „Sentimental Journey“, also die sentimentale Reise, auf Schwäbisch auch nach der Pause weitergehen. Kurzweilige Stunden gehen schnell vorbei. Reichlich Applaus gibt’s auch. „Schwäbisch isch gsund.“ Diese Weisheit darf man getrost mit nach Hause nehmen. Als ob sich irgendjemand im Saal dieser Erkenntnis hätte entziehen können. Schwaben sicher nicht – und alle anderen werden das auch noch lernen.