Erlebbare Werke: Der Kunstraum feiert Zehnjähriges

SZ 14. Juni 2019   von Silja Meyer-Zurwelle

Zehn Jahre, 31 Künstler, 55 Werke: Der Kunstraum in Oberteuringen mit seinem Skulpturenweg feiert dieses Jahr sein erstes Jahrzehnt. 2009 nahm alles im Pfarrgarten und an der Rotach mit neun Künstlern seinen Anfang. Was zunächst ein kleiner, sorgfältig geplanter Ableger des sechs Jahre älteren Kulturhauses Mühle war, ist heute ein fester und stetig größer werdender Bestandteil.

Barbara Kensy-Schneider ist als Organisatorin seit der ersten Stunde für die Programmgestaltung der Ausstellungen verantwortlich. Die Herausforderungen dieser Tätigkeit kennt sie daher besonders gut. „Es ist nicht immer einfach, genug Leute, die mithelfen, zu finden. Die größte Arbeit des Ganzen ist tatsächlich, dass auch alle am Ball bleiben. Schließlich reden wir hier über sehr viel ehrenamtliches Engagement, das viel Zeit und Einsatz erfordert“, sagt sie. Zugleich sei sie aber sehr froh über die Freiheiten, die die Gemeinde dem Kunstraum von Anfang an eingeräumt habe.

Verbindung zum Kunstweg

Dass Barbara Kensy-Schneider mit dem Kunstraum eine Menge Leidenschaft für die Sache verbindet, wird unmittelbar deutlich, wenn sie darüber spricht. „Die Abwechslung von Skulpturen und Ausstellungen, mit den Künstlern gemeinsam loszugehen und zu schauen, wo ihre Werke im Ort am besten zur Geltung kommen könnten: Das macht mir große Freude“, schildert sie. Ihr Interesse an Kunst kommt nicht von ungefähr: Barbara Kensy-Schneider ist selbst als Künstlerin tätig, hat bereits drei Ausstellungen in Oberteuringen mit ihren eigenen Werken bestückt und auch eine Skulptur gestaltet. Diese steht als eine von acht so genannten Beobachtern an der Kunstplastik „Engpass“, die den Kunstraum mit dem Oberschwaben-Kunstweg verbindet. Der „Engpass“ besteht aus zwei gegenüberliegenden Treppenaufgängen, die nach oben hin immer schmaler werden. Er wurde 2010 von dem spanischen Künstler Tom Carr gebaut und 2014 durch die Beobachter-Skulpturen – Menschensilhouetten aus Stahl, die von acht verschiedenen Künstlern gestaltet wurden – ergänzt.

Auch wenn der „Engpass“ von einem spanischen Künstler gemacht wurde, setzt das Team um Barbara Kensy-Schneider in der Auswahl der Werke einen besonderen Schwerpunkt bei der Regionalität. Längs und quer durch die Gemeinde verteilen sich somit die Skulpturen von Künstlern aus Friedrichshafen, Wangen, Ravensburg, Kressbronn, Markdorf oder auch Tettnang.

„Für die Künstler ist der Kunstraum eine tolle Gelegenheit, ihre Werke umfassend auszustellen. Gerade für die Kunstschaffenden aus der Region ergeben sich ja sonst nicht unbedingt immer so viele Möglichkeiten“, betont Barbara Kensy-Schneider. Künstler zu finden, fiele ihr demnach auch nicht schwer. „Ich kenne Gott und die Welt“, sagt die Organisatorin und lacht. Mittlerweile werde sie auch häufig von Künstlern angeschrieben. „Auch aus der Zeitung oder aus dem Internet bekomme ich manchmal den entscheidenden Denkanstoß, wen man noch einladen könnte“, sagt Barbara Kensy-Schneider. Zusätzlich sei auch eine gute Zusammenarbeit mit dem Kunstverein Ravensburg-Weingarten für die Künstler-Akquise sehr nützlich. Jedes Jahr gibt das Kunstraum-Team den beteiligten Künstlern der laufenden Ausstellungs- und Skulpturen-Saison zusätzlich die Chance, sich und ihre gesamten Werke in einer „Making of“-Ausstellung zu präsentieren.

„Seit neun Jahren erscheint auch im Ein-Jahres-Rhythmus unser Flyer“, sagt Barbara Kensy-Schneider nicht ohne Stolz, denn ihre Tochter, die Kommunikationsdesignerin Angela Verena Schneider, gestaltet die Prospekte mit viel Gespür für eine Optik, die mittlerweile auch einen großen Wiedererkennungswert bei dem Publikum des Kunstraumes hat. Angela Verena Schneider hat zudem mit ihrer Mutter das Muster für eines der sichtbarsten Kunstraum-Projekte, den Kunstraum-Turm, entworfen. Der Turm, eigentlich eine Strom-Umspannstation des Regionalwerks Bodensee, wurde 2012 dahingehend von verschiedenen Künstlern bemalt. Seitdem zeigt er zu allen vier Seiten jeweils eine Jahreszeit.

Rückmeldung von Bürgern

Wie sehr sich die Bürger der Gemeinde mit dem Kunstraum auseinandersetzen und identifizieren, freut Barbara Kensy-Schneider immer wieder: „Ob mal eine der kleinen Metallplatten, auf denen Titel und Künstler zu der Skulptur stehen, unerlaubterweise abmontiert wurden oder sonst etwas passiert: Oft sind es die aufmerksamen Bewohner Oberteuringens, die uns das sofort mitteilen“, erzählt die Kunstraum-Leiterin.

Was sie sich für die Zukunft des Vereins wünscht? „Dass noch ein paar feste Mitarbeiter dazukommen, denn der Ideenaustausch untereinander ist sehr wichtig. Es wird auch nicht weniger Arbeit“, sagt Barbara Kensy-Schneider. Einen speziellen Künstler wünsche sie sich hingegen nicht: „Ich finde es wichtiger, dass die Vielfalt des Angebots bleibt“, meint sie.

Auch für den Festtag zum Zehnjährigen hat sich das Team natürlich wieder ein neues Kunstwerk überlegt: In Ergänzung zum Kunstraum-Turm soll am Sonntag, 30. Juni, um 13 Uhr die Kunstraum-Box enthüllt werden. Die Umspannstation am Pfarrgarten zeigt von da an in grafischer Farbgestaltung die vier Tageszeiten auf ihren vier Seiten. Vor der Enthüllung beginnt das Künstlerfest bereits um 11 Uhr mit einer Vernissage in der Mühle, begleitet von Musiker Thomas Lutz. Um 12.30 Uhr soll sich eine Führung durch den Kunstraum anschließen – vom Haus am Teuringer bis zum Pfarrgarten, wo dann die Kunstraum-Box das erste Mal zu sehen sein wird.

>>> Fotos vom 30. Juni